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Kultur
21.08.2025

Spannende Ackerhus-Geschichte

Lesen und Schreiben wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wichtiger.
Lesen und Schreiben wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wichtiger. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
Der Kunstverein Oberer Zürichsee besuchte das Museum Ackerhus in Ebnat-Kappel und erfuhr überaus Interessantes zur Geschichte und seinem bekanntesten Bewohner, dem Lehrer Edelmann.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Diese Redewendung passt perfekt zu den Veranstaltungen des Kunstvereins Oberer Zürichsee und führt einem vor Augen, welche kulturellen und künstlerischen Juwelen in unserer Region zu finden sind.

Eines davon ist das Ackerhus, ein wunderschönes Toggenburger Haus, das eigentlich da gar nicht stand. Ursprünglich der Wohnsitz der Kuonz in Oberhelfenschwil, wurde es von der Familie Edelmann 1952 mitsamt seiner Ausstattung auf den Acker in Ebnat-Kappel versetzt und beherbergt nun ein sehr interessantes Museum. Und in diesem dreht sich alles um den Lehrer Albert Edelmann, der nicht nur dort lebte und wirkte, sondern selbst mit viel Sachverstand eine museale Sammlung anlegte, unterstützt von seiner umsichtigen Haushälterin Ida Bleiker, und diese als bewohntes Heimatmuseum den Menschen zugänglich machte.

In diesem Gefäss (l.) bewahrte man Zwiebeln auf und schnitt das aus den Löchern wachsende und sehr begehrte Grün ab. Marianne Nüesch zeigte die Froschauer-Bibel mit den abgerissenen Seitenstreifen unten. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy (Collage Linth24)

Marianne Nüesch und Dr. Jost Kirchgraber nahmen die gut 30 interessierten Kunstverein Mitglieder unter ihre Fittiche, vermittelten viel Wissenswertes von Raum zu Raum und überraschten mit Fragen zu ausgestellten Gegenständen, auf die keiner eine Antwort wusste. So ein metallenes kugelförmiges Gebilde, mit grossen Löchern rundherum und von der Decke hängend. Darin wurden Zwiebeln aufbewahrt und durch die Aussparungen wuchsen die grünen Triebe, die besonders im Winter sehr begehrt waren. Oder die abgerissenen Seiten-Streifen teils unten in der Froschauer-Bibel vom 1556. Besonders hilfreich scheinende Bibelsprüche wurden dann zu Kugeln geformt und zur besseren Wirkung heruntergeschluckt.

Jedes Zimmer ist Zeuge einer Zeit und entführt in die hohe Kunst der Möbelmalerei, zeigt Instrumente, die Toggenburger Tradition und Kulturgeschichte und wie sich Lesen und Schreiben langsam durchsetzte.

Edelmann als fortschrittlicher Lehrer, Musiker und Maler

Aber zurück um Lehrer Albert Edelmann (1886-1963), der nicht nur für seine Zeit überaus fortschrittlich im Schulhaus Dicken lehrte, sondern auch ein talentierter Musiker und Maler war. Aus Interviews mit ehemaligen Schülern weiss man, dass er sehr väterlich war, niemanden angeschrien oder geschlagen hat, Zahnbürsten für seine Schützlinge kaufte, für die Mädchen einen Skilehrer engagierte und die Jungs zum Kochunterricht schickte.

In den Sommermonaten genoss Edelmann das Malen. Gemeinsam mit den Künstlern Karl Hofer und Hans Brühlmann (dem in Vättis ein Rundweg gewidmet ist) malte man die Berglandschaft, Selbstbildnisse oder Stillleben im Bergschulhaus oberhalb von Ebnat. Er pflegte diese Freundschaften mit den Künstlern, darunter auch Hedwig Scherrer, und wurde sehr geschätzt, wie die vielen geschenkten Gemälde beweisen.

Museum mit wunderschönem Anbau und Highlights

Dank des Einsatzes des Kulturvereins Ackerhus, unter der strategischen Aufsicht der Albert Edelmann Stiftung, verfügt das Museum über einen wunderschönen Anbau, in dem sich Sonderausstellungen und ein Kulturlokal befindet, in dem Feiern, Konzerte und Trauungen stattfinden.

Philipp Kamm spielt virtuos die Toggenburger Hausorgel von 1807. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Zwei alte Toggenburger Hausorgeln aus dem 18. Jhd. zogen dank den talentierten Händen von Philipp Kamm, Kirchenmusiker und Musiktherapeut, alle Register und zauberten traumhafte schöne Melodien, ob sakral, klassisch oder modern.

  • Dr. Jost Kirchgraber erklärte die Ausstellung von Werner Maier «Ohni Witz». Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
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  • «Du verbrennti Zääne», ganz im Wortsinn hinter Glas präpariert. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
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Ein Stock tiefer darf man schmunzeln. Der Künstler Werner Meier zeigt «Ohni Witz» zum Beispiel fünf kleine getrocknete Häufchen Mist mit dem sinnigen Titel «Miststücke», gleich neben giftgrün lackierten Kuhfladen und gegenüber den arg zerzausten, angekokelten Weidengeflechte im Glaskasten: «Du verbrennti Zääne».

Und so genossen die Kunstverein-Mitglieder mit einem Lächeln im Gesicht den Abschluss des spannenden Vormittags mit feinen Plättli und einem guten Glas Wein.

Kunstverein Oberer Zürichsee

Marie-Eve Hofmann-Marsy, Kunstverein Oberer Zürichsee