Das Glarner Kantonsgericht hat Treuhänder Jörg Lutz aus Altendorf bei der «Walter Feldmann AG» und der «Obersee Nachrichten AG» per sofort als Willensvollstrecker abgesetzt. Und ihn als Verwaltungsratspräsident abgesetzt. Der Grund: Im Verlag werden hohe Geldsummen vermisst. Es war derart gravierend, dass das Kantonsgericht die Absetzung innert Tagesfrist anordnete. Die Abspedierung wurde zum Glaner Krimi. Wir kommen darauf zurück.
«Fridolin» übernimmt ON
Treuhänder Lutz’s Aufstieg vom Investor mit vielschichtigen Finanzsorgen zum Zeitungsverleger begann im August 2019. Damals starb Walter Feldmann jun., Verleger der Glarner Gratiszeitung «Fridolin». Tage vor seinem Tod machte er Treuhänder Lutz zu seinem Willensvollstrecker. Danach spielte Lutz die Rolle des innovativen Verlegers und übernahm mit dem «Fridolin» Mitte 2022 vom Somedia-Verlag Chur auch noch die Gratiszeitung Obersee Nachrichten.
Vielversprechende Zukunft?
Ende September 2022 gab Jörg Lutz bekannt, sein Sohn Fabio übernehme künftig die Leitung des Verlags und führe ihn «in eine vielversprechende Zukunft».
Damit wird wohl nichts. So wie es anderen Unternehmen ging, an dessen Speck sich Lutz machte. So geschah es Industriellen und Firmen der Region, aber auch der Montessori-Schule Siebnen. Sie wanderte unter Lutz in den Besitz einer Stiftung, die er sich schrittweise unter den Nagel riss. Fortan machte die Schule vor allem mit Betreibungen und Lehrernot von sich reden – und wurde diesen Sommer zum Leidwesen vieler Eltern geschlossen.
Vielleicht lernen die Schwyzer
Nun kämpft der Verein «Freunde der Montessori Schule March» darum, wieder Herr der Schule und dessen Liegenschaft zu werden, auf die Lutz scharf war. (Vielleicht lernen die miserablen Schwyzer Gerichte, die Lutz über Jahre gewähren liessen, von den Glarner Richtern jetzt, wie man fragwürdige Geschäfte wieder ins Lot bringt.)
Nahe am Konkurs
Zurück zum «Fridolin»- und ON-Verlag. Dessen Präsident wird per sofort Benjamin Feldmann, ein Sohn von Walter Feldmann selig. Dieser hat es unter Zuhilfenahme des Glarner Gerichts geschafft, Lutz aus dem Haus zu spedieren. Das hatte Eile. Wegen Geld-Ausständen drohte den Zeitungen «Fridolin» und Obersee Nachrichten zeitweise sogar ein Konkursverfahren.
Dorfkrimi in Glarus
Beim Rauswurf aus dem Verlag an der Glarner Rathausgasse 22 spielte sich letzten Montag ein echter Dorfkrimi ab. Aufgrund der gerichtlichen Verfügung waren drei Polizisten zugegen, als es um die Aktenübergabe von Lutz an den Verlag ging, wobei Jörg Lutz sich von Sohn Fabio vertreten liess. Dieser wehrte sich stundenlang mit dem telefonisch zugeschalteten Vater und dessen Zürcher Anwalt vor der Aussperrung. Doch es nützte nichts. Es war schon lange dunkel, als Vater Lutz seinen Willensvollstrecker- und Verwaltungsrats-Job bei den Zeitungen los geworden war.
Es wird eng für Lutz
Zu Jörg Lutz werden in letzter Zeit Betreibungsauszüge herumgemailt. Linth24 liegen solche vor. Allein bei der von Lutz zum Absterben gebrachten Montessori Schule ist der Betreibungsauszug vier Seiten lang. Der höchste Ausstand beläuft sich auf 400‘000 Franken. Bei Lutz privat ist er halb so lang; dafür ist der Ausstand mehrfach höher.