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14.08.2025
14.08.2025 09:53 Uhr

«Fast ganzer Cashflow an Berater»

Gianluca Ferrari und Gregor Greber – Retter des GZO Spital Wetzikon oder knallharte Spekulanten?
Gianluca Ferrari und Gregor Greber – Retter des GZO Spital Wetzikon oder knallharte Spekulanten? Bild: GZO/ZO24
Clearway Capital kritisiert die Arbeit der Sachwalter des GZO Spital Wetzikon und fordert an der Gläubigerversammlung ihre Absetzung. Zürioberland24 hat bei Clearway nachgehakt.

Ende Juli 2025 hat Clearway Capital bekanntgegeben, dass sie an der Gläubigerversammlung vom 8. September 2025 den Antrag stellen, die heutigen GZO-Sachwalter abzusetzen. Die GZO AG hat das Traktandum vergangene Woche bestätigt (wir berichteten). Zürioberland24 hat sich bei Clearway Capital nach den Gründen erkundigt, warum sie eine Neubesetzung fordern.

Zürioberland24: Clearway Capital wirft den Sachwaltern Umbach-Spahn und Kesselbach vor, die Interessen vieler Gläubiger nicht ausreichend zu vertreten und im Gegenzug jene der Aktionäre zu stark in den Vordergrund zu stellen. Welche Interessen genau werden nach Ansicht von Clearway nach nicht ausreichend vertreten?
Clearway Capital: Die amtierenden Sachwalter unterstützen einen Restrukturierungsplan, der den Gläubigern Verluste in Höhe von 65 bis 70 Prozent aufbürden würde, während die Aktionärs-Gemeinden 100 Prozent ihrer Anteile an einem profitablen, schuldenfreien Betrieb behalten würden. Die Sachwalter haben keinerlei substanziellen Vorschläge zugunsten der Gläubiger vorgelegt, sie haben sich auch nicht konstruktiv mit den Ideen der Gläubigerseite auseinandergesetzt. Ein Sachwalter, der einen Kurs gutheisst, bei dem den Gläubigern keinerlei Wertanteil an der GZO zusteht, handelt unserer Ansicht nach in keiner Weise im Interesse der Gläubiger.

In Ihrer Medienmitteilung von Ende Juli schreiben Sie, dass «viele Gläubiger» nicht erkennen würden, dass ihre Interessen vertreten würden. Von wie vielen Gläubigern ist die Rede?
Der Vertreter der Anleihegläubiger, Gregor Greber, steht mit über 80 Prozent aller Gläubiger in Kontakt, von denen viele schriftlich bestätigt haben, dass sie ihre berechtigten Interessen nicht berücksichtigt sehen. Bei der Anleihegläubigerversammlung 2024 fanden unsere Vorschläge klare Zustimmung von mehr als zwei Dritteln der Anleihegläubiger. Wir erwarten für die kommende Abstimmung ein ähnliches Ergebnis.

«Viele, gerade auch kleinere Anleihegläubiger, haben sich gemeldet und ihre Teilnahme an der Versammlung oder die Erteilung einer Vollmacht zugesichert. »
Clearway Capital

Welche Reaktionen haben Sie seit Versand der Medienmitteilung Ende Juli erhalten?
Viele, gerade auch kleinere Anleihegläubiger, haben sich gemeldet und ihre Teilnahme an der Versammlung oder die Erteilung einer Vollmacht zugesichert. Da die Stimmen pro Kopf gezählt werden, kommt jeder einzelnen Gläubigerstimme das gleiche Gewicht zu, unabhängig von der Höhe der Forderung. Wir bitten deshalb so viele Anleihegläubiger wie möglich um ihre Teilnahme und wir bieten einen kostenlosen, einfach zugänglichen Service zur Erteilung einer Vollmacht an.

«Ein Sachwalter, der sich wirklich für die Interessen der Gläubiger einsetzt, würde nicht zulassen, dass fast der gesamte Cashflow der GZO für Berater ausgegeben wird.»
Clearway Capital

Clearway schlägt auch bereits eine neue Person vor, Michael Endres. Wieso gerade ihn? In welcher Beziehung steht Clearway zu Michael Endres?
Michael Endres ist hoch qualifiziert, er verfügt über grosse Erfahrung mit komplexen Restrukturierungen. Er ist sowohl persönlich als auch finanziell völlig unabhängig von Clearway. Da er aus einem anderen Kanton stammt, ist seine Unparteilichkeit in einer Situation gewährleistet, in der die engen lokalen Verbindungen der derzeitigen Treuhänder bei den Gläubigern berechtigte Bedenken hervorgerufen haben.

Bislang wird das Nachlassverfahren von zwei Sachwaltern betreut, mit Michael Endres wäre nur noch eine Person beauftragt. Erachtet Clearway zwei Sachwalter als überflüssig?
Wir sind in der Tat der Meinung, dass ein einziger Treuhänder ausreichend und kosteneffizienter wäre.

Wenn jetzt ein Wechsel der Sachwalter vollzogen wird, verursacht das nicht enorme Kosten, weil sich der neue Sachwalter zuerst in das Dossier einarbeiten muss?
Im Gegenteil: Wir gehen davon aus, dass diese Änderung die Gesamtkosten für die Gläubiger senken wird, ohne den Zeitplan für die Rückzahlung zu verzögern. Ein Sachwalter, der sich wirklich für die Interessen der Gläubiger einsetzt, würde nicht zulassen, dass fast der gesamte Cashflow der GZO für Berater ausgegeben wird. Er würde auch nicht einen Restrukturierungsplan unterstützen, der die Interessen der Gläubiger nicht angemessen schützt.

«Auf Basis der uns vorliegenden und von uns überprüften Rechnungen schätzen wir die Kosten auf durchschnittlich über 100'000 Franken pro Monat.»
Clearway Capital

Wissen Sie etwas über die Kosten, die bislang durch die bestehenden GZO-Sachwalter aufgelaufen sind?
Wir kennen die genauen Zahlen nicht. Basierend auf öffentlich zugänglichen Informationen fliesst aber gemäss unseren Berechnungen annähernd der gesamte positive Cashflow der GZO derzeit an Berater – einschliesslich der Sachwalter. Auf Basis der uns vorliegenden und von uns überprüften Rechnungen schätzen wir die Kosten auf durchschnittlich über 100'000 Franken pro Monat.

Warum ist die Versammlung vom 8. September so wichtig für die Gläubiger?
Die Sitzung vom 8. September ist entscheidend für die Gläubiger, damit sie die Kontrolle über den laufenden Prozess zurückgewinnen. Dafür braucht es die Unterstützung so vieler Gläubiger wie möglich, da die Stimmen pro Kopf gezählt werden.

Über Clearway Capital GmbH

Clearway Capital ist eine im Jahr 2022 gegründete Investmentfirma mit Sitz in Frankfurt (DE). Gründer und Managing Partner ist Gianluca Ferrari.

Die GZO Creditor Group ist eine Gruppe von Anleihegläubigern der GZO AG unter der Leitung von Clearway Capital, die 6.56 % des Gesamtnennwerts der sich im Verzug befindenden Anleihe der GZO AG hält. Investor Gregor Greber ist Teil der GZO Creditor Group. Gemeinsam wollen sie eine endgültige Nachlassstundung und den Konkurs des GZO-Spitals vermeiden. Ausserdem lehnen sie das Sanierungskonzept ab.

Das sagen Sachwalter, GZO und Ausschuss

Zürioberland24 hat sich auch bei den GZO-Sachwaltern, bei der GZO AG und beim GZO-Ausschuss erkundigt. Die Beiträge dazu findest du im Themen-Dossier auf Zürioberland24.

Barbara Tudor, Zürioberland24 / Linth24