Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Uznach
31.05.2020
31.05.2020 11:03 Uhr

Die reiche Uzner Ortsgeschichte

Die Uzner Kreuzkirche ausserhalb des Städtchens im winterlichen Abendlicht.
Die Uzner Kreuzkirche ausserhalb des Städtchens im winterlichen Abendlicht. Bild: Stefan Knobel, Linth24
Im Mittelalter war Uznach Sitz einer Grafschaft, heute ist der Ort ein Regionalzentrum des Linthgebiets.

Am Nordrand der Linthebene, wo sich die Verkehrswege zum Walensee und zum Rickenpass trennen, liegt das Städtchen Uznach. In der Gemeinde leben etwa 6400 Menschen, zudem sind einige regionale Institutionen und 3800 Arbeitsplätze angesiedelt. Der Ort Uznach besitzt also eine gewisse Bedeutung, und wie ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, nicht erst seit Kurzem.

Ein Anfang in Bachnähe

Die Alemannen errichteten im Frühmittelalter zwischen dem Aabach und dem Ernetschwilerbach eine erste Siedlung, die sie auf althochdeutsch *(bi dëro) Uzinaha (o.ä.) «beim Fliessgewässer des (Wohnsitzes von) Uzo» nannten. Dieser Name besteht aus zwei Teilen: Als Vorderglied dient der Kosename Uzo, der auch in Uzwil «Gehöft/Weiler des Uzo» fassbar und wohl zu ôt «Reichtum, Besitz» oder uodal «Erbgut, Heimat» gebildet ist. Hinten erscheint das Wasserwort aha «Fluss, Wasser, Bach», das noch in Gewässernamen wie Ach(e), Aach oder Aa weiterlebt, sonst aber durch Bach ersetzt wurde (somit ist der oben genannte Aabach eigentlich der «Bach-Bach»).

Die «Wirtschaft zum Hof» ist das älteste gut erhaltene Landhaus Uznachs. Der Holzbau stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (evtl. 1730). Bild: Linth24 / Stefan Knobel

Urkundlich trat Uznach bereits Mitte des 8. Jahrhunderts in Erscheinung; neben Schreibungen wie Huzinaa und Huzinan mit «überkorrektem» h- findet man auch Vzninaa, Utcinaha oder Uzzinaha. Der Ort entwickelte sich bald zu einem grundherrlichen Verwaltungszentrum, das Einzugsgebiet der zugehörigen Pfarrei reichte bis nach Ernetschwil, St.Gallenkappel und Goldingen.

Der Turm der Stadtkirche erhebt sich prominent im Uzner Städtli, auch im Nebel. Bild: Linth24 / Stefan Knobel

Der Ausbau zur Stadt

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde Uznach von den Herren von Toggenburg in Besitz genommen und auf einem Hügel einen halben Kilometer östlich als Städtchen neu gegründet. Die Stadtbewohner von Vtznen (1220) bzw. Vtznach (1260) gingen dem Handwerk, Kleinhandel oder der Landwirtschaft nach. Ihnen wurde das Recht zugebilligt, Märkte abzuhalten. Im Uzner Wehrturm pflegte bei wichtigen Amtsgeschäften der Graf zu residieren.

Blick vom Vorplatz der Stadtkirche Uznachs in Richtung Rathaus. Bild: Linth24 / Stefan Knobel

Nach dem Tod des letzten Toggenburger Grafen im Jahr 1436 gelangte die Herrschaft Uznach schrittweise unter die Hoheit von Schwyz und Glarus, konnte aber viele ihrer Rechte und Freiheiten bewahren. Die eidgenössischen Orte richteten eine Landvogtei ein, welche auch die Dörfer Schmerikon, Eschenbach und Gommiswald umfasste.

Gepflegte Häuser in der Uzner Obergasse. Bild: Linth24 / Stefan Knobel

Neuzeit: vom Stadtbrand zum Regionalzentrum

Im Verlauf der Geschichte wurde Utznach (so ab 1375) wiederholt von Brandereignissen heimgesucht. Der letzte Grossbrand ereignete sich am 18./19. August 1762 und zerstörte praktisch das gesamte Städtchen, darunter viele Zeugen der Vergangenheit. Der anschliessende Wiederaufbau beeinflusste das heutige Ortsbild des Städtchens.

Bald darauf setzte die Industrialisierung in Uznach ein, zunächst mit dem Abbau von Schieferkohle, der erst im zweiten Weltkrieg endete. Später siedelten sich Textilfabriken und Industriebetriebe anderer Bereiche – u.a. Buchdruck, Pharmazeutik – an. Das Arbeitsplatzangebot diversifizierte sich im letzten Jahrhundert weiter.

Von 1831 bis 2002 war Uznach Hauptort des damaligen Bezirks See und nahm dadurch eine Funktion als administratives Zentrum ein.

Erläuterungen

Alemannen: ein deutschsprachiger Stamm der Germanen.

*: eine unbezeugte, aber erschliessbare Form.

Althochdeutsch: die Vorstufe der heutigen deutschen Sprache.

Ressourcen

ortsnamen.ch: https://www.ortsnamen.ch/

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS): https://hls-dhs-dss.ch/

Niemeyer, Manfred (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch, Berlin/Boston 2012: Walter de Gruyter.

Stefan Knobel, Linth24