Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Schänis
24.04.2019

ROTE ZAHLEN IN DER WALDWIRTSCHAFT

Der historisch tiefe Holzpreis bringt die Waldwirtschaft in Bedrängnis. Besonders herausfordernd ist die Waldarbeit in Quellschutzgebieten wie beispielsweise im Zimmerwiswald in Schänis.

Die Waldungen im Gebiet Zimmerwiswald in der Gemeinde Schänis liegen zwischen 990 und 1130 Meter über Meer. Es scheint ein ganz „normaler“ Wald zu sein. Ist es jedoch nicht. Denn dieser Wald liegt Mitten in einem Quellschutzgebiet. Revierförster Reto Bless erklärt: „Hier darf nichts schief gehen, ansonsten wird das Wasser der Wasserkorporation Schänis verschmutzt.“ Dementsprechend müssen bei Waldarbeiten besondere Vorsichtsmassnahmen getroffen werden. Rückschlepper dürfen hier beispielsweise nicht abgestellt werden. Auch das Auftanken von Motorsägen ist nur mit einer speziellen Auffangwanne gestattet und die Linienführung des Mobilseilkrans muss so gewählt werden, dass die Schutzzone nicht tangiert wird. Weiter darf man im Quellschutzgebiet kein Holz lagern. Es muss also sofort abtransportiert werden. Mehraufwände, die gemäss Bless Zusatzkosten von 12 bis 15 Prozent mit sich ziehen.

(Legende zum Titelbild: Förster Reto Bless (v.l.), Roger Büsser, Präsident der Wasserkorporation Schänis sowie Willy Giger, Präsident der Ortsgemeinde Rüttiberg besprechen die Waldarbeiten im Quellschutzgebiet.)

Unterschiedliche Interessen

Auf Grund des tiefen Holzpreises können durch den Holzverkauf nicht einmal mehr die Kosten der Holzerarbeiten gedeckt werden. Die Waldwirtschaft wird zum Defizit-Geschäft. Trotzdem kann man die Waldarbeiten nicht einfach einstellen. „Wir müssen den Wald pflegen um den Schutz vor Naturgefahren sicherstellen“, erklärt Willy Giger, Präsident der Ortsgemeinde Rüttiberg, welcher der besagte Wald gehört. Hinzu kommt, dass das Gebiet Zimmerwiswald nicht nur ein Trinkwasserspeicher ist, sondern auch ein besonderer Lebensraum für Auerwild. Deshalb werden spezielle An- und Abflugschneisen angelegt. Für diese Massnahmen gibt es Unterstützungsbeiträge. Auf Grund der unterschiedlichen Interessen werden die Waldarbeiten für das Team von Revierförster Reto Bless zur Herausforderung: „Um alle Aspekte und Ansprüche möglichst gut zu vereinen, muss der Holzschlag dementsprechend akribisch geplant und vorbereitet werden.“

Unterstützung notwendig

Für die Einschränkungen bei der Holzernte auf Grund des Quellschutzes gibt es wohl rechtliche Grundlagen, aber keine gesetzliche Voraussetzung für Abgeltungen der Mehraufwände. Diese müssen durch Vereinbarungen individuell geregelt werden. „Dies ist viel zu kompliziert“, findet Roger Büsser, Präsident der Wasserkorporation Schänis. Es brauche eine einheitliche Regelung über den ganzen Kanton: „Wir können ja nicht auf Grund des Holzschlages den Wasserbezügern in Schänis die Kosten abwälzen und andere bezahlen nichts.“ Die Politik hat das Problem erkannt. Die vorberatende Kommission „Perspektiven der Waldwirtschaft“ des Kantons St.Gallen will den Wald nachhaltig und langfristig erhalten und pflegen. Deshalb sieht sie eine gezielte Abgeltung von aufwendigen Waldleistungen vor und wird sich in der Juni-Session des Kantonsrates dementsprechend für die Waldwirtschaft einsetzen. Es brauche eine gesetzliche Grundlage, damit Klarheit geschaffen und die Mehraufwendungen für sauberes Trinkwasser auf alle Bürgerinnen und Bürger verteilt werden.

(OriginalMitteilung, Autor: Ralph Dietsche)