Der Ausserschwyzer Treuhänder Jörg Lutz führte die Glarner Wochenzeitung «Fridolin», wie so mach’ andere Projekte, ins finanzielle Chaos. Seit letzten Frühling hing der «Fridolin» samt den «Obersee Nachrichten» in der Nachlassstundung. Letztere hatte Lutz in seiner Funktion als Willensvollstrecker der Fridolin-Erben 2019 von Somedia für 1.5 Millionen Franken gekauft.
Hängepartie
Dieser Hängepartie setzte das Glarner Kantonsgericht am 25. Juli ein Ende und sprach den «Fridli» dem Bündner Verlag Somedia zu. Die ON hingegen verblieben im Verlag «Fridolin Druck und Medien Walter Feldmann AG», welche nun voraussichtlich in Konkurs geht.
Beschwerde des Sanierers
Gegen den Entscheid des Glarner Gerichts, den «Fridolin» für 275'000 Franken plus einem Forderungsverzicht für erbrachte Leistungen nach Chur zu verkaufen, erhob der Sanierer Stefan Wenkebach Beschwerde. Er hatte zwischenzeitlich alle Aktien des Fridolin-Verlags von den Feldmann-Erben übernommen.
Höheres Kaufangebot
Wenkebach unterlegte seine Beschwerde gegen den «Fridolin»-Verkauf nach Chur mit einem höheren Kaufangebot einer Interessengruppe um Verleger Bruno Hug. Sie war bereit, sowohl den «Fridolin» als auch die «Obersee Nachrichten» für einen höheren Preis zu übernehmen.
Verkauf war «notwendig»
Doch das Obergericht hat nun am Freitag, den 15. August, den Entscheid des Kantonsgerichtes vom 25. Juli gestützt. Der Verkauf des «Fridolin» nach Chur sei «notwendig» und «unausweichlich» gewesen. Damit ging das Gericht nicht auf die Offerte der Käufergruppe um Hug ein.
Mit diesem Entscheid scheint die Zukunft des «Fridolin» gesichert zu sein. Das aber mit der wenig erfreulichen Begleiterscheinung, dass künftig alle wichtigen Medien im Kanton Glarus demselben Verlag, der Churer Somedia, gehören.
«ON» im Ungewissen
Der Entscheid könnte zugleich das Ende der seit 1981 bestehenden Wochenzeitung «Obersee Nachrichten» bedeuten. Sie verbleibt im Eigentum der «Fridolin Druck und Medien Walter Feldmann AG», welche nun wohl mit einem mutmasslichen Schaden von über zwei Millionen Franken in Konkurs geht.
Zu den Geschädigten gehören der Churer Verlag Somedia selbst, wobei ein Teil seiner Forderungen aus dem Verkauf der ON an den «Fridli»-Verlag stammt. Weitere Geschädigte sind Druckereien, die Post-Tochter Presto und lokale Gläubiger - und natürlich die Erben des Fridolin-Verlags, die aufgrund der desaströsen und zerstörerischen Verlagsführung von Treuhänder Jörg Lutz alles verloren haben.
Parforceleistung des Sanierers
Einer der Geschädigten ist auch Stefan Wenkebach, den die «Fridolin»-Erben letzten Oktober als Sanierer ins Haus holten. Er hielt den Verlag in einer Parforceleistung monatelang über Wasser. Doch die finanzielle Situation war derart verfahren, dass auch ihm die Rettung des Glarner Verlages nicht mehr gelingen konnte.