Am Rand der Linthebene, beim Übergang in die Voralpen, liegt die Gemeinde Kaltbrunn. Ihr Gebiet überwindet zwischen dem Riet und üsseren Gheist etwa tausend Höhenmeter. Über 4800 Menschen bewohnen den Ort, der sich durch sein gelebtes Brauchtum – Jahrmarkt, Viehmarkt, Chläuse – und die Natur – insbesondere das geschützte, artenreiche Flachmoor – auszeichnet.
Mittelalterlicher Dinghof
Sieht man von den prähistorischen Spuren menschlicher Präsenz auf dem Schlossbüchel ab, konzentriert sich Kaltbrunns Ortsgeschichte im Wesentlichen auf die Zeit seit dem Mittelalter. Sie setzt ungefähr im 5./6. Jahrhundert ein, als die Alemannen hier einwanderten und eine ausgedehnte Sumpflandschaft vorfanden. Dennoch wurde in der Folgezeit ein grösserer herrschaftlicher Gutsbetrieb, ein Dinghof, angelegt. Das Gehöft gelangte 972 unter dem Namen Chaldebrunna in den Besitz des Klosters Einsiedeln und wurde abgabepflichtig. Die lokale Grundherrschaft des Klosters dauerte bis 1798 an.
Chaldebrunna geht auf eine althochdeutsche Zusammensetzung aus dem Adjektiv kalt «kalt, kühl» und dem Nomen brunno «Quelle, Wasser, Brunnen» zurück; die Gesamtbedeutung war ursprünglich «bei der kalten Quelle» (o.ä.). Die Verwendung von kalt bei Ortsnamen bezog sich oft auf ein kaltes und nasses Gebiet, manchmal auch auf Nordlage.
Während die frühen Namensbelege im Anlaut mit ch-Laut verschriftet wurden, vgl. z.B. Chaltebrunun und Chaltebrunnen (um 1045), setzten sich bis zum Ende des Spätmittelalters die Schreibvarianten mit k-Anlaut durch: Nicholaus de Kalthebrunnen (1259), H. Brvno vnd Jacob von Kaltbrvnnen (1310), ze Kaltprunn (1332), ze Kaltbrünnen (1428). Von hier führte kein weiter Weg zur Form Kaltbrunn (ab 1430), die seit dem 19. Jahrhundert amtlich ist.