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Schänis
18.10.2023
18.10.2023 16:36 Uhr

Käserei Spirig macht Ende Jahr zu

Die Käserei Gaster-Linth AG mitten im Dorf Schänis: Nach fünf Generationen geben die Spirigs ihren Familienbetrieb auf. (Archivbild)
Die Käserei Gaster-Linth AG mitten im Dorf Schänis: Nach fünf Generationen geben die Spirigs ihren Familienbetrieb auf. (Archivbild) Bild: Käserei Gaster-Linth AG
Sieben Jahre nach dem Weltmeistertitel für ihren «Escher»-Käse schliesst die Schänner Käserei Spirig per 31. Dezember 2023. Die düstere Absatzlage und Käse-Importe wogen zu schwer.

Schänis verliert ein Traditionsunternehmen. Die Käserei Gaster-Linth AG schliesst ihren Betrieb und den Laden an der Ziegelbrückstrasse 14 per Ende Jahr. Hans und Tanja Spirig geben schweren Herzens ihren Familienbetrieb auf, da – trotz weltmeisterlicher Qualität – der Absatz des Käses immer schwieriger wird und die wirtschaftlichen Bedingungen für eine Weiterführung der Käserei nicht mehr stimmen.

Seit fünf Generationen Milch in den Adern

Für Spirigs ist die Situation gut zwei Monate vor der Geschäftsaufgabe alles andere als einfach, denn die Käseherstellung war und ist für alle Mitglieder der Familie Lebensinhalt und Leidenschaft – seit fünf Generationen. Was mit Beat und Alois Glaus 1906 begann, führten Tochter Lina und Schwiegersohn Johann Spirig in der «Chäsi» in Rufi weiter. Der Erstgeborene aus dieser Verbindung – ebenfalls mit Namen Johann – übernahm schliesslich vor 66 Jahren die Käserei in Schänis und führte sie erfolgreich mit seiner Frau Emma.

So war es auch Hans Spirig, dem heutigen Geschäftsinhaber, in die Wiege gelegt, das Käserhandwerk mit Know-how und Passion auszuüben. Zusammen mit Ehefrau Tanja war es Hans Spirig immer ein grosses Anliegen, Käse mit höchsten Qualitätsansprüchen herzustellen und mit den Milchlieferanten, den Mitarbeitenden und der Kundschaft eine gute Beziehung zu pflegen.

Rückblick in bessere Zeiten: Video über die Herstellung des Weltmeister-Käses 2016 aus Schänis.

Der sensationelle Gewinn der Goldmedaille an den Weltmeisterschaften 2016 in Wisconsin/USA mit seinem «Escher»-Käse war ein Höhepunkt seines Wirkens. Aber auch der Umstand, dass Sohn Jann ebenfalls in die beruflichen Fussstapfen des Vaters getreten ist und als junger Milchtechnologe die Tradition der Käseherstellung in der Familie fortführt, macht alle stolz.

Käseexport kaum mehr möglich

Zu gerne hätte die Familie in den kommenden Jahren den Betrieb an den Sohn weitergegeben. Aber der anstehende Investitionsbedarf am nicht idealen Standort mitten im Dorf Schänis und insbesondere die herausfordernde Absatzsituation des Käses, haben zu einem anderen Entschluss geführt.

«Die Konkurrenzsituation für inländische Käsehersteller unserer Grösse wird immer schwieriger. Insbesondere der Export ist angesichts der hohen Produktionskosten kaum mehr möglich», erklärt Tanja Spirig. Selbst mit vielen preisgekrönten Käse-Sorten, grosser Innovationskraft und Kundennähe im Laden kommt man heutzutage gegen importierten Parmesan, Brie und Co. nicht mehr an. In der Schweiz könnte der Import von Käse heuer gar den Export übersteigen, sagen die Experten. Die düstere Gesamtsituation auf dem Käsemarkt und alle Rahmenfaktoren haben den Entscheid reifen lassen: «Es rentiert leider einfach nicht mehr.»

Trotz vieler preisgekrönter Käse-Sorten, grosser Innovationskraft und Kundennähe im Laden kann die «Chäsi» mit den Importen nicht mehr mithalten. Bild: Käserei Gaster-Linth AG (Collage Linth24)

Dank an treue Kundschaft – Aufruf gegen Lädelisterben

Bis zur Schliessung Ende Jahr werden Hans und Tanja Spirig mit ihrer Mitarbeiter-Crew, die über all die Jahre zur erweiterten Familie geworden ist, mit uneingeschränktem Einsatz weiterarbeiten. Was im 2024 kommt, wissen Spirigs noch nicht genau. Sie möchten sich nun auf einen guten Abschluss ihrer Tätigkeit in der «Chäsi» in Schänis konzentrieren und vor allem ihre Kunden persönlich und herzlich verabschieden. «Wir konnten all die Jahre auf eine treue Kundschaft zählen. Dafür sind wir sehr dankbar», betont die Familie Spirig. Gutscheine sollen bis Ende Jahr eingelöst werden, bittet Tanja Spirig und ergänzt als Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Schänis und als lokale Unternehmerin: «Ich möchte die Bevölkerung ganz herzlich dazu aufrufen, beim Einkauf die lokalen Detaillisten zu berücksichtigen.»

Die Schlüsselworte sind genau so simpel wie effektiv, wenn es um den Erhalt der Wertschöpfung im Dorf geht: saisonal und regional einkaufen! Aber das wirkliche Tun ist in Zeiten des Onlinehandels, der billigen Grossverteiler und der Einkaufszentren schwieriger umzusetzen. Läden im Dorf sind Treffpunkte für alle Generationen. Das Gewerbe bringt Leben in die Gemeinde. Es stiftet Identität und steht für Innovation und Schaffenskraft. Tragen wir dem Gewerbe in Schänis Sorge.

LinthSicht / Linth24