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Rapperswil-Jona
12.05.2024
13.05.2024 20:53 Uhr

Badi Lido Teil 1: Bürger ins Dilemma gestürzt

Die Sportler werden der in vielen Bereichen unterdimensionierten Badi Lido zustimmen – ob das Volk später an der Urne auch mitmacht?
Die Sportler werden der in vielen Bereichen unterdimensionierten Badi Lido zustimmen – ob das Volk später an der Urne auch mitmacht? Bild: Linth24
Die Bäderplanung fürs Lido steht auf tönernen Füssen. An der Versammlung vom 6. Juni stürzt der Stadtrat die Bürger in ein Dilemma. Die Sportler werden aber wohl obsiegen. Das macht die geplante Badi nicht besser. Von Bruno Hug

Klar, dass der Sportrat von Rapperswil-Jona der Bürgerversammlung vom 6. Juni den Projektierungskredit in Höhe von 4.8 Millionen für die neue Badi Lido zur Annahme empfiehlt. Aber es könnte auch danebengehen, denn die 75-Millionen-Badi überzeugt in vielen Bereichen nicht. Der Kreditantrag könnte somit später an der Urne scheitern. 

Skurrile Studie

Das Bundesamt für Sport schreibt zur Bäderplanung, am Anfang eines Bad-Projekts brauche es ein Konzept und, ganz wichtig, eine fundierte Machbarkeitsstudie. Ohne diese drohe «eine Fehlinvestition».
Das könnte bei der Badi Lido so kommen. Denn das Projekt fusst auf falschen Grundlagen in einem skurrilen «Erläuterungsbericht» zu einer fehlerbehafteten «Machbarkeitsstudie». Sie enthält nur Pläne, ob das Hallenbad «längs», «quer» oder «gestapelt» auf der Lido-Wiese stehen kann – und ob der Platz dazu genügt.

Falschangaben in Studie

Mit dieser kuriosen «Studie» belegt die Stadt dann die Machbarkeit von Hallen- und Freibad im Lido. Betroffen aber macht, dass sie auf einer unzulässigen Liegewiesen-Zuteilung basiert. Eliminiert man diesen Fehler, wird klar: Die künftige Wiesenfläche im neuen Freibad Lido ist für die dort 1’200 Badenden zu klein.
(Deshalb wohl die Stadt seine «Machbarkeitsstudie» wohl geheim halten – und rückte sie erst heraus, als Linth24 das Öffentlichkeitsgesetz bemühte. Was eine echte Machbarkeitsstudie enthält, siehe am Berichtsende.)

Murks mit der Freifläche

Auch mit dem Hallenbad werden die Bürger kaum das bekommen, was sie sich erhoffen: Die Freifläche in der Badehalle ist nur rund ein Drittel so gross wie sie nach den Bundes-Grundlagen für ein «Freizeitbad» sein sollte.
Und ein solches «Freizeitbad» verspricht die Stadt in ihren Planungsgrundlagen partout. Im Raumprogramm aber wird dann klammheimlich gemurkst. Hier wird die Grösse der Freifläche einfach einmal um das Dreifache auf diejenige eines «Sportbads» reduziert.
Da stellt sich die Frage: Wollen die Bürger für 45 Millionen der budgetierten 75 Millionen nur ein ein Sport- und Schulbad? Linth24 publiziert morgen in Teil 2 die Details.

Kurzfristige Überraschungen

Nur einen Monat vor der Bürgerversammlung vom kommenden 6. Juni informierte die Stadt über die Finanzfolgen der neuen Badi. Jetzt weiss man: Sie kostet jährlich 6 Millionen Franken, was 8 Steuerprozente ausmacht. Dafür sollen die Bürger vorerst einen Kredit über 4.8 Millionen für das Detailprojekt bewilligen.

Dieselbe der kurzfristige Überraschung geschah auch bei einer möglichen Alternative zum Hallenbad, beim Bau eines reinen Freibads. Es würde gemäss Stadt 31 Millionen kosten. Was den Bürgern dazu jedoch vorgelegt wird, ist nichts anderes als das jetzige Hallenbad-Projekt ohne Hallenbad: Zwei-drei schnell hingeworfene Pläne. Ansonsten nichts.

Sanierung Schulbäder

Ebenfalls erst jetzt erfahren die Bürger, dass die Sanierung der zwei Hallenbäder Schachen und Hanfländer – sollten sie wegen einem Nein zum Hallenbad in Betrieb bleiben – offenbar über 15 Millionen kosten würde. Ist diesen hohen Zahlen zu trauen? Sicher ist: Damit wird Druck auf das Hallenbad-Ja gemacht. Ob das richtig ist?

Des Bürgers Dilemma

So oder so: Mit ihrem Vorgehen stürzt die Stadt die Bürger am 6. Juni in ein Dilemma. Sagen sie ja zum Projektierungskredit von 4.8 Millionen fürs 75-Millionen-Bad, könnte die Zustimmung reine Formsache gewesen sein. Nämlich dann, wenn das Kreditbegehren vom Volk an der Urne am 22. September versenkt wird. 

Lehnen die Bürger den Kredit am 6. Juni  ab, ist das Hallenbad gestorben. Und damit würden sie wohl zum Freibad Ja sagen. Womit die Stadt wieder gleich weit wäre wie 2020 , als der Stadtrat das schon bewilligte Badi-Projekt «Blitz» kurz vor Baustart – inkl. 2 Planungsmillionen – versenkt hat. 

Vor dem sich immer mehr verschlechternden Drama im Lido warnt Linth24 seit Jahren. Wie es zustande kam, lesen Sie Mittwoch in Teil 3 unserer kleinen Badi-Serie.
Morgen Dienstag, in Teil 2, belegen wir, wie die Stadt die Machbarkeit der neuen Badi auf fragwürdige Weise argumentiert.

Die Machbarkeitsstudie, die in RJ fehlt

Was eine echte Machbarkeitsstudie enthalten müsste, ist den Bädergrundlagen des Bundesamtes für Sport zu entnehmen. Sie ist das A und O der Bäderplanung, die «Projektbibel», ohne die beim Bäderbau eine Fehlplanung drohe.  

Hätte die Stadt zur Badi Lido eine solche Studie erstellt, müsste das Projekt heute nicht hinterfragt werden. Alle Probleme wären frühzeitig erkannt und korrigiert worden. 
Die Studie müsste enthalten: Bedürfnisermittlung, Einzugsgebiet, Marktanalyse, Marktpotenzial, Bestandesanalyse, Besucheraufkommen, fundierte Flächenprogramme für alle Bäderbereiche, Bäderbelegung – Freizeit, Sport, Schulen, Vereine, Gespräche mit Umliegergemeinden, Bund, Kanton und SportToto sowie Aussagen zu Einnahmen, Finanzierung, Unterhalt und Wirtschaftlichkeit. Zur Badi Lido gibt es diese Machbarkeitsstudie nicht.

Bruno Hug