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Gommiswald
07.06.2020
07.06.2020 00:41 Uhr

Als der Kanton den Namen festlegte

Die spätbarocke Pfarrkirche St.Jakobus von Gommiswald an einem nebligen Herbstmorgen.
Die spätbarocke Pfarrkirche St.Jakobus von Gommiswald an einem nebligen Herbstmorgen. Bild: Stefan Knobel, Linth24
Die Gommiswaldner Namengeschichte zeigt eine überraschende Komplexität und lässt einige Punkte bis heute offen.

Eine sanfte Landschaft an sonniger Hanglage, verbunden mit einer attraktiven Aussicht auf Zürichsee, Linthebene und Glarner Alpen – das alles bietet die Gemeinde Gommiswald. Sie erstreckt sich höhenmässig vom Böllenbergtobel (485 m.ü.M) bis zum Tanzboden (1443 m.ü.M). Der Ort Gommiswald setzt sich aus verschiedenen Weilern und Höfen zusammen, in denen insgesamt über 5100 Menschen leben.

Die Rolle des Waldes

Die Südflanke des Ricken war zu frühgeschichtlicher und antiker Zeit nicht dauerhaft besiedelt, jedenfalls fehlen bislang entsprechende Hinweise. Vermutlich im 7./8. Jahrhundert liessen sich Alemannen hier nieder und begannen, Teile des Waldes zu roden und Land urbar zu machen. Sie lebten von Viehzucht und Ackerbau, daneben betrieben sie auch Holzschlag und Holzhandel.

Die nachmaligen Gommiswaldner Gehöfte unterstanden verschiedenen Obrigkeiten: Zunächst wurden sie mit jenen Benkens gemeinsam verwaltet, gelangten danach an das Kloster Schänis und schliesslich an die Grafschaft Uznach. Diese war ab 1439 bis 1798 Landvogtei der eidgenössischen Stände Schwyz und Glarus.

Die Gommiswaldner Kirche aus zwei anderen Perspektiven. Bild: Linth24 / Stefan Knobel

Wessen Heimstätte?

Die Namensgeschichte des Ortes setzt wegen der Quellenlage vergleichsweise spät ein. Vieles, insbesondere in der frühesten Phase, bleibt daher unsicher.

Als erster möglicher Beleg erscheint 1178 Goycheim, das sich allerdings auch auf die Höfe Gauchen (Kirchberg SG) ennet dem Ricken beziehen könnte. 1440 ist die Rede von Göchams gewalt «Waldungen von Gauchen»: Der Ort hiess bis ins 17. Jahrhundert nur Gau(ch)en, geschrieben Gouchen, Gauhen oder Gauven. Diese Bezeichnung lässt sich aus althochdeutsch *Gouchheim oder *Gokinheim/*Goginheim herleiten, jeweils mit dem Hinterglied heim «Haus, Wohnung». Als Vorderglied kommt ein Personenname *Gauch(o) zu gouh «Kuckuck; Narr» oder *Goko/*Gogo in Frage.

Ab 1671 kam eine Variante zuo Gomißwaldt, in Gůmißwaldt auf, die parallel zu Gau(ch)en verwendet wurde und sich alsbald zu Gommiswald entwickelte. Diese Bezeichnung lässt zwei Deutungen zu: Einerseits könnte eine weiterentwickelte Form der althochdeutschen Wortverbindung *Goucheims gewalt (o.ä.) «Waldungen von Gau(ch)en» vorliegen. Andererseits wäre eine Zusammensetzung *Gumiswalt «Wald des Gumo» zu erwägen, bestehend aus einem Personennamen *Gumo zu gomo «Mann, Mensch» – heute nur noch als Hinterglied von Bräutigam sichtbar – und dem Waldwort.

1913 setzte die St.Galler Regierung dem zwischenzeitlichen Nebeneinander der Varianten ein Ende, indem sie den Ortsnamen per Dekret endgültig als Gommiswald festlegte.

Der Weiler auf der Ricken-Passhöhe Ricken gehört teilweise zur Gemeinde Gommiswald. Bild: Stefan Knobel, Linth24

Ein Engpass

Über grosse Teile des jetzigen Gommiswaldner Gemeindegebiets verläuft seit dem Mittelalter der bedeutende (Handels- und Wallfahrts-)Weg über den Rickenpass. Er verbindet die Linthebene und das Toggenburger Thurtal. Nach der Reformation gewann der Weg über den Ricken eine strategische Bedeutung für die katholischen Teile der Eidgenossenschaft: Er stellte die kürzeste und sicherste Verbindung zwischen der Innerschweiz und der St.Galler Fürstabtei dar.

Der Passname Ricken, erstmals 1394 bis an den Rickon bezeugt, geht auf das mittelhochdeutsche Wort ric zurück, das in Flurnamen «Engpass, Geländeeinschnitt», sonst «Band, Strick, Schleife» bedeutet.

Erläuterungen

Alemannen: ein deutschsprachiger Stamm der Germanen.

Alt-, Mittelhochdeutsch: die Vorstufen der heutigen deutschen Sprache.

*: eine unbezeugte, aber erschliessbare Form.

Ressourcen

ortsnamen.ch: https://www.ortsnamen.ch/

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS): https://hls-dhs-dss.ch/

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: https://www.dwds.de/

Galliker, Hans-Rudolf: Ortsgemeinde Gommiswald. Mehr als 570 Jahre Ortsgeschichte.

Stefan Knobel, Linth24