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Eschenbach
02.09.2019

Mit Hundeschnauze gegen Wanzen

Jeanette Jud aus Neuhaus hat ihre beiden Hunde dafür ausgebildet, dass sie Bettwanzen finden.

«Igitt, damit will ich nichts zu tun haben» dürfte die Reaktion der meisten Menschen sein, wenn sie von Bettwanzen hören. Jeannette Jud hingegen hat ihre beiden Hunde für die Suche nach den unerwünschten Blutsaugern ausgebildet und kann sich über Mangel an Einsätzen nicht beklagen.

Bettwanzen im Röhrchen

Der Dummy mit den Toten Bettwanzen unter der Matratze sticht dem siebenjährigen Kandro in die Nase, doch es ist nicht das, was er sucht. Auch von dem versteckten Gläschen im Büchergestell wendet er sich ebenso rasch ab wie von der grossen Einkaufstasche, die auf dem Boden liegt. Schliesslich harrt er an dem mit Büchern gefüllten Karton längere Zeit aus und gibt seinem Frauchen unmissverständlich zu verstehen, dass sich hier das gesuchte «Objekt», ein kleines Reagenzglas mit lebenden Bettwanzen gefüllt, befindet.

Das Erfolgserlebnis wird nicht nur mit einem Klicker, sondern selbstverständlich auch mit einem Leckerli belohnt. Nicht minder interessiert an der gleichen Arbeit zeigt sich Gini, wie Kandro ein altdeutscher Schäferhund und soeben vier Jahre alt geworden.

«Im Gegensatz zu den Hunden mit rund 250 Millionen Riechzellen nehmen wir Menschen mit ungefähr fünf Millionen Riechzellen den Geruch oder besser gesagt den Gestank von Bettwanzen kaum wahr», erklärt Jeannette Jud, «wir bekommen das unliebsame, nachtaktive Insekt erst zu spüren, wenn es sich die für sie notwendige Ration Blut bei uns geholt hat und damit einen unangenehmen Juckreiz resp. eine allergische Reaktion auslöst.»

«So öpis grusigs»

Bei der Frage, wie sie auf die Idee gekommen ist, ihre Hunde für die Suche nach Bettwanzen auszubilden, kann sich Jeannette Jud ein Schmunzeln nicht verkneifen. «So öpis grusigs» sei ihre Reaktion gewesen, als ein Bekannter sie darauf aufmerksam machte.

Doch die Neugier war in diesem Augenblick geweckt, zumal die Hunde der Mantrailing-Trainerin nach persönlicher Aussage generell mit einer sinnvollen Beschäftigung zu kurz kamen. «Bis ich bei Dog‘s Spirit den geeigneten Ausbildungsplatz gefunden hatte, verging eine ganze Weile», gibt sie unumwunden zu.

Im März 2019 absolvierte sie die Prüfung mit Gini und Kandro bei der Bed Bug Foundation. Ein bis zwei Mal wöchentlich trainiert Jeannette Jud zu Hause und alle drei Monate unter kundiger Leitung von Dog‘s Spirit. «Es werden immer unterschiedliche Wänzli versteckt, lebende, tote, Eier, aber auch Teppichkäfer oder andere Krabbeltiere. Der Hund muss lernen, nur lebendige Bettwanzen anzuzeigen.»

Sollte sich bei einem der Einsätze herausstellen, dass sich kein unerwünschter Blutsauger in einem der Räume befindet, versteckt sie abschliessend ein Gläschen mit Wanzen und trägt so zu dem notwendigen Erfolgserlebnis für den Hund bei.

Kein Hygieneproblem

Bettwanzen betreten ihr Zuhause als blinde Passagiere im Reisegepäck, der Kleidung oder auch in Möbeln. Eine besondere Gefahr besteht durch Übernachtungen in befallenen Hotels und Herbergen. 

Bettwanzen nisten sich in Koffer oder Taschen ein und werden so nach Hause transportiert. «Bettwanzen sind kein Hygieneproblem und trotzdem ist es ein

Renate Ammann, Freischaffende Journalistin, Schmerikon