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Gast-Kommentar
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15.11.2024
15.11.2024 06:20 Uhr

GZO-Berater in teurer Doppelrolle

Vom Konkurs bedrohtes GZO Spital Wetzikon: Welches Spiel spielt die Führung der GZO AG?
Vom Konkurs bedrohtes GZO Spital Wetzikon: Welches Spiel spielt die Führung der GZO AG? Bild: GZO Wetzikon
Für viel Geld engagieren die GZO-Aktionärsgemeinden derzeit vier Beratungsfirmen. Dass diese laut Gemeindeprotokoll «sehr eng» mit der GZO-Führung zusammenarbeiten, macht stutzig.
  • Ein Gastkommentar von Barbara Tudor, Zürioberland24

Die zwölf GZO-Aktionärsgemeinden haben für Abklärungen im Zusammenhang mit der GZO-Krise verschiedene Fachexperten hinzugezogen. Dafür haben sie für 2024 einen Kredit von 200'000 Franken bewilligt. Aufgrund der «sehr komplexen Sachlage» werden es bis Ende 2024 aber 530'000 Franken sein. Für 2025 sind noch einmal 300'000 Franken vorgesehen. Insgesamt werden sich die Kosten also auf 830'000 Franken belaufen – wenn das denn reicht (wir berichteten).

Diese hohen Beraterkosten sind das eine. Ein Satz im Protokollauszug einer Aktionärsgemeinde, der Zürioberland24 vorliegt, macht aber stutzig. Darin steht: «Die Fachbegleitung arbeitet seit der Einsetzung sehr eng mit der Führungsebene der GZO AG Wetzikon zusammen». Und weiter: «Die Vorschläge der Fachexperten werden sehr geschätzt und wo auch immer möglich umgesetzt».

Für wen arbeiten die Fachberater nun genau?

Die GZO AG bzw. ihre Führung hat das Spital in den Ruin getrieben und auch das Spital selbst wird, wie vom GZO selbst angekündigt, Ende Jahr in eine Überschuldung rasseln. Da kann man noch lange von einem positiven EBITDA sprechen und die Situation schönreden, wie es der Spitalchef Hansjörg Herren auf seinem LinkedIn-Profil tat.

Nun prüfen also die Aktionärsgemeinden seit Monaten für viel Geld die Faktenlage des Spitals. Dafür wurde u.a. eine Sorgfaltsprüfung, eine sog. «Due Diligence», durchgeführt – eine detaillierte Prüfung der Situation des GZO.

Wie passt es da zusammen, dass die Fachexperten, welche die Interessen der Aktionärsgemeinden vertreten müssen und sollen, «eng mit der Führungsebene der GZO AG zusammenarbeiten»? Wäre da nicht vielmehr eine klare und gesunde Distanz angebracht?

Die Hauptsache ist nicht nur ein positiver EBITDA, wie Hansjörg Herren beschönigt. Bild: LinkedIn
«Da werden Stunden über Stunden Teams-Meetings zwischen dem Fachberatern und der GZO-Führung abgehalten, deren Kosten am Ende den Gemeinden und Steuerzahlenden aufgebürdet werden. Das finde ich nicht in Ordnung.»
Gemeinderat einer Aktionärsgemeinde

Kostspielige Teams-Meetings

Ein Gemeinderat aus einer der Aktionärsgemeinden, der anonym bleiben möchte, sagt gegenüber Zürioberland24: «Da werden Stunden über Stunden Teams-Meetings zwischen dem Fachberatern und der GZO-Führung abgehalten, deren Kosten am Ende den Gemeinden und Steuerzahlenden aufgebürdet werden. Das finde ich nicht in Ordnung.»

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Dass die Aktionärsgemeinden Experten für die genaue Prüfung der Situation der GZO AG engagiert haben, ist gut und recht. Kein Bürger der betreffenden Gemeinden wird etwas dagegen haben. Aber dass die Beraterkosten offenbar auch diverse Meetings mit der GZO-Führung beinhalten, sollte zumindest hinterfragt werden.

Die Aktionärsgemeinden scheinen in den vergangenen Jahren deutlich zu wenig kritisch hingeschaut zu haben, was der Verwaltungsrat der GZO AG da so treibt. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und eine gesunde Distanz zu den Damen und Herren in den oberen Gremien der GZO AG zu wahren. Denn vertrauensvolle Partner sind die Verantwortlichen der GZO AG längst nicht mehr. Zu lange haben sie die Aktionäre glauben lassen, alles sei in Ordnung.

Absolute Transparenz und Objektivität sind jetzt gefragt. Und dafür braucht es unabhängige Berater, die sich für die Anliegen der Aktionärsgemeinden und nicht für möglichst gute Lösungen zugunsten des GZO-Verwaltungsrates einsetzen.

Die Bürgerinnen und Bürger bezahlen mit ihren Steuergeldern die Fachberater. Für die Bürgerinnen und Bürger sollen diese auch tätig sein. Und für niemand anderes.

Barbara Tudor, Zürioberland24 / Linth24