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Leserbrief
Rapperswil-Jona
05.08.2023

«Weder Chance noch Lösung»

Urs Bernhardsgrütter sieht nur bei einem Nein zur Stadttunnel-Vorlage eine wirkliche Chance für eine nachhaltige Lösung der Verkehrsprobleme.
Urs Bernhardsgrütter sieht nur bei einem Nein zur Stadttunnel-Vorlage eine wirkliche Chance für eine nachhaltige Lösung der Verkehrsprobleme. Bild: Linth24
Warum der Stadttunnel weder eine Chance noch eine Lösung für Rapperswil-Jonas Verkehrsprobleme sein könne, erläutert Urs Bernhardsgrütter, Präsident Grüne Linth, im Leserbrief.

Im September werden wir Stimmberechtigten von Rapperswil-Jona in einer Grundsatzabstimmung über verschiedene Lang-Tunnelvarianten abstimmen. Ob Variante «Mitte» (mit einem zusätzlichen Anschluss in Kempraten) oder «Direkt», die Verkehrsprobleme in Rapperswil-Jona werden so nicht gelöst! Denn stünde ein solcher Giga-Tunnel heute schon, hätten wir in Rapperswil-Jona noch weit mehr stinkenden, CO₂-ausstossenden und lauten motorisierten Privatverkehr, der sich durch die Stadt zwänge. Denn nur ein geringer Teil davon wäre unter dem Boden, wo er ja nicht bleibt.

Ein solcher Tunnel würde die Strassenkapazität von jetzt ca. 27'000 Fahrzeugen pro Tag auf einen Schlag auf geschätzte 33'000 bis 35'000 Fahrzeuge erhöhen (je nach Ausstattung der verkehrsberuhigenden Massnahmen). Besonders die Strassen und Quartiere östlich der Tüchi-Einfahrt hätten mit einem enormen Mehrverkehr zu rechnen. Denn die «Dosierstelle» Cityplatz würde wegfallen.

Wie es im Hüllistein, beim Portal Tüchi oder Kempraten aussehen würde, da gibt es Anschauungsbeispiele. Die A53-Einfahrt in Neuhaus oder das Tunnelportal im Jonerwald sind es. Solche Tunnelportale sind mehr als unschön und enorm lärmintensiv. Wollen wir dies wirklich in drei- oder vierfacher Ausführung teilweise mitten in unserer Stadt?

Viel zu viel Geld für zu wenig Lösung!

Die enormen Kosten von über einer Milliarde Franken lassen das Kosten-Nutzenverhältnis des Tunnels ganz klar ins Negative kippen. Es ist davon auszugehen, dass weder der Kantonsrat noch eine kantonale Abstimmung so viel Geld für so wenig Lösung ausgeben wollen.

Auch der Landverbrauch im Hüllistein und der Schönau ist inakzeptabel. Zugegeben, wenn wenigstens ein Teil des jetzigen Verkehrs unterirdisch durch die City von Rapperswil-Jona fliessen würde, und das ganze Bahnhofsareal autofrei wäre, gäbe es schon Platz für städtebauliche Verbesserungen. Es ist aber vielmehr zu berücksichtigen, dass ein solcher Tunnel das Verkehrsaufkommen im stark bewohnten östlichen Teil des Stadtgebietes (inklusive Südquartier) enorm vergrössert. Zudem bewirkt ein solcher Lang-Tunnel auch einen Mehrverkehr in der ganzen Region rund um den Obersee. Zu all dem kommt noch, der mit dem Bau und dem Betrieb verbundene zusätzliche Ausstoss von klimaschädlichen CO₂.

Darum: Die Tunnelbaupläne, über die wir abstimmen dürfen, sind weder eine Chance und erst recht keine Lösung! Wir dürfen also getrost zum Tunnel – wie schon 2011 – nochmals klar Nein stimmen. So ergäbe sich endlich die wirkliche Chance auf nachhaltige Lösungen für die Verkehrsprobleme unserer Stadt. Ein Teil davon sind schon im Gesamtverkehrskonzept der Stadt unter dem Titel «Ohnehin-Massnahmen» skizziert oder wurden im Leserbrief von Guido Keel vom 25.7.23 erwähnt.

Urs Bernhardsgrütter, Rapperswil-Jona, Präsident Grüne Linth