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Leserbrief
Rapperswil-Jona
25.07.2023
25.07.2023 18:22 Uhr

Stadttunnel: Träumer am Werk

Bild: Linth24
Vor der Abstimmung im September interessiert der Tunnel immer mehr. Nun meldet sich Guido Keel aus Jona, mit einer Antwort auf einen Leserbrief.

Christian Rudin aus Wagen scheint ein ‘Wahrsager’ zu sein, denn er weiss, was alle ‘wissen’ (müssten?). Zitat aus seinem Leserbrief vom 23.7.: «Aber wir alle wissen, die Stadt braucht dringend eine Verkehrs-Entlastung durch einen Tunnel…»

Rudin will den Tunnel, wie auch Stadtpräsi Stöckling. Präsi Stöckling will sich vielleicht ein Denkmal setzen, auch wenn er (wie auch Rudin) wissen könnte, dass neue Strassen Verkehrsprobleme nicht lösen, sondern verschieben, und dann wegen dem Mehrverkehr an anderen Orten neue Verkehrsprobleme erzeugen. Mit den Ideen der 60er-Jahre in die Zukunft, ist das Motto! Grössere Städte reduzieren heute den Autoverkehr erfolgreich und machen die Städte so lebenswerter… aber Rapperswil-Jona ist ja verkehrstechnisch heute noch ‘ein Dorf’, sagt die Verkehrsstatistik.

Beratungsresistenter Stadtpräsident

Stadtpräsident Martin Stöckling ist leider beratungsresistent. Unter anderem, wenn es um Verbesserungen bei der Ampelsteuerung geht, die bereits einiges Potential für eine Verkehrsentlastung bieten würde. Er wehrt sich auch gegen einen Road-Pricing-Versuch. Dank Road-Pricing konnte der Verkehr vielerorts schon massiv reduziert werden und auch die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ist mittlerweile dafür, wie Umfragen zeigen.

Künstliche Intelligenz bei der Ampelsteuerung, Road Pricing und selbstfahrende Autos werden den Verkehr weltweit revolutionieren und eingeführt, lange bevor ein Tunnel in Rapperswil eröffnet werden könnte. Träumer wie Stöckling oder Rudin wollen gar nicht über Alternativen und die Zukunft des Verkehrs diskutieren! Den milliardenteuren Tunnel könnten sie bestenfalls in 20 Jahren einweihen. Als vielleicht letztes Projekt der Verkehrsstrategie des letzten Jahrhunderts.

Als Einwohner von Jona, Velofahrer und öV-Benutzer wünsche ich mir nicht erst in 20 Jahren Verbesserungen der Verkehrssituation in der Stadt! Mit einer velotauglichen erweiterten Unterführung beim Bahnhof, die bis in die Innenstadt reicht, einer Unter- oder Überführung beim Sonnenhof und einer optimierten Verkehrsführung könnten die Wartezeiten für CO2-neutrale Verkehrsteilnehmer reduziert werden. Beides wäre in wenigen Jahren umsetzbar.

Strategie vom Kanton verlangt

Dies wären Themen, die in einer Gesamtverkehrsstrategie behandelt werden sollten, wie sie der Kanton verlangt. Dies wäre aber zu kompliziert zu verstehen für die Bevölkerung, meint Präsi Stöckling. Deshalb gibt es jetzt eine sinnfreie, nicht mit dem Kanton (als Bezahler) abgesprochene Abstimmung über einen Tunnel, ohne Alternativvorschläge.

In einem Punkt stimme ich überein mit Rudin: Es sollte etwas passieren zur Entlastung der Verkehrssituation! Der Tunnel ist aber die späteste, teuerste und wohl schlechteste Variante, da er voraussichtlich bereits bei der Einweihung geeignet wäre fürs Museum der Verkehrspolitik des 20. Jahrhunderts!

Guido Keel, Jona