Es ist logisch, dass es im neuen Freibad Lido zu wenig Liege- und Spielwiesen hätte: Bei der alten Badi standen die Garderoben auf der Bootshalle, jetzt nicht mehr. Und das Restaurant Lido stand am Rand. Damit gehörte die ganze Lido-Wiese den Badenden.
Von 6'800 auf 4'400 m2
Künftig aber stünden darauf das Hallenbad, ein 400 m2 grosses Nichtschwimmerbecken und einen Umkleide- und WC-Trakt. Damit sinkt die Wiesenfläche in der neuen Badi gegenüber früher von 6’800 m2 auf 4’400 m2. Das wäre für die geplanten 1'200 Badenden nur rund ein Drittel dessen, was moderne Badenormen vorschlagen, nämlich 10 m2 pro Badegast. (Pläne mit den Wiesenflächen siehe am Berichtsende.)
Nur die Hälfte
Auch die Grundfläche des Freibads ist zu klein. Gemäss den Bundes-Grundlagen müsste sie 10- bis 16-mal grösser sein als die Wasserflächen darauf. Mit dem Faktor 15 wären das rund 20’000 m2. Vorhanden aber wäre in der neuen Badi nur die Hälfte.
Das Platzproblem bestreitet die Stadt damit, die Bäder-Grundlagen des Bundes seien für Rapperswil-Jona nicht «anwendbar». Begründet wird das nicht und erstaunt, denn die Stadt beruft sich bei der Machbarkeit der Badi ja selber auf diese Bundes-Grundlagen. Hält sie dann aber nicht ein, indem sie die Liegewiese des Seezugangs ennet dem Strandweg einfach mal zur Liegefläche im Freibad zählt.
2 x belegte Liegewiese
Das aber ist grundfalsch, denn der Seezugang ist eine eigene, eintrittsfreie städtische Anlage mit WC's, Grill, Dusche und Umkleide – und stark besucht.
Damit ist klar: Die öffentliche Liegewiese am See kann nicht auch noch Liegewiese fürs Freibad sein. Ansonsten die Seewiese ja doppelt belegt wäre.
Auch das Bundesamt für Sport schliesst einen solchen Murks aus (Kapitel 12, Seite 102).
Zu klein
Diese falsche und willkürliche Zusammenzählerei von Badewiesen floss auch in den Badi- Wettbewerb ein.
Dort steht: Die Wiese beim Seezugang müsse «dazu beitragen, dass der knappe Aussenraum im Freibad nicht noch knapper» werde.
Würde man nun aber richtig rechnen und den Murks nicht machen, wäre der Aussenraum im neuen Freibad Lido nicht nur «noch knapper», sondern schlicht und einfach zu klein.
Das waren noch Zeiten
Zu bedauern ist auch: Künftig gibt es im ganzen Areal Lido keine Beiz mehr. Nur im äussersten Zipfel im Sommer eine «unbediente Gastronomie».
Darf man kurz schwelgen: Das waren noch Zeiten, als es im Lido für Sportler, Schwimmer, Badende, Eishockeyaner, Fans, Eisläufer, Eltern und Kinder die beliebte Lido-Beiz gab, welche die Stadt abreissen liess. Künftig: nichts. Nur Rückschritt.
Enge im Hallenbad
Auch im Hallenbad selbst fehlt es an Platz. Die Grösse der Eingangshalle bewegt sich am unteren Limit. Da reichte es nur noch für einen Getränkeautomaten. Und Sicht auf die Schwimmhalle gibt es nirgends. Und darin nur im oberen Stockwerk ein WC.
Wie die Stadt jetzt auf einmal noch mitteilt, soll nun doch noch ein Bistro in den Eingang kommen. Aber klein bleibt klein.
Kein Platz zum Verweilen
Und das auch in der Schwimmhalle. In einem «Freizeit-Hallenbad» sollte die Freifläche 2,5- bis 3-mal grösser sein als die Wasserfläche. Gefordert wären im Hallenbad Lido somit rund 2’500 m2 Freifläche. Vorhanden aber wären nur 800 m2. Also ein Drittel dessen, was nötig wäre.
Auch in diesem Falle griff die Stadt zu einem Trick: Im Architekturwettbewerb reduzierte sie die Freifläche für das Hallenbad einfach einmal um zwei Drittel auf das Niveau eines reinen «Sportbads». Womit es im künftigen, 45 Millionen Franken teuren Hallenbad kaum Platz hat, um darin zu verweilen. Schon gar nicht, mit der ganzen Familie.
Und der Badekomfort?
Kritisch wäre auch der Badekomfort. In der Schwimmhalle gibt es ein Sport- und ein Springbecken, zwei Lehrschwimm- und ein Kinderbecken sowie zwei Auslaufbecken der Kinderrutschen.
Und was es auch noch gäbe im neuen Hallenbad: Viel Lärm, weil das neue Hallenbad auch die zwei täglich durchgehend besetzten Schulbäder Schachen und Hanfländer ersetzen müsste. Sie alle würden hier baden: Die Schüler, das Aqua Activ, die Triathleten, das Frauenschwimmen, das Balm, das Schildkrötlibaden, die Sport- und Rettungsschwimmer, die Rheumaliga, und weitere. In einer Badehalle, in der es kaum Ruhezonen gibt.
Wissen, was kommt
Wann hat es da noch Platz für einen spontanen Hallenbadbesuch für Familie und Kinder? Und wo in der Enge des 45-Millionen-Hallenbads kann man verweilen?
Man kann es drehen und wenden, wie man will: In der geplanten Badi wird es überall eng, an vielen Orten viel zu eng und damit fehlt es vielfach auch an Komfort.
Rapperswil-Jona kann selbstverständlich eine solche Badi bauen. Aber den Bürgern muss ungeschminkt gesagt werden, was sie für ihr Geld bekommen.
Fragen muss man auch: Hat die Bevölkerung ein derartiges Bad bestellt? Für 75 Millionen und bis zu 8 Prozent Steuererhöhung?
Warum das alles so kam, darüber schreibt Linth24 morgen in Teil 3.