Für die einen völlig unbekannt, ist er für andere ein beliebter Brotaufstrich oder dient als spezielle Note in der Tomatensauce: Birnel. Auch zum Süssen von Tee wird Birnel gerne genutzt. In den vergangenen Jahren geriet Birnel aber ein wenig in Vergessenheit. Dafür erobern die weitgereisten «trendigen» Ersatzprodukte wie Kokosblütenzucker oder Agavendicksaft die vegane Szene.
Die Winterhilfe will dem Birnel, der unbeschränkt haltbar ist, zu neuer Aufmerksamkeit verhelfen.
«Honig für die Armen»
Birnel wird aus dem Saft von Mostbirnen gewonnen. Aus dem Obst wird Saft und aus dem Saft Birnel. Das Verzeichnis «Kulinarisches Erbe der Schweiz» beschreibt Birnel – auch Birnendicksaft oder Birähung genannt – als «opake, dickflüssige Masse, farblich zwischen braun und schwarzbraun».
Das Produkt soll erstmals 1688 in der Einsiedler «Krämerordung» erwähnt und Mitte des 19. Jahrhunderts vom aufkommenden Rübenzucker verdrängt worden sein.
Kampf gegen Hunger und Alkoholismus
Winterhilfe-BIRNEL wurde früher schweizweit im Kampf gegen Hunger und Alkoholismus eingesetzt. Brände aus Obst und Kartoffeln gehörten zum heimischen Erbe. Doch mit der Industrialisierung hielt der «Elendsalkoholismus» auch in der Schweiz Einzug. Dieses Phänomen wird als Folge des Pauperismus, also der Massenarmut, eingeordnet.
Die Schweiz ging im Kampf gegen den Elendsalkoholismus nicht so weit wie die USA, welche 1920 die Herstellung, den Transport und den Verkauf von Alkohol verbot. Aber das Schweizer Alkoholgesetz von 1932 legte fest, dass die brennlose Obstverwertung, also deren Endprodukt keinen Alkohol enthielt, staatlich unterstützt würde. 1952 übergab die Eidgenössische Alkoholverwaltung der Winterhilfe den Vertrieb des Birnels.