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Kultur
09.08.2024

Ein Weltstar zurück in der Heimat

Ein Lieblingswerk von Udo Rondinone sind die rund 2'000 Sonnenzeichnungen von Kindern aus aller Welt.
Ein Lieblingswerk von Udo Rondinone sind die rund 2'000 Sonnenzeichnungen von Kindern aus aller Welt. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
Im Kunstmuseum Luzern besuchte der Kunstverein Oberer Zürichsee die spannende Ausstellung des weltweit berühmten Künstlers Ugo Rondinone, dessen Wurzeln in der Innerschweiz liegen.

Ein Künstler, der international grosse Erfolge feiert, zahlreiche Auszeichnungen erhielt und in beinahe allen grossen Metropolen Ausstellungen hatte, ist in seinem Heimatland erstaunlicherweise nur wenig bekannt, erklärte Kunstvermittlerin Frau Bitterli den rund 40 Mitgliedern des Kunstvereins. Als Sohn italienischer Gastarbeiter hatte es der in Brunnen aufgewachsene Künstler Ugo Rondinone nicht immer einfach und ist trotzdem der Zentralschweiz stark verbunden. Dies zeigt er zurzeit sehr eindrücklich in seiner Ausstellung im Kunstmuseum Luzern. «Cry Me a River» – der Titel zitiert nicht nur einen viel interpretierten Song, sondern verweist auch auf die Reuss, die ganz nahe am Museum in den Vierwaldstätter See fliesst.

Raumgreifende Installationen inspiriert durch Natur

Seine raumgreifenden Installationen lassen den Betrachter spüren, wie sehr Rondinone die überwältigende Schönheit der Landschaft respektiert und überaus liebt, die Naturgewalten ebenso bewundert wie auch fürchtet. Seine künstlerische Ausdruckskraft scheint eine Symbiose mit den Kräften der Natur einzugehen, ein Zusammenspiel mit den Bergen, dem See, den Sagen und Mythen der Region.

Grellgelbe Blitze scheinen den Raum zu zerteilen – «lightning». Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Dramatisch angeordnete Blitze, in ihrer Schönheit eingefroren, lösen Angst, Unsicherheit und Erleichterung aus. «lightning», kopfüber in Metall gegossen und knallgelb lackiert, hat seinen Ursprung in einer vom Blitz getroffenen alten Eiche in seinem Garten. Die abgespaltenen Äste waren seine Vorlage und wer genau hinschaut, sieht die organischen Formen und Einzelheiten, die vom ehrwürdigen Baum übrigblieben.

  • Vorsichtig laufen die Kunstverein-Mitglieder durch den bronzenen Vogelschwarm. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
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  • Ehrfurchtgebietend füllen die «stone figures» den Raum und lassen staunen. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
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Unter schwebenden Fischen, um fast 60 kleine und sehr individuell gestaltete Vögel herum bis zu den vielen Miniaturpferden, Ugo Rondinones Kunst ist greif- und erlebbar, eine jeder der kleinen Bronzefiguren eine zeitlose Persönlichkeit. Als archaischer Gegensatz dazu die riesigen ‹Steinmännchen› – ehrfurchtgebietende Gesellen, die aus grob gehauenen Steinblöcken erschaffen wurden und nun stumm auf die winzig anmutenden Besucher zu blicken scheinen, die unvermittelt nur noch im Flüsterton sprechen.

  • Schwere Stahlketten symbolisieren einen heftigen Regenguss. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
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  • Ganz leise rieselt der Schnee und vermittelt eine unheimliche Stille. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
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Vom Holz über Steine zum Wasser: Für «rain» stehen die quer durch den Raum gespannten Stahlketten, die die Schwere eines heftigen Regenfalls darstellen und dann schneit es – sehr wirklich und beinahe echt. «thank you silence», herunterrieselende weisse Papierflocken zaubern die ganz besondere, fast magische Stille des Schneefalls herbei. Und dann gibt es noch den regenbogenbunten Raum, der des Künstlers liebstes Werk wäre. Seit 2013 kreiert Ugo Rondinone diese kollektive Arbeit mit Kindern aus allen Teilen der Welt. 2'000 Zeichnungen von ganz unterschiedlich dargestellten Sonnen soll als Symbol für Kraft und Energie stehen, ein Feuerwerk an Farben, das es in sich hat.

Diese Ausstellung kann noch bis zum 20. Oktober besucht werden.

Nach dieser spannenden Führung genossen die Mitglieder unter schattigen Bäumen ein feines Mittagessen beim Stadtpark, bevor es wieder zurück ins Linthgebiet ging.

Nächster Kunstverein-Anlass in Schmerikon

Die nächste Veranstaltung des Kunstvereins ist am 19. August um 18 Uhr in Schmerikon mit einer Führung entlang 12 Stationen – Kunst im öffentlichen Raum. Infos unter: www.kunstverein-oz.ch.

Marie-Eve Hofmann-Marsy, Kunstverein Oberer Zürichsee