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Rapperswil-Jona
18.02.2022
25.03.2024 10:16 Uhr

Stadtrat zeigt die Lido-Ruine

Stadtpräsident Martin Stöckling vor der Führung durchs Schwimmbad Lido.
Stadtpräsident Martin Stöckling vor der Führung durchs Schwimmbad Lido. Bild: Jérôme Stern/Linth24
Am gestrigen Bürgerforum in Rapperswil-Jona gab es zwei schwergewichtige Themen: der Zustand des Schwimmbads Lido und der Fahrplan für ein künftiges Stadtparlament.

Sowohl das Lido wie auch ein Stadtparlament sind altbekannte Themen in der Stadt. Doch am gestrigen Stadtforum wollte der Stadtrat, vertreten durch Stadtpräsident Martin Stöckling, Bauchef Christian Leutenegger sowie Schulchef Luca Eberle, Nägel mit Köpfen machen. Was im Fall des Schwimmbads bedeutete, dass er um 19 Uhr zur Führung durchs Lido lud. Grund dafür war, den Teilnehmenden klar vor Augen zu führen, in welch desolatem Zustand insbesondere die Technikräume im Untergeschoss tatsächlich sind. 

Dieses Ziel wurde definitiv erreicht. Während die Umkleideräume im Obergeschoss zwar leicht schmuddelig, aber keinesfalls baufällig wirken, ändert sich der Eindruck radikal, als der Bauchef in die verzweigten Technikräume im Kellergeschoss bittet. Schon nach den ersten Schritten wähnt man sich eher in einem zerbombten Haus. Mit zahllosen Stützen ist die Decke notdürftig fixiert und an den Wänden zeigen sich überall Löcher. In einem Raum musste ein Zwischenboden eingezogen werden, weil darunter Wasser steht. 

 

Bauchef Christian Leutenegger deutet auf die beschädigte Decke. Bild: Jérôme Stern/Linth24

Froh, wieder draussen zu sein

Tatsächlich gleicht die Führung durch den Lido-Keller einem Gang durch die Katakomben Roms. Wobei sich diese wohl möglich noch im besseren Zustand befinden. Man ist froh, dass die Decken zumindest gesichert sind, denn die Wände bröckeln still und leise vor sich hin. Immer wieder sieht man Pumpen und Rohre, die stillgelegt werden mussten, da sie ihrer Aufgabe vor lauter Rost nicht mehr gewachsen sind. 

Die rund 50 Besucher der speziellen Führung sind sichtlich erleichtert, als sie nach 20 Minuten wieder draussen an der frischen Luft stehen. Wobei sich die Teilnehmer anschliessend in die nahe Fachhochschule OST begeben. 

Der Zustand der Technikräume im Lido ist mehr als bedenklich. Bild: Jérôme Stern/Linth24

Zurück in die Zukunft

Während des Wegs in die Fachhochschule erklärt Bauchef Leutenegger, er habe diese Besichtigung anberaumt, um den Leuten zu zeigen, wie schlimm es tatsächlich um die Technik des Lido stehe. Im Saal der Schule angekommen, gibt er schliesslich einen Überblick über die lange Geschichte der geplanten Erneuerung des Schwimmbads. 

«Bekanntlich wurde 2012 mit dem Projektwettbewerb zur Neugestaltung der Anlage gestartet», erklärte der Bauchef den Anwesenden. Im Dezember 2018 sei dann ein Baukredit in der Höhe von 27,45 Millionen Franken genehmigt worden. «Doch im Sommer 2020 brach der Stadtrat die Übung ab, als sich eine Kostenüberschreitung von ungewissen Ausmasses abzeichnete. Schliesslich wurde im Dezember letzten Jahres ein Projektierungskredit für die Instandstellung von der Bürgerversammlung abgelehnt.»

Löcher in den Wänden und unsichere Decke zeigen sich in den Technikräumen. Bild: Jérôme Stern/Linth24

Nach diesem Rückblick wagt der Bauchef einen Blick nach vorne. Laut ihm braucht das Lido selbst für einen provisorischen Weiterbetrieb Investitionen von rund 1,3 Millionen Franken. «Dabei müsste man alleine für die Badewasser-Technik etwa 750 000 Franken investieren. Und selbst dann ist eine ausreichende Wasserqualität nicht garantiert.» Es sei durchaus möglich, dass man den Betrieb nach einer Kontrolle aufgrund mangelnder Qualität wieder schliessen müsse. 

Gemäss Leutenegger könne ein provisorischer Weiterbetrieb aus seiner Sicht bloss für ein weiteres Jahr erfolgen. Zumal auch der Betrieb aufgrund des desolaten Zustands Mehrkosten verursache. «Es braucht mehr technischen Unterhalt – und aufgrund der vermehrten Kontrollgängen im Untergeschoss auch zusätzliches Personal.»

Wie geht es nach dem provisorischen Betrieb Ende 2022 weiter? Mitte 2023 soll von der Bürgerversammlung ein Wettbewerbskredit abgeholt werden. Im besten Fall können die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt im Frühjahr 2030 mit einem neuen Schwimmbad Lido rechnen. Wohlgemerkt nur, falls keine Einsprachen zu weiteren Verzögerungen führen. Was eher unwahrscheinlich ist. 

Martin Stöckling stellt den Entwurf für ein Stadtparlament vor. Bild: Jérôme Stern/Linth24

Konkrete Vorschläge zum Stadtparlament

Auch der zweite Schwerpunkt des Abends – ein Stadtparlament – war ein bekanntes Thema. Schon 2015 stimmte das Stimmvolk über ein solches ab und versenkte den Vorschlag. Klar ist, dass der Stadtrat sich gut in die Materie vertieft hat und einen ausgewogenen Vorschlag präsentiert hat. Zumal man im Vorfeld alle Parteien mit ins Boot holte und deren Vorschläge eingearbeitet hat. Ebenso klar ist, dass ein künftiges Stadtparlament noch einiges zu reden geben dürfte. Zeit dafür ist bis zur vorgesehen Urnenabstimmung im Dezember 2024 ja noch. 

Jérôme Stern, Linth24