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13.02.2024

Regierungsratskandidat Christof Hartmann: «Mittelstand entlasten»

SVP-Regierungsrats-Kandidat Hartmann: «Es darf kein Ausspielen von Stadt gegen Land geben.»
SVP-Regierungsrats-Kandidat Hartmann: «Es darf kein Ausspielen von Stadt gegen Land geben.» Bild: zVg
Der SVP-Vertreter Christof Hartmann strebt einen Sitz in der St.Galler Kantonsregierung an und setzt als langjähriger Präsident der Finanzkommission seinen Fokus auf eine gesunde Kantonskasse.

Christof Hartmann, Ihre Kernkompetenz sind die Finanzen. Was konnten Sie als Präsident der Finanzkommission des Kantons in den letzten Jahren bewegen?
In Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Parteien Die Mitte, FDP und SVP gelang es uns, den kantonalen Steuerfuss zweimal zu senken, von 115 auf 110 und dann auf aktuell 105. Zudem wird die kalte Progression ab 1. Januar 2024 ausgeglichen.

Haben Sie weitere steuerliche Anliegen im Visier?
Beim Pendlerabzug streben die SVP und ich eine Erhöhung auf die effektiven Kosten an, ohne willkürliche Begrenzung. Dies zur Stärkung der ländlichen Regionen. Die Berufstätigen sollen nicht gezwungen sein, aus steuerlichen Gründen umzuziehen. In der Februarsession des Kantonsrates wird hoffentlich ein erster wichtiger Schritt getan: eine Erhöhung auf 8'000 Franken. Weiter sehe ich eine dringende Notwendigkeit, den Mittelstand bzw. die mittleren Einkommen zu entlasten.

Und wie kommen wir im Kanton raus aus der Spitalkrise?
Ich war selbst Mitinitiant der IG Sardona, die sich für den Erhalt des Spitals Walenstadt eingesetzt hat. Jetzt haben wir mit dem Spital Walenstadt ein Vorzeigebeispiel für eine kantonsübergreifende Zusammenarbeit. Seit dem 1. Januar 2023 ist es ein Standort des Kantonsspitals Graubünden und kann den defizitären Spitälern Linth, Grabs und Wil als Vorbild dienen.

«Der Kanton ist bei den Spitälern mit 1 Milliarde im Risiko.»

Kann man sagen, die finanzielle Lage der kantonalen Spitäler sei prekär?
Ohne jeden Zweifel. Der Kanton ist bei den Spitälern mit 1 Milliarde Franken im Risiko. Es dürfen keine weiteren Steuergelder zur Stopfung der finanziellen Löcher eingesetzt werden.

Was ist tun?
Wir müssen die öffentlichen Spitäler entpolitisieren und gleich lange Spiesse wie für die anderen Spitäler schaffen.

Ist der Finanzhaushalt des Kantons im Lot?
Ich bin seit siebeneinhalb Jahren in der Finanzkommission und war von Mitte 2017 bis Mitte 2023 deren Präsident. Ich darf mir ein Urteil erlauben. Ich werde mich für einen Stopp des Ausgabenwachstums einsetzen. Denn trotz 1,2 Milliarden Franken Eigenkapital verzeichnen wir ohne Zuschuss der Nationalbank jährliche Defizite in der Höhe von 200 bis 300 Millionen Franken. Und die Gelder der Nationalbank werden in naher Zukunft eher fehlen. Zudem darf es beim kantonalen Finanzausgleich kein Ausspielen von Stadt und Land geben.

Der Kanton St.Gallen ist riesig. Das Rheintal liegt teils näher an Chur, der Bezirk See-Gaster näher an Zürich als an St.Gallen. Ist das ein Problem oder eine vernachlässigbare Sicht?
Diese Probleme sind altbekannt und dürfen selbstverständlich nicht vernachlässigt werden. Ich als Sarganserländer kenne diese Probleme 1:1 und würde meine Aufgabe auch darin sehen, diese Probleme «weit ab von St.Gallen» an den Regierungstisch zu tragen.

«Ich bin bereit, jedes Departement zu übernehmen.»

Ein Thema in unserem Kanton ist immer wieder auch, er sei verbeamtet. Stimmt das und wenn ja, wie könnte man dagegen antreten?
Grundsätzlich hat der Kanton St.Gallen gute und motivierte Mitarbeiter. Es ist aber auch Tatsache, dass jedes Jahr neue Stellen geschaffen werden. Hier muss sich der Kantonsrat bei jedem Geschäft überlegen und hinterfragen, welche finanziellen und personellen Konsequenzen sein Entscheid hat. In Zukunft erwarte ich, dass vor allem durch die Digitalisierung und durch effiziente und effektive Arbeit sicher nicht mehr Stellen notwendig sein werden.

Ihre Finanzkompetenz dürfte dem Regierungsrat zweifellos guttun. Aber der Finanzposten ist durch Marc Mächler besetzt. Vielleicht werden Sie ja dann Schuldirektor. Würden Sie sich auch in einem anderen Ressort als in den Finanzen wohl fühlen?
Selbstverständlich. Ich bin bereit, jedes Departement zu übernehmen. Mein Rucksack ist gut gefüllt und bin motiviert, unseren Kanton St.Gallen aktiv mitzugestalten.

Wie beurteilen Sie Ihre Chancen, in die St.Galler Regierung gewählt zu werden?
Ich bin optimistisch. Der laufende Wahlkampf bestätigt meine Zuversicht. Ich sehe mich als Vertreter der Landregionen und kann zudem das ‹Machtgefälle› zu Gunsten der Achse Wil-St.Margrethen ausgleichen. Sechs der sieben aktuellen Regierungsräte wohnen in diesem Gebiet und elf der dreizehn Kandidierenden. Ich sehe mich auch als zweiten Vertreter der eher ländlichen Regionen.

Interview: Jürg Grau

Jürg Grau