Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Schänis
10.05.2020
09.05.2020 23:50 Uhr

Einst Zentrum klösterlicher Herrschaft

Zwei Ansichten der Schänner Kirche St. Sebastian.
Zwei Ansichten der Schänner Kirche St. Sebastian. Bild: Linth24 / Stefan Knobel
Die Geschichte der Gemeinde Schänis ist zwar eng mit einem im Mittelalter gegründeten Damenstift verknüpft, reicht aber weiter zurück.

Am Rand der Linthebene, eingebettet zwischen Linthkanal und dem Alpengebiet des Speers (1950 m.ü.M.), liegt die Gemeinde Schänis. Ihre etwa 3800 Einwohner verteilen sich auf mehrere Dörfer, die traditionell von der Vieh- und Alpwirtschaft geprägt waren, teils bis heute. Nach dem 2. Weltkrieg begannen Gewerbe- und Industriebetriebe vermehrt von den günstigen Rahmenbedingungen (Bauland, Autobahnanschluss) zu profitieren und es setzte auch in Schänis ein wirtschaftlicher Strukturwandel ein.

Kloster und Sandbänkli

Die ersten Siedlungsspuren auf Schänner Gemeindegebiet wurden auf dem Gasterholz gefunden und datieren aus der vorrömischen Eisenzeit. Im Altertum erbauten die Römer auf dem Biberlikopf, einem Felsvorsprung über der Linthebene, einen quadratischen Wachturm aus Stein, vermutlich zur Sicherung der Verkehrswege. Später, zu Beginn des 9. Jahrhunderts, gründete Graf Hunfrid von Rätien zu Ehren der Christusreliquien, die in seinen Besitz gelangt waren, das Damenstift Schänis. Dieses übte bis Ende des 18. Jahrhunderts grundherrliche Rechte aus.

Als die alte Linth noch als natürlicher Wildfluss verlief, bildeten sich Sandbänke und Anschwemmterrassen. Auf einer solchen Erhebung wurde Schänis gegründet, wohl unweit von Sandanhäufungen: Der Name geht auf alträtoromanisch *scamninas «bei den Sandbänklein» (mit verdeutlichender Mehrzahl-Endung -s) zurück. Das Wort *scamnino stellt eine Verkleinerungsform zu lateinisch scamnum «Bank» dar, dessen Ableitung scamellum/scamillus übrigens im Lehnwort Schemel fortlebt.

Der Ortsname ist seit dem 9. Jahrhundert vielfältig bezeugt, u.a. als Skennines (vor 823), Schennis (ab Mitte des 10. Jh.), Schënnis in Gaſtern (vor 1034), monasterio Scandiensi «dem Schänner Stift» (um 1100), convent zue Schänis (1310).

  • Der Gallusturm ist Teil einer 1824 abgebrannten romanischen Kapelle und steht heute unter Denkmalschutz. Bild: Linth24 / Stefan Knobel
    1 / 2
  • Der Turm ist von einem kleinen Park umgeben und besitzt eine eigene Webseite: www.gallusturm.ch. Bild: Linth24 / Stefan Knobel
    2 / 2

Gaster

Das Schänner Kloster baute im Mittelalter eine geschlossene Grundherrschaft über das umliegende Gebiet, das Gaster, auf. Dessen Hauptort wurde Schänis.

Gaster lässt sich aus lateinisch castrum «Burg» herleiten, belegt u.a. Castris (998), ab dem 13. Jahrhundert Gastirn, Gastern und selten Chastren. Unklar bleibt hier allerdings, auf welche alte Wehranlage genau Bezug genommen wird.

Wo Feldahorn wächst

1798 schlossen sich mehrere Ortsgemeinden zur politischen Gemeinde Schänis zusammen. Eine davon war das Haufendorf Maseltrangen am östlichen Rand der Linthebene, seit dem Mittelalter in den Quellen greifbar: Mazzeltrangen (1050), später Mas(s)eltrangen. Der Name setzt sich aus althochdeutsch mazzoltar/mazzaltra «gemeiner Feldahorn, Massholder» und wang «Feld, Wiese, Hang» zusammen und bedeutete ursprünglich wohl «bei den Hängen/Wiesen, auf denen Feldahorn wächst» (Dativ Plural *mazzaltrawangun o.ä.).

Der gemeine Feldahorn zählt zu den verbreitetsten Ahornarten und stellt bescheidene Standortansprüche. Heute noch als pflegeleichter Stadt- und Parkbaum geschätzt, besass er früher eine grössere Bedeutung: Sein Holz eignete sich als Brennmaterial und zur Herstellung kleinerer Gegenstände, sein Laub als Viehfutter. In Krisenzeiten verzehrten auch Menschen die jungen Blätter als Salat oder vergoren und gestampft wie Sauerkraut.

Erläuterungen

*: Eine unbezeugte, aber erschliessbare Form.

Alträtoromanisch: aus dem Vulgärlatein hervorgegangene frühe Vorstufe des Rätoromanischen.

Althochdeutsch: die Vorstufe der heutigen deutschen Sprache.

Ressourcen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: https://www.dwds.de/

ortsnamen.ch: https://www.ortsnamen.ch/

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS): https://hls-dhs-dss.ch/

Häne, Koni: Der Feldahorn. Der Baum des Jahres 2015, in: Schweizer Briefmarken Zeitung 5–6/2015, S. 200–201.

Stefan Knobel, Linth24