Neues Geschäftsmodell umgesetzt
Bruno und Marlene Schweizer waren fasziniert von der Rasse aus England. Hingegen hatten sie nicht vor, die Bronze-Truten nur zu mästen und sie dann zu verkaufen, sie waren auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell, das ihnen schon eine Weile vorschwebte.
Das junge Paar konnte nicht verstehen, weshalb es speziell im Bio-Landbau in der Schweiz bislang nicht möglich war, aus einem Schweizer Zuchtbetrieb Küken zu erhalten, bei denen auch die Voraufzucht sowie die Elterntiere von einem Biobetrieb stammen.
Wichtig sei ihnen auch zu wissen, wie die Elterntiere gehalten wurden, erklärt Bruno Schweizer. In vielen Gesprächen hörten sie von Biomästern wie auch von den Verbänden und Vertretern von Labels, dass sie interessiert wären an «echten» Bio-Truten. Familie Schweizer fühlte sich bestätigt, den eingeschlagenen Weg zum Bio-Trutenei weiter zu verfolgen, auch wenn es ein langer sein sollte.
Eintagesküken eingeflogen
Ihre Kontakte führten sie über Österreich, Frankreich, Deutschland bis nach Russland – doch klappte es wegen mangelndem Interesse der Zuchtbetriebe oder wegen Schwierigkeiten beim Export nicht. Endlich, in England, klappte es dann plötzlich. «Wir wären bereit gewesen, die Eintagesküken mit unserem Auto in England abzuholen, doch leider fehlte uns dafür die Bewilligung.»
Schliesslich einigte man sich auf einen Flugtransport für die 60 bestellten Küken, 50 weibliche und zehn männliche Tiere, je eine Hälfte in dunkler Farbe und die andere in weiss. Als Familie Schweizer am Abend des 17. September einen Anruf vom Flughafen Zürich erhielt, die Küken seien nun da und man könne sie am nächsten Tag abholen, intervenierte Bruno Schweizer energisch. Er konnte die wertvolle Fracht schliesslich gegen einen Nachtzuschlag noch am späten Freitagabend abholen und ein paar Stunden später war die Kartonschachtel voller Küken bei ihnen auf dem Hof.
Zuerst in Quarantäne
Vor 19 Wochen begann auf dem Hof im Toggenburg das grosse Abenteuer mit der ersten Schweizer Trutenzucht. Die importierten Eintagesküken mussten als erstes in eine sechswöchige Quarantäne, die von der Kantonstierärztin begleitet und kontrolliert wurde. Heute sind die Hennen ungefähr 30 Zentimeter hoch, die Hähne überragen sie um bis zu 20 Zentimeter.
Sie leben zusammen in einem weitläufigen Stall. In diesen kalten Januartagen sorgt eine Wärmelampe dafür, dass das Wasser nicht einfriert. Den Tieren machen die eisigen Temperaturen nichts aus. Eine Öffnung ins Freie ermöglicht ihnen den Auslauf in den Schnee, eine Strohballe, einige Holzelemente und eine aufgehängte Blechdose locken zum Spielen und Verweilen. Aus zwei aufgehängten Pneus können die Tiere frei Pflanzenkohle und Quarzsand picken. Als die Truten die Besucherin und ihre Betreuer bemerken, gibt es ein lautes Geschnatter. Noch lauter wird es, wenn man den Stall betritt. Wer glaubt, die Tiere würden verängstigt fliehen, liegt falsch. Fast schon zutraulich kommen sie näher, picken fein an den Hosenbeinen und laufen den ihnen bekannten Personen nach.