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12.08.2024

Mandate für GZO-Chef problemlos

Jörg Kündig ist Kantonsrat, Gemeinderat, GZO-Verwaltungsratspräsident und vieles mehr. (Archivbild)
Jörg Kündig ist Kantonsrat, Gemeinderat, GZO-Verwaltungsratspräsident und vieles mehr. (Archivbild) Bild: Kanton ZH
GZO-Chef und Gemeindepräsident Jörg Kündig aus Gossau ZH hat viele Mandate, derzeit 15, das neuste im Verwaltungsrat der Kantonalen Gebäudeversicherung. Probleme sieht er keine.

Wer sich über politische Themen im Kanton Zürich informiert, kommt nicht am Namen Jörg Kündig vorbei. Aktuell hört und liest man ihn allerdings vorwiegend in Bezug auf das GZO-Debakel. Doch das ist längst nicht das einzige Engagement des 64-jährigen Vollblut-Politikers. Derzeit sind es 15 an der Zahl. Das neuste ist ein Engagement im Verwaltungsrat der Kantonalen Gebäudeversicherung GVZ (wir berichteten). Wir wollten von ihm wissen, wie es zu dem neuen Mandat kam und ob bei so vielen Engagements nicht auch die Interessenskonflikte grösser werden.

Jörg Kündig, wie kam es zum GVZ-Mandat?
Ich wurde direkt von Sicherheitsdirektor Regierungsrat Mario Fehr angefragt, der Präsident des Verwaltungsrates der GVZ ist. Dies im Hinblick auf die Verwaltungsrats-Wahlen für die Amtsdauer 2024–2027, um als Vertretung der Gemeinden Einsitz in den Verwaltungsrat der GVZ zu nehmen. Das Gebäudeversicherungsgesetz sieht für die Wahl in den Verwaltungsrat der GVZ u.a. eine solche Vertretung der Gemeinden vor.

Was sind aktuelle Themen oder Projekte der GVZ?
Die drei aktuell wichtigsten Projekte der GVZ sind die Einführung neuer Kernapplikationen für die Bereiche Brandschutz, Feuerwehr und Versicherung, der Ersatz der Brandhäuser im Ausbildungszentrum Andelfingen sowie First-Responder, die sich in der Pilotphase befinden.

Alle diese Bereiche liegen im Interesse von Gemeinden. Es gibt da sehr viele Berührungspunkte und zugunsten unserer Bevölkerung auch breite Felder der Zusammenarbeit wie Feuerwehr und Brandschutz. Der Einbezug einer Gemeindevertretung im Verwaltungsrat ist auch für die GVZ enorm wichtig, da zwischen GVZ und Gemeinden in vielerlei Hinsicht Berührungspunkte und Zusammenarbeit bestehen.

Der Anlageausschuss der GVZ profitiert zudem von meinem Fachwissen als Treuhänder. Zum Zeitaufwand für dieses Mandat kann man festhalten, dass es sich um jährlich vier Sitzungen des Verwaltungsrats und des Anlageausschusses handelt.

«Es geht nicht um persönliche Vorteile, sondern darum, den Standpunkt der Gemeinden einzubringen.»
Jörg Kündig

Welche Vorteile bringt dieses Engagement?
Die GVZ ist eine wichtige kantonale Einrichtung. Ich sehe mich in diesem Gremium als Vertreter der Zürcher Gemeinden. Es geht da nicht um persönliche Vorteile, sondern darum, den Standpunkt der Gemeinden aus der Sicht eines erfahrenen Praktikers einzubringen, zu wahren und die Position der Gemeinden bei Bedarf zu verbessern. Genau für diese Aufgabe wurde ich in den Verwaltungsrat gewählt, der aus Personen aus verschiedenen Fachgebieten besteht.

Gab es aufgrund des GVZ-Engagements bereits Interessenskonflikte bei anderen Tätigkeiten?
Nein. Und wenn es einen Interessenskonflikt gibt, trete ich selbstverständlich in den Ausstand – beispielsweise bei der Genehmigung des Geschäftsberichtes durch den Kantonsrat.

Auf der Liste der Interessensbindungen als Kantonsrat ist das GVZ-Mandat nicht gelistet. Warum nicht?
Danke für den Hinweis. Die Anpassung habe ich unverzüglich veranlasst. Der formelle Beschluss der Regierung ist jedoch öffentlich. Gleichzeitig werden zwei formelle Interessenbindungen hinfällig: Bei den Ehemaligen der Infantriebrigade 7 habe ich keine Rolle mehr und das Präsidium der Wirtschaftsschule KV Wetzikon fällt ebenfalls weg. Auch diese Anpassungen sind veranlasst und wurden bereits bestätigt.

Mit dem GVZ-Mandat sind es weiterhin ein Dutzend Mandate. Nur wenige andere Kantonsräte haben ähnlich viele Einträge, die meisten – auch gleichaltrige – bedeutend weniger.
Auf der einen Seite sind es Mandate, die direkt mit meiner beruflichen Tätigkeit zu tun haben. Es handelt sich dabei um Klein- oder Kleinstfirmen. Auf der anderen Seite handelt es sich um Aufgaben, welche direkt oder indirekt mit meinem grossen Engagement für die Gemeinde und die Gemeinden im Kanton Zürich im Zusammenhang stehen. Zu nennen sind dabei das Gemeindepräsidium und als damit verbunden die Einsitznahme im Verband der Gemeinden des Bezirks, das Präsidium der Präsidien im Kanton Zürich, der Einsitz im Vorstand der Schweizer Gemeinden, jetzt das GVZ-Mandat und mindestens zum Teil der Kantonsrat. Auch bei der Radix Gesundheitsstiftung habe ich klar die Rolle, die Gemeinden zu vertreten.

Die Organisationen, in denen ich mich freiwillig und ausserhalb der Arbeitszeit engagiere, liegen mir am Herzen. Sie machen einen wichtigen Job für die Öffentlichkeit, also für uns alle. Und da ich schon über zwei Jahrzehnte in der Politik aktiv bin, wurden verständlicherweise auch schon mehr Mandate an mich herangetragen als etwa bei einem Polit-Neuling. Zudem bin ich als Chef einer eigenen, sehr kleinen Firma natürlich flexibler, solche Nebenaufgaben ausüben zu können.

«Ich denke, dass es zu einer Reduktion meiner Mandate kommen wird, auch weil es an einigen Orten eine Amtszeit- oder Altersbeschränkung gibt.»
Jörg Kündig

Nicht jedes der gelisteten Mandate dürfte gleich viel Zeit in Anspruch nehmen, die Belastung dürfte insgesamt aber dennoch hoch sein. Gute Strukturen und ein unterstützendes Umfeld mögen hilfreich sein. Doch am Ende steigen damit auch die Interessenskonflikte...
Korrekt. Die zeitliche Beanspruchung ist sehr unterschiedlich. Strukturen und Umfeld erlauben mir dieses Engagement. Eine Zunahme von Interessenskonflikten zeigt sich bislang nicht – auch weil die Engagements zum Teil sehr unterschiedliche Bereiche betreffen.

Wichtig ist auch, dass mein Fundament die Gemeinden sind. Viele Aufgaben profitieren gegenseitig direkt davon. Für mich heisst das, dass es zeitlich und auch bezüglich des Wissens durch die direkten Zusammenhänge deutlich entlastend wirkt.

Was sind die Pläne für die nächsten Jahre: Reduktion der Mandate oder weiterhin offen für Neues?
Ich bin generell offen für Neues, suche aber in keiner Weise aktiv weitere Mandate. Ich denke, dass es zu einer Reduktion kommen wird, auch weil es an einigen Orten eine Amtszeit- und/oder Altersbeschränkung gibt.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Barbara Tudor, Zürioberland24 / Linth24