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27.10.2024

Steuerzahler sollen GZO helfen

Die Steuerzahler zahlen für das Versagen der GZO-Führung mit.
Die Steuerzahler zahlen für das Versagen der GZO-Führung mit. Bild: Keystone/CHRISTIAN BEUTLER
Nun sollen die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden für das offensichtliche Versagen des GZO-Verwaltungsrates. Ein Kommentar von Barbara Tudor.

12 Aktionärsgemeinden bilden die Trägerschaft der GZO AG Spital Wetzikon. Es sind Bauma, Bäretswil, Bubikon, Dürnten, Fischenthal, Gossau, Grüningen, Hinwil, Rüti, Seegräben, Wald und Wetzikon.

Das gehaltene Aktienkapital richtet sich prozentual nach der Einwohnerzahl der jeweiligen Trägergemeinde. Die Gemeinden Wetzikon, Rüti, Hinwil und Wald halten die höchsten Anteile gemessen an ihrer Einwohnerzahl.

Steuerzahler bluten mehrfach

Nun sollen diese Aktionärsgemeinden, sprich die Steuerzahlenden, zur Kasse gebeten werden. Am gestern von der GZO AG präsentierten Sanierungskonzept wurde bekanntgegeben, dass bei den Aktionärsgemeinden ein Antrag für eine Unterstützung im «mittleren zweistelligen Millionenbereich» eingereicht wurde. Die Gemeinde Fischenthal bestätigte dies in einer Medienmitteilung vom 25. Oktober. Die von den Aktionärsgemeinden mandatierten Fachexperten stünden im Austausch mit der GZO AG und hätten den formalen Antrag um fnanzielle Unterstützung entgegengenommen. In einem ersten Schritt werde den 12 Aktionärsgemeinden der genaue Inhalt des Antrags zur Kenntnis gebracht. Eine Stellungnahme der Aktionärsgemeinden zum beantragten Kapitalbedarf erfolge in den kommenden zwei Wochen.

Steuerzahler tappen im Dunkeln

So lässt man also jene, die am Ende für das Versagen des GZO-Verwaltungsrates blechen werden – zumindest vorerst – im Dunkeln. Denn, ob es 40 Millionen, 50 Millionen oder 60 Millionen sein werden, weiss derzeit keiner. Was aber klar ist: Es wird weh tun. Und es werden den sonst schon nicht auf Rosen gebetteten Gemeinden zusätzlich Mittel fehlen für Investitionen in die eigene Gemeinde wie z. B. für die Infrastruktur.

Besonders interessant wird die Diskussion um die finanzielle Unterstützung in der Gemeinde Gossau ZH, wo der GZO-Verwaltungsratspräsident Jörg Kündig Gemeindepräsident ist. Angeblich tritt er bei Fragen zum GZO in den Ausstand. Ebenso wie sein Gemeinderats-Kollege Patrick Umbach, dessen Frau die Sachwalterin im Nachlassstundungs-Verfahren ist (die GZO hatte sie dem Bezirksgericht aktiv als solche vorgeschlagen, wie Recherchen von Zürioberland24 ergaben).

Fakt ist: Durch die Unfähigkeit des GZO-Verwaltungsrates, der zu hoch gepokert und sich verspekuliert hat, bluten die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler – nicht nur jene der Aktionärsgemeinden – gleich auf mehreren Ebenen. Denn sollte das Sanierungskonzept wie von der GZO-Führung vorgeschlagen durchgesetzt werden, verlieren auch Pensionskassen viel Geld. Und damit wiederum das Volk.

Klares Misstrauensvotum

An der Gläubigerversammlung vom 25. Oktober setzten die Gläubiger ein starkes Zeichen: Über 80 % der anwesenden und vertretenen Gläubiger stimmten der Verlängerung der Laufzeit der Anleihe um drei Jahre (von Juni 2024 bis Juni 2027) zu. Dies entspricht gemäss GZO Creditor Group mehr als 65 % des ausstehenden Nominalbetrages der Anleihe von 170 Mio. Franken. Die für eine Annahme nötige 2/3 Mehrheit des gesamten ausstehenden Kapitals wurde damit um Haaresbreite verpasst.

«Die Anleihegläubiger teilen damit die Einschätzung, dass es besser ist, das GZO aus der provisorischen Nachlassstundung zu befreien, damit das Unternehmen zu seinem normalen Geschäftsbetrieb zurückkehren kann und mehr Zeit bekommt, um einen Rettungsplan für das Spital auszuarbeiten», schreibt die Gläubigergruppe in ihrer Mitteilung.

«Wir sind hocherfreut über die überwältigende Unterstützung und das deutliche Zeichen
der Anleihensgläubiger. Dies ist ein äusserst starkes Signal an die GZO-Verantwortlichen
und die Sachwalter, dass für einen definitiven Sanierungsplan das Einverständnis der
Gläubiger unumgänglich ist», sagt Gianluca Ferrari von Clearway Capital.

Das weitere Vorgehen werde die Gläubigergruppe erst nach genauer Prüfung der an der Versammlung präsentierten Pläne und Zahlen festlegen.

Gläubiger haben jetzt Einsitz im VR

Am 25. Oktober haben ausserdem 81 % der Gläubiger Gregor Greber zum Vertreter der Anleihegläubiger mit Beobachterrechten im Verwaltungsrat gewählt. Deutlicher kann das Misstrauen gegenüber dem Verwaltungsrat nicht sein.

Mit Greber haben die Gläubiger nun die Möglichkeit, über die aktuellen Entwicklungen beim GZO informiert zu werden. Es ist für alle Beteiligten zu hoffen, dass damit nicht der maximale Profit im Vordergrund steht, wie den Investoren Greber und Ferrari angelastet wird, sondern dass sie sich ehrenwert für die Sache einsetzen. Vor allem aber ist es an der Zeit, die Frage zu stellen: Ist dieser Verwaltungsrat noch tragbar? Wann zeigen die Mitglieder Reue für den Schaden, den sie angerichtet haben? Wann tragen sie demütig die Konsequenzen und machen den Weg frei für eine neue Führung?

Vielleicht will der Verwaltungsrat aber wie bei der sinkenden Titanic bis zum Schluss an Bord bleiben und mit dem GZO-Schiff untergehen. Ehre wird ihnen aber nicht zuteil. Denn sie haben das GZO mit voller Kraft an die Wand bzw. an den Eisberg gefahren. Für das Versagen zahlen aber nicht sie, sondern die unzähligen Steuerzahler, rund 1‘000 Mitarbeitende und etliche Handwerker und Gläubiger.

Barbara Tudor