Mit dem Narrativ, ob die Rindviehhaltung dem Klima schade, hat sich Autor Florian Schwinn tiefgründig auseinandergesetzt. Nach all seiner wissenschaftlichen Recherchearbeit ist seine Meinung dazu glasklar: «Die Kuh ist keine Klimasünderin, sondern eine Klimaretterin.»
Am Sonntag, 17. November 2024, hielt der Autor im Rahmen der Linth-Tour, zu Gast bei Familie Fischli in Benken, einen Vortrag zum Thema.
Humus
Die Grundlage für alles Leben auf der Erde ist Humus. Jede Pflanze gedeiht auf Humus, und Humus speichert viel CO2. Humus wird erhalten und aufgebaut durch die Landwirtschaft mit Tierhaltung.
Stille Methanquellen
Der Methanausstoss von Kühen ist ein politisch heiss diskutiertes Thema. Als Grundlage des Vortrags wird aufgezeigt, dass Methan auch aus ganz anderen Quellen stammt. Bei der Erdölgewinnung durch Fracking wird mit hohem Druck mit Chemikalien versetztes Wasser in den Boden gepresst. Dadurch entweicht Methan in die Atmosphäre und Trinkwasser wird ungeniessbar.
Korrekt ist: Ja, Kühe stossen Methan aus, aber nein, sie sind deshalb nicht für die Klimakrise verantwortlich. Sie leben in einem natürlichen Methankreislauf, zu dem auch alle Feuchtgebiete dieser Erde gehören. Die Berechnung der Verfallsdauer des Methans von Kühen hatte einen falschen Faktor, der inzwischen korrigiert wurde.
Florian Schwinn stellt in den Raum, welcher Industrie es wohl nütze, wenn der Methanaustoss von Kühen in den Medien viel stärker thematisiert wird, als jener der Fracking-Ölgewinnung.
Graswirtschaft und Weidehaltung fördert Humusaufbau und CO2 Speicherung
Florian Schwinn sagt: «Die Klimakrise können wir bekämpfen, wenn wir Humus aufbauen.»
Aktuell wird an vielen Orten der Welt durch intensive Landnutzung für Gemüse- und Ackerbau ohne Tierhaltung Humus massiv abgebaut. Im Gegensatz dazu wird auf Wiesen und Weiden Humus aufgebaut. Gülle und Mist sind Nahrung für die Bodenlebewesen, sie werden aktiviert, um Humus aufzubauen.
Wiesland kann sehr viel Kohlenstoff binden (rund 135t/ha). Je mehr gebunden ist, desto besser fürs Klima. Ein gesunder Wald speichert rund 88t/ha, ist aber anfälliger auf extreme Wetterereignisse. Viele unserer Wälder sind unternutzt und bereits in einem schlechten Zustand; wenn Holz verrottet gibt es das gespeicherte CO2 frei.
Kuhfladen fördern Biodiversität
Humusaufbau ist wichtig, dies haben die Zuhörenden mittlerweile verstanden. Doch gibt es weitere Vorteile der Grünlandnutzung? Das erklärt Florian Schwinn: «Wiesen und Weidehaltung helfen nicht nur dem Klima, sondern auch der Biodiversität. Weiden und Alpen helfen der Artenvielfalt.» Auch darum ist die Alpbewirtschaftung so wertvoll.
So einfach es klingt, die Biodiversität wird durch Kuhfladen gefördert. Auf einem einzigen Kuhfladen sind schon über 4'000 Insekten gezählt worden, wovon sich viele weitere Arten ernähren, ein gesunder Kreislauf beginnt.
Narrative
Urwald: in Norddeutschland und Dänemark soll die Rinderhaltung verboten werden, damit angeblich wieder Urwälder wachsen könnten. Doch schon zu Urzeiten waren dort Wiesen, und Ur-Rinder-Herden mit Millionen von Tieren zogen umher, immer dem Gras nach; wie einst in Amerika die Bisons. Durch die Domestizierung wurden über die Jahrtausende unsere Kühe gezüchtet.
Ein weiteres falsches Narrativ ist der Wasserverbrauch: Angeblich sollen für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch über 15'000 Liter Wasser verbraucht werden. Dazu wurde neben dem Tränkewasser der ganze Regen auf der Futterbaufläche, plus Reinigungswasser in der Verarbeitung mit eingerechnet.
Es regnet sowieso, egal ob auf der Fläche Futter, Wald oder Beton steht. Verbrauchtes Wasser kommt via Kläranlage oder als Gülle zurück in den Kreislauf. Wasser geht nie verloren, in irgendeiner Form bleibt es immer im Kreislauf.
Fazit
Alles Leben braucht Humus.
Schweizer Landwirte sind mit der Graswirtschaft und der Haltung von Milch- und Mutterkühen vorbildlich unterwegs, nicht nur fürs Klima und den Humusaufbau, sondern auch für die Biodiversität.