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Rapperswil-Jona
15.05.2025
18.05.2025 18:05 Uhr

Energiewende gelingt gemeinsam

Auf Einladung der Region Zürichsee-Linth und der Fachhochschule OST sprachen Exponenten der Energiebranche über Auswirkungen des Gesetzes.
Auf Einladung der Region Zürichsee-Linth und der Fachhochschule OST sprachen Exponenten der Energiebranche über Auswirkungen des Gesetzes. Bild: Region Zürichsee-Linth
Nach dem Schweizer Ja 2024 zum Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien zeigten Energiebranchenvertreter in Rapperswil die Auswirkungen auf Bürger.

Die Bevölkerung für eine klimaneutrale Zukunft zu sensibilisieren und konkrete Wege zur Energiewende aufzuzeigen: Dies waren die Ziele der Veranstaltungsreihe «Green Days 2025», die von Donnerstag bis Samstag, 8. bis 10. Mai im Kanton St.Gallen stattgefunden hat.

Im Rahmen einer gemeinsamen Informationsveranstaltung richteten die Region Zürichsee-Linth und die Fachhochschule OST den Fokus auf die Auswirkungen des neuen Bundesgesetzes über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien, den sogenannten Mantelerlass. Rund 80 Personen waren der Einladung auf den Campus der OST gefolgt.

  • Michael Eugster, langjähriger Leiter des Amts für Wasser und Energie im Kanton St.Gallen. Bild: Region Zürichsee-Linth
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  • Peter Göldi, Geschäftsleiter Region Zürichsee-Linth. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Prof. Dr. Daniel Seelhofer, Rektor Fachhochschule OST. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Auf Einladung der Region Zürichsee-Linth und der Fachhochschule OST sprachen Exponenten der Energiebranche über Auswirkungen des Gesetzes. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Auf Einladung der Region Zürichsee-Linth und der Fachhochschule OST sprachen Exponenten der Energiebranche über Auswirkungen des Gesetzes. Bild: Region Zürichsee-Linth
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Ambitionierte Energiestrategie des Kantons St.Gallen

Michael Eugster, bis Ende April 2025 der langjährige Leiter des Amts für Wasser und Energie im Kanton St.Gallen, stellte die ambitionierte Energiestrategie 2030 vor, die auf den Zielen des Pariser Klimaabkommens basiert.

Die Strategie sieht unter anderem vor, die CO₂-Emissionen im Kanton bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 50 Prozent zu senken und den Stromverbrauch auf dem Niveau von 2020 zu stabilisieren. Dabei betonte Eugster die Notwendigkeit, die Bevölkerung aktiv in die Energiewende einzubeziehen – eine Herausforderung, die sich als nicht einfach erweist. So zeigte eine kürzlich durchgeführte Umfrage, dass viele Menschen zögern, ihren Lebensstil anzupassen. Gründe dafür sind unter anderem Bequemlichkeit, das Gefühl der Machtlosigkeit und finanzielle Hürden.

René Holzer, Geschäftsführer des Elektrizitätswerke-Verbands St.Gallen-Appenzell. Bild: Region Zürichsee-Linth

Der Mantelerlass als Schlüssel zur Energiewende

René Holzer, Geschäftsführer des Elektrizitätswerke-Verbands St.Gallen-Appenzell, erläuterte die Auswirkungen des Mantelerlasses. Das Gesetz zielt darauf ab, den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern und gleichzeitig die Energieeffizienz zu steigern. Es stellt die Energieversorger jedoch auch vor neue Herausforderungen, etwa den zunehmenden Anteil von Solarstrom, der lokal erzeugt wird. «Dies führt zu saisonalen Schwankungen – Überschüsse im Sommer und höhere Preise im Winter», erläuterte Holzer.

Zudem müssen Energieversorger durch Massnahmen wie die Förderung des Eigenverbrauchs und die Einführung dynamischer Tarife jährlich 2 Prozent ihres Stromabsatzes einsparen. Holzer führte aus, dass die Energieunternehmen langfristige Investitionen sichern und innovative Lösungen zur Speicherung von Energie entwickeln müssen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

  • Christoph Meier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energietechnik der Ostschweizer Fachhochschule OST. Bild: Region Zürichsee-Linth
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  • Christoph Meier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energietechnik der Ostschweizer Fachhochschule OST. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Kurzes Podium zu den Fragen der Gäste. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Eigenverbrauch optimieren und Wirtschaftlichkeit steigern

Christoph Meier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energietechnik der Fachhochschule OST, wies in seinem Vortrag auf die Bedeutung der Eigenverbrauchsoptimierung für Privatpersonen und Un­ternehmen hin. «Um die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen zu steigern, ist es entscheidend, den erzeugten Strom möglichst selbst zu nutzen und den Bezug aus dem Netz zu minimieren», erklärte er. Dazu gehören unter anderem die zeitliche Steuerung von grossen Stromverbrauchern wie Wärmepumpen, die Nutzung von Batteriespeichern und die Verwendung von Elektroautos.

Franco Stocco, Geschäftsführer der Energieversorgung Schänis AG. Bild: Region Zürichsee-Linth

Veränderungen im Strommarkt ab 2026

Franco Stocco, Geschäftsführer der Energieversorgung Schänis AG, sprach über die Auswirkungen des Mantelerlasses aus der Perspektive der Versorgungsunternehmen. «Der Strommarkt wird zunehmend volatil, mit einer stärkeren Differenzierung zwischen Sommer- und Winterstrompreisen», führte er aus. Neue Modelle wie der virtuelle Zusammenschluss zum Eigenverbrauch und lokale Elektrizitätsgemeinschaften sollen die Netznutzung flexibilisieren.

Stocco wies auch darauf hin, dass die Stromabrechnungen komplexer werden, da die Kosten für Netz, Strom, Speicher und Abgaben differenzierter berechnet werden. Dies könnte die Transparenz für Endverbraucher erschweren.

Peter Remek, Gemeindepräsident von Amden und Leiter der Fachgruppe Energie der Region Zürichsee-Linth. Bild: Region Zürichsee-Linth

Regionale Zusammenarbeit als Motor der Energiewende

Peter Remek, Gemeindepräsident von Amden und Leiter der Fachgruppe Energie der Region Zürichsee-Linth, unterstrich in seinem Grusswort die Rolle der Gemeinden in der Umsetzung der Energiewende. «Die Region Zürichsee-Linth fördert gezielt regionale Kooperationen und unterstützt die Bevölkerung bei der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Energieprojekte – von Photovoltaikanlagen über energetische Sanierungen bis hin zur nachhaltigen Wärmeversorgung», erklärte Remek. Die Fachgruppe Energie koordiniert diese Anstrengungen, gibt Denkanstösse und initiiert gemeinsame Projekte mit dem Ziel, die regionale Energieversorgung unabhängiger, klimafreundlicher und wirtschaftlicher zu gestalten.

Remek betonte, dass nur durch das Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung eine erfolg­reiche Transformation gelingen kann.

Schlusswort 

Das Schlusswort gehörte Prof. Daniel Seehofer, Rektor der Fachhochschule OST. Nach dem Dank an alle Beteiligten zeigte er die aus seiner Sicht wichtigsten Punkte des Abends auf.

  1. Die Umsetzung des Netto-Null-Ziels bedingt Verhaltensanpassungen (Basis: Verhaltensökonomie)
  2. Der Staat kann es nicht allein richten – es kommt auf uns alle an
  3. Der Ausbau der Energieversorgung erfordert zwingend Netzanpassungen (intelligenter Ausbau)
  4. Mit dem neuen Stromgesetz (Mantelerlass) steigt die Individualisierung der Energieversorgung – neue Märkte und Modelle entstehen
  5. Das neue Stromgesetz ist (auch) ein Steuerinstrument; es führt zu Anreizveränderungen und höherer Marktdynamik
  6. Ab 2026 kommen verschiedene Änderungen auf uns zu – z.B. stärkere Differenzierung Sommer-/Winterstrom, neue Modelle der Netznutzung, andere Abgaben und eine allgemein höhere Komplexität

Zehn Gemeinden – eine Region

Der Verein Region Zürichsee-Linth vereint die zehn politischen Gemeinden im St.Galler Wahlkreis See-Gaster. Er befasst sich mit Aufgaben und Themen, die eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit erfordern, und setzt sich für eine nachhaltige Regionalentwicklung ein. Mitglieder sind die Politischen Gemeinden Amden, Weesen, Schänis, Benken, Kaltbrunn, Gommiswald, Uznach, Schmerikon, Rapperswil-Jona und Eschenbach mit rund 70'000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Der Verein Region Zürichsee-Linth koordiniert die räumliche Entwicklung der Gemeinden und stimmt sie auf die regionalen und kantonalen Planungen ab.

zuerichseelinth.ch

Region Zürichsee-Linth / Redaktion Linth24 / Markus Arnitz, Linth24