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Rapperswil-Jona
25.08.2025

«Blochers Ansicht teilen wir nicht»

Gründungsversammlung in der Werki: Die drei Freunde, Adrian Wiedmer (rechts), beim Start Ihres Vereins.
Gründungsversammlung in der Werki: Die drei Freunde, Adrian Wiedmer (rechts), beim Start Ihres Vereins. Bild: Adrian Wiedmer
Im Gespräch mit Linth24 erklärt Adrian Wiedmer, warum er mit Freunden den Verein «NeutRealität» gegründet hat, und weshalb die Schweizer Neutralität neu gedacht werden muss.

Was ist «NeutRealität» und was macht der Verein?

Eine Stimme aus der Bevölkerung, ein Versuch die Schweizer Neutralität aus Sicht der Bürger neu zu beleuchten. Parteien vertreten Positionen, die oft sehr ideologisch sind, doch die Welt hat sich verändert. Darum braucht es eine offene Diskussion, die nicht von alten Mustern und Vorurteilen geprägt ist. Wir arbeiten mit Historikern zusammen, um zu verstehen, wie die Schweiz ihre Neutralität über die Jahrhunderte gehandhabt hat. 

Unser Ziel ist es, dieses Wissen aufzubereiten, eine Homepage zu lancieren, Veranstaltungen zu organisieren und eine parteiunabhängige Stimme in die Debatte einzubringen.

«Auslöser war der Angriff auf die Ukraine und die Reaktion der Schweiz.»
Adrian Wiedmer

Gibt es schon eine Homepage?

Noch nicht. Sie soll im Herbst online gehen, parallel vernetzen wir uns mit Experten.

Plant ihr Aktivitäten in sozialen Medien?

Primär über die Webseite und Veranstaltungen. Soziale Medien sind möglich, aber eher zurückhaltend.

Was hat Sie motiviert, aktiv zu werden?

Der Auslöser war der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Reaktion der Schweiz darauf. Die Schweiz wollte zuerst Russland nicht mit Sanktionen belegen, tat es dann aber doch. Christoph Blocher bezeichnete dies als Schändung der Neutralität. 

«Blocher bezeichnete die Sanktionen als Schändung der Neutralität.»
Adrian Wiedmer

Wie entstand die Idee zur Vereinsgründung?

Nachdem Blocher sich zur Neutralität und zu den Sanktionen geäussert hatte, begann zwischen uns die Diskussion: «Ist das wirklich so? Was bedeutet Neutralität heute?» Wir beschlossen, aktiv zu werden und etwas zu unternehmen. Im Gespräch mit weiteren Personen merkten wir schnell, dass diese Frage viele Menschen bewegt.

Wer unterstützt den Verein bisher?

Freunde, Bekannte und auch viele Experten wie Historiker oder Staatsrechtler zeigen Interesse und arbeiten mit. Wir stehen noch am Anfang, doch das Interesse ist vorhanden.

Wie wollen Sie künftig mehr Menschen einbinden?

Über die Webseite, Medienberichte, Aktionen und Veranstaltungen. Die Qualität der Diskussion ist uns wichtiger als die Masse.

Gab es prägende Ereignisse für Ihre Arbeit?

Prägend war die Diskussion nach dem Angriff auf die Ukraine. Sie zeigte, dass die Schweiz nicht weiss, wie sie reagieren soll. Mit der veränderten Haltung der USA und einem Militär das die Schweiz nicht verteidigen kann ist klar, dass sich die Schweiz neu positionieren muss.

«Die Schweiz weiss nicht wie sie reagieren soll.»
Adrian Wiedmer

Welche Ziele verfolgt «NeutRealität»?

Wir wollen die Debatte anstossen, Positionen hinterfragen und zur Sicherheit der Schweiz im internationalen Kontext beitragen. Bei politischen Initiativen möchten wir ebenfalls mitdiskutieren.

Kurzfristige Projekte oder langfristige Strategie?

Wir sind als Schweizer langfristig betroffen also ist unsere Arbeit auch langfristig angelegt. Es geht nicht um eine einzelne Abstimmung, sondern darum, eine Stimme zu sein in dieser Diskussion, die uns nicht leider noch lange nicht verlassen wird. 

Wie erkennen Sie, ob Sie erfolgreich sind?

An der Resonanz und dem Interesse der Teilnehmer. Positive Rückmeldungen, die wir jetzt schon bekommen, zeigen, dass unsere Arbeit relevant ist.

«Es geht darum, eine kontinuierliche Stimme in dieser Diskussion zu sein.»
Adrian Wiedmer

Wie bleibt der Verein parteiunabhängig?

Der Vorstand ist parteilos. Zusammenarbeiten können wir mit allen, doch unsere Arbeit bleibt parteilos.

Was, wenn jemand versucht, Sie parteipolitisch zu vereinnahmen?

Das dürfte schwierig sein, wir kennen uns seit 40 Jahren und werden nicht nachgeben. Je mehr das Thema aber von anderen Organisationen aufgegriffen wird, desto besser..

Welche Rolle spielt Blochers Initiative?

Blocher ist sehr pointiert in seiner Aussage. Seine Haltung war für uns der Auslöser etwas zu tun , wir teilen seine Sicht aber nicht. Historisch betrachtet war die Neutralität der Schweiz vielfältiger. er vertritt eher eine Sicht der 50er oder 60er Jahre. 

Wo stimmen Sie ihm zu und wo nicht?

Wir stimmen zu, dass die Neutralität wichtig ist und dass sie der Sicherheit der Schweiz dienen muss. Differenzen bestehen bei der Interpretation was die Schweizer Tradition der Neutralität ist.

Xenia Langenauer