Das Badiprojekt «Dreiteiler» ist zwar gefällig, aber der Platzmangel im Frei- und Hallenbad ist gravierend. Die neue Badi Lido würde enttäuschen. Zugleich ist klar, dass alle bald eine neue Badi wollen. Trotzdem ist es wichtig, dass die Bürger die Mängel des Projekts kennen. Sie müssen erfahren können, was sie für 75 Millionen oder 8 Steuerprozente erhalten.
Zugleich schlagen wir vor, beim Lido neu zu denken. Es eilt zwar, aber besser zwei Jahre länger warten, dafür aber etwas richtig Gutes bekommen.
Fehler Nr. 1: Alternativen fehlen
Es ist offensichtlich: Das geplante Hallen- und Freibad ist ein Gewürge. Baut man aber nur ein Freibad, fehlt der Stadt das ersehnte Hallenbad (falls die Mehrheit dann auch eines will).
Ein Beispiel neuen Denkens: Ein Rapperswil-Joner Architekt schrieb mir, er frage sich, ob es im Lido überhaupt ein Aussenbecken brauche, oder nur ein geräumiges Hallenbad mit 50-m-Becken, das man im Sommer öffnen könnte. Und davor eine grosse Wiese – baden am See. Und die beiden Schulbäder Schachen und Hanfländer bleiben, was für Schüler und Lehrer eh besser wäre.
Das Beispiel Hallenbad Tenero (TI) im Titelbild zeigt, dass sowas möglich und vernünftig ist. Damit wäre sowohl das Platzproblem im Lido als auch das Problem der Bootshallen gelöst. Sie grenzen dann nur noch an die Lido-Wiese, womit für sie jede Lösung möglich wird, ob Sanierung oder Abbruch.
Was im Lido heute für viel Geld vorliegt, ist zu wenig gut. Es müsste neu gedacht werden. Anstatt, wie jetzt geplant, im «Vogel-friss-oder-stirb»-Stil etwas Falsches durchzudrücken.
Fehler Nr. 2: Unverantwortlich
Die Bädervorgaben des Bundesamtes für Sport werden von allen Experten gelobt. Nur der Stadtrat von RJ erklärt sie ohne Begründung für «nicht anwendbar». Andererseits begründet er die Machbarkeit der neuen Badi exakt mit diesen Bundes-Vorgaben, wendet sie dann aber wieder falsch an. Und das bei einem 75-Millionen-Projekt. Das ist bedenklich und schlichtweg unverantwortlich.
Fehler Nr. 3: Der Selbstbetrug
Es ist belegt: Die Liegewiesen des öffentlichen Seezugangs kann nicht, wie die Stadt es will, auch noch Liegewiese für das Freibad sein. Was sie mit der Doppelbelegung der Seewiese vorhat, ist Selbstbetrug. Auch das Bundesamt für Sport schliesst das aus.
Fehler Nr. 4: Zu kleine Wiesen
Im alten Freibad Lido war die Spiel- und Liegewiese 6'800 m2 gross. Im neuen wären es nur noch 4'400 m2. Und das für 1'200 Badegäste! Derweil gemäss modernen Badenormen mehr fast die dreifache Freifläche gefordert wäre. In Österreich sind 10 m2 Freifläche pro Badegast sogar Gesetz!
Fehler Nr. 5: Zu wenig Grundfläche
Die Grundfläche eines Freibads müsste 10- bis 16-mal grösser sein als die Wasserfläche. Fürs Freibad Lido bräuchte es somit 20'000 m2. Und fürs Hallenbad 10'000 m2. Total also 30'000 m2. Vorhanden sind aber nur 13'000 m2. Deshalb würde in der künftigen Badi Lido überall Platz fehlen. Ein Würg eben.
Fehler Nr. 6: Bauverzögerung?
Vor der 75 Millionen-Badi stünden zwei grosse, alte Mehrfamilienhäuser. Für ein gescheites Badiprojekt müssten sie abgebrochen und der frei werdende Platz müsste die Badi ergänzen. Doch mit den Eigentümern der Häuser hat von der Stadt niemand gesprochen. Ich tat es: Mit zweien konnte ich über einen Verkauf der Blöcke reden. Der Dritte will Einsprache gegen die Badi machen.
«Dank» diesem sträflichen städtischen Versäumnis der Stadt gibt’s im Lido nicht nur zu wenig Platz, sondern es droht noch eine Einsprache mit Bauverzögerung und Mehrkosten.
Fehler Nr. 7: Kein Restaurant
Im Areal Lido halten sich Hunderte Menschen auf: Ruderer, Eishockeyaner, Eiskunstläufer, Schlittschüeler, Badende, Schwimmsportler, Angestellte, Zuschauer, Fans, Eltern und Kinder. Aber nirgends hätte es eine Beiz. Das neue Lido wäre trotz dem vielen Geld schlechter als früher.
Fehler Nr. 8: Zu Eng im Hallenbad
Die Grösse der Eingangshalle im Hallenbad bewegt sich am untersten Limit. Nun soll noch ein Bistro reingezwängt werden. Sicht auf die Schwimmhalle gibt es keine. Sie müsste 2'700 m2 gross sein, geplant sind aber nur 1'700 m2, also 1'000 m2 zu wenig. Immer alles zu eng.
Fehler Nr. 9: Viel Lärm
Das Hallenbad müsste die Schulbäder Schachen und Hanfländer aufnehmen. Das Schachen ist unter der Woche täglich von 07:30 bis ca. 18 Uhr, das Hanfländer sogar bis 21 Uhr durch Schulklassen und Vereine belegt. Und am Samstag bis am Nachmittag. Für den Familienplausch gibt es kaum freie Zeit – und Freiflächen zum Sein auch zu wenig. Dafür viel Lärm, weil alles in derselben Schwimmhalle stattfindet.
Fazit: Im Lido muss man sich Zeit nehmen und neu denken!