Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
23.12.2025

Stadtpräsidentin Barbara Dillier räumt Porthof-Sünde auf

Stadtpräsidentin Barbara Dillier bereinigte den Rechtsstreit rund um die Alterssiedlung Porthof.
Stadtpräsidentin Barbara Dillier bereinigte den Rechtsstreit rund um die Alterssiedlung Porthof. Bild: Linth24
Das vom alten Stadtrat verursache Desaster rund um die Porthof-Pflege und einen Kindergarten konnte nun mit 100'000 Franken Schadenersatz zur Ruhe gebracht werden. Von Bruno Hug

Heute Morgen teilte der Stadtrat von Rapperswil-Jona mit, der seit 2023 schwelende Rechtsstreit zwischen der Stiftung Alterswohnungen Jona und der Stiftung RaJoVita sei beendet worden.

Stöckling und Lätsch

Das ist eine erfreuliche Nachricht. Und wie Peter Hügli von der Stiftung Alterswohnungen Jona gegenüber Linth24 ausführt, hat Stadtpräsidentin Barbara Dillier den Vergleich durch ihre Initiative möglich gemacht.

Was aber hinter diesem absurden Streit steckt, ist weniger erfreulich und muss in seiner ganzen, bedenklichen Dimension erfasst werden. Der Fall begann damit, dass Ex-Stadtpräsident Martin Stöckling (FDP) und Ex-RaJoVita-Präsident Daniel Lätsch (FDP) im Mai/Juni 2020 vereinbarten, die mitten im Bau befindliche Pflegeabteilung im Altersneubau Porthof Jona zu stoppen.

Kindergarten im Alterszentrum

Dieser geheim gehaltene Entschluss war dann schon ein halbes Jahr alt, als der Stadtrat am 18. Dezember 2020 öffentlich mitteilte, die geplante Pflegeabteilung für die 160 Betagten im Porthof sei «unvereinbar mit einer Langzeitpflege». Zudem genüge die Pflege im geplanten Alterszentrum Schachen – also, im damaligen Prestigeprojekt des Stadtpräsidenten. Ausserdem werde die Pflegeabteilung im Porthof ein jährliches Defizit von 250'000 Franken zur Folge haben. Und deshalb wolle RaJoVita die Pflege im Porthof entgegen allen städtischen Vereinbarungen nicht führen. Stattdessen wolle der Stadtrat im Porthof einen Kindergarten (!) einbauen.

Immense Kosten

Mit dieser sich später als falsch herausstellenden Begründung und der Wahnwitz-Idee des Kindergartens im Alterszentrum verursachte der Stadtrat beim im Bau stehenden 30 Millionen Franken teuren Porthof Haus 3 einen Baustopp, der mit Umplanungen, Regiearbeiten und Mietausfällen immense Kosten verursachte.

Nachdem Linth24 das unverständliche Tun des Stadtrats öffentlich machte, teilte die Stiftung Alterswohnungen Jona am 21. Januar 2021 mit, sie baue die Pflegeabteilung trotz Stadtrat – und forderte danach von RaJoVita Schadenersatz, anfänglich in Höhe von gegen einer halben Million Franken.

Parteien vor  Handelsgericht

Vor einer Woche, am 18. Dezember 2025, standen sich RaJoVita und die Stiftung Alterswohnungen samt ihren Anwälten am Handelsgericht St. Gallen gegenüber.
Angereist waren neben weiteren Stiftungs-Vertretern auch Stadtpräsidentin Barbara Dillier und Stadtrat Joe Kunz.
Schon Mitte Jahr hatte die Stadtpräsidentin mitgeteilt, der Streit der «stadtnahen Stiftungen» sei «sehr befremdend». Sie suche trotz der «verfahrenen Situation den Dialog», was ihr nun gelang.

100'000 Franken für alte Sünden

Die Parteien einigten sich wie folgt: Die Stadt, dessen Ex-Stadtrat das Desaster eigentlich verschuldet hatte, und RaJoVita, bezahlen der Stiftung Alterswohnungen Jona für den entstandenen Schaden je 50'000 Franken. (Siehe Stadt-Mittteilung am Berichtsende).
Peter Hügli, der starke Mann in der Stiftung Alterswohnungen sagt dazu, das Resultat sei nicht erfreulich, aber man sei nun wenigstens auseinandergesetzt.

Geldverschwendung und Irreführungen am Laufmeter

Bericht und Kommentar von Bruno Hug

Der Fall Porthof zeigt, wie unter Ex-Stadtpräsident Stöckling (FDP) und seinen Stadträten aus den Parteien Die Mitte, SVP, GLP, Grüne und SP kutschiert wurde, wie die GPK zu allem schwieg und wie frivol Steuergeld aus dem Fenster geworfen wurde – Geld, das der Stadt heute fehlt.  

Der Fall Porthof startete im Mai/Juni 2020. So wenigstens schrieb es der Stadtrat sechs Monate später, am 18. Dezember 2020, in einer Medienmitteilung. Darin begründete er das Aus der Pflegeabteilung, wie beschrieben, mit der Aussage, sie sei «unvereinbar mit einer Langzeitpflege» (für das sie eh nie gedacht war), und sie verursache ein Defizit von 250'000-Franken (was sich später als Falschaussage erwies).

Irreführung und Irrsinn

Weiter schrieb der Stadtrat, die «Idee für den Kindergarten in der Alterssiedlung» sei «auf der Hand gelegen». Sie sei «eingehend geprüft» und «auf Basis vertiefter Abklärungen entschieden» worden. Der Kindergarten werde ein halbes Jahr später «in Betrieb» gehen.

«Vertiefte Abklärungen», «eingehend geprüft», von wegen! Alles Irreführung pur, wie sich herausstellte! Und in Anbetracht, dass die Pflege rohbaufertig war, ein Irrsinn – und obendrein ein schändliches Vorhaben, denn den Porthof-Bewohnern hätte künftig die Pflegeabteilung für temporäre Krankenaufenthalte gefehlt.

Petition angekündigt

Linth24 war schnell klar, dass hier eine weitere fragwürdige Stadtratstour ablief, was uns von Vertretern der Porthof-Stiftung klar bestätigt wurde. Danach schrieben wir dazu mehrere Berichte und zeigten Videos der fast fertig gebauten Pflegeabteilung.
Das Volk ärgerte sich – und eine begüterte Rapperswilerin plante gegen «diese Dummheit» eine Petition.

Peinliche Unwahrheiten

Um sich zu rechtfertigen, lud der Stadtrat am 19. Januar 2021 zur Medienkonferenz. Darin trat peinlich zutage, wie amateurhaft und mit Unwahrheiten gespickt das Ganze war: Der den Stadtpräsidenten vertretende Schulchef Luca Eberle sagte zu Beginn der Konferenz, es sei «noch offen», ob der Kindergarten im Porthof gebaut werde.

Das war schon mal das Gegenteil von dem, was der Stadtrat einen Monat zuvor mit der Inbetriebnahme in 6 Monaten verkündet hatte. Und nach Eberle sagte Stadträtin Zschokke, am selben Tisch sitzend, der Planungsauftrag für den Kindergarten sei schon erteilt. (!)

Man weiss nichts

Auf die Journalistenfrage, wer was bezahle, sagte Zschokke, «dazu führen wir jetzt Gespräche». Und zur Frage, was die Kindergarten-Rochade koste und ob es dazu nicht noch einen Bürgerbeschluss brauche, sagte Eberle das wisse «man alles noch nicht».
(Alles «vertieft geprüft» und «abgeklärt» - oder was?)

Lätsch hatte «keine Lust»

Der beschämenden Vorstellung setzte RaJoVita-Präsident Daniel Lätsch noch die Krone auf. Auf die Frage, ob er sein jährliches Defizit der Porthof-Pflege von 250'000 Fanken belegen könne, sagte er: «Dazu habe ich keine Lust».

Pflege wird gebaut und rentiert

Wegen des Baustopps und der Neuplanungen stand der Porthof-Neubau ab Herbst 2020 monatelang still. Bis die Stiftung Alterswohnungen am 21. Januar 2021 mitteilte, die Pflegeabteilung werde trotz Stadtrat gebaut. Mit dem Resultat, dass die Pflege seither unter der Leitung von Christoph Künzli und seinem Team für die Betagten im Porthof ein Segen ist – und bestens rentiert.

Klar aber, dass die Stiftung Alterswohnungen den von Stadtrat und RaJoVita verursachten Schaden einklagte. Das zog einen jahrelangen, teuren Streit nach sich der nun Dank der Stadtpräsidentin vor einer Woche ein Ende fand.

Anmerkung an Parteien und GPK

Alle politischen Parteien sassen bei diesem und weiteren Debakeln der letzten Regierungsjahre im Stadtrat. Statt ihre Mitverantwortung einzugestehen, fallen Sie der neuen Regierung jedoch lieber in den Rücken, wie bei der kürzlichen Steuererhöhung zur finanziellen Gesundung der Stadt.
Es ist für die Parteien gerade auch im Hinblick des hier geschilderten, ethisch-moralischen Tiefgangs der alten Stadtregierung an der Zeit, zusammen mit der neuen Regierung die Stadt zu entwickeln – statt sich in Rache zu üben.

Auch die GPK hat beim Porthof versagt – wie bei vielen weiteren Ratsgeschäften, unter anderem beim China-Deal, der wohl auch noch auf die Stadt zukommt.
Soll die GPK überhaupt einen Sinn haben, müsste sie künftig mit ausgewiesenen Fachleuten, statt mit Parteienvertretern besetzt werden.  

Bruno Hug
Demnächst