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Eschenbach
10.06.2024

Schülertheater in Walde: «Black and White»

Selbstgebastelte Bühnenbilder wie der Saloon...
Selbstgebastelte Bühnenbilder wie der Saloon... Bild: zVg
Ein Schülertheater über die Westernwelt des 19. Jahrhunderts. Wie kommt es zu diesem für 6. Klässler aus St. Gallenkappel, Rüeterswil und Walde doch eher aussergewöhnlichem Thema?

Regisseur, Initiator, Pianist und Klassenlehrer der 6. Klasse Schule Walde, Roger Giger: «Ich habe immer wieder mit meinen Klassen Theaterstücke einstudiert. Aber es muss passen, die Kinder brauchen einen guten Zusammenhalt, jeder hat seine Aufgabe. Ich versuche immer, so weit wie möglich an die Kinder zu delegieren.»

Wichtig für ihn ist, die Kinder in die Verantwortung zu nehmen, hat gar die Regieassistenz abgegeben: «Ich bin nur der Notnagel wenn's mal hapert.»

Im Wilden Westen

Überraschend ist das Thema «Wilder Westen». Was bringt das den Kindern? «Sie haben das Thema selber ausgewählt. Klar, es ist aussergewöhnlich, meistens sind es Märchengeschichten. Mir hat die Auswahl natürlich gefallen, eine Parodie. Ich habe das vor 20 Jahren schon mal gespielt mit einer Klasse. Habe es jetzt aber relativ stark umgeschrieben. Natürlich möchte ich die Zuschauer schon auch berühren.»

Bernerdialekt ins Hochdeutsche übersetzt

Das Stück ist ursprünglich im Bernerdialekt geschrieben worden. Im Zusammenhang mit dem Deutsch-Unterricht hat er das Ganze ins Hochdeutsche übersetzt und Teile eingefügt: Zum Beispiel geht die alkoholkranke Tochter am Schluss nicht unter, sondern wird die erste amerikanische Präsidentin. Es geht ja um Berner, die in ein kleines Nest in den USA auswandern – somit eine Parodie auf New Bern. Der korrupte, nur deutsch sprechende Sheriff verbietet allen, in «seinem» Dorf englisch zu sprechen.

Genügend Konfliktpotenzial – bis der frisch eingewanderte Schweizer Johnny kommt, der alles auf den Kopf stellt, und für Harmonie im Dorf sorgt.

...und die authentischen Kostüme entführten die Zuschauer in den Wilden Westen. Bild: zVg

Lernziel erreicht

Giger hat mit diesem Stück das Lernziel erreicht: «Auftrittskompetenz, Teamgeist, perfekt Hochdeutsch zu sprechen, sie haben selber innerhalb der Klasse die Rollenverteilung vorgenommen. Klar gab es auch Misstöne, aber sie haben schnell bemerkt, dass sie nur alle 20 zusammen Erfolg haben können.»

Giger: «Es ist einfach cool, mit einer Klasse so etwas doch eher Anspruchsvolles auf die Beine stellen zu können. Und auch, dass sich so viele Eltern engagieren und mithelfen.»

«Cooles Projekt»

Marlon Findeisen spielt Johnny, den Friedensstifter: «Am meisten gefallen hat mir, dass wir mit Kollegen und der ganzen Klasse so ein cooles Projekt auf die Beine stellen konnten.» Rico Rüegg, der Revolver-Fritz spielt das Pendant zu Johnny: «Vielleicht werde ich mal Schauspieler. Es ist schon cool, solche Rollen zu spielen. Ich habe gelernt, dass Teamarbeit wichtig ist und man laut und verständlich sprechen muss.»

Elina Rodriguez spielt Lisa, die vernünftige Vermittlerin auf der Bühne. Ausserdem begleitet sie einige Zwischenszenen am Klavier und singt Gabrielas Song, als sie im Gefängnis sitzt: «Das Schönste für mich war, dass wir alle zusammenarbeiten konnten. Ich habe mir echt überlegt, ob ich Schauspielerin werden soll. Was ich aber sicher machen werde, ist eine Musikausbildung. Mir gefällt es vor Leuten spielen zu können.»

Fünf Vorstellungen

Die Kinder brachten das Stück im Mai 2024 fünfmal zur Aufführung in der Scheune des Lehrers im Oberricken in Walde. Die selbstgebastelten Bühnenbilder, der Saloon und die authentischen Kostüme verschafften ein passendes Ambiente und liessen die Zuschauer in den Wilden Westen eintauchen.

Anita Plozza/Linth24