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10.05.2024
10.05.2024 07:43 Uhr

GZO: Freisinniger unter Druck

200-Mio-Tempel GZO: Taxpayer-Money welcome.
200-Mio-Tempel GZO: Taxpayer-Money welcome. Bild: GZO/Kanton ZH
Die Krise um das Spital Wetzikon spitzt sich zu, weil das Geld fehlt. An der Firmenspitze steht ein mächtiger Freisinniger. Ein Kommentar von Lukas Hässig, «Inside Paradeplatz».

Gastbeitrag von Lukas Hässig, Inside Paradeplatz

Im Zürcher Hinterland gibt’s einen Mini-Benko-Fall: Das örtliche Spital. Das kann seine Rechnungen nicht mehr zahlen, steht unter Gläubigerschutz.

Chapter Eleven in Wetzikon

Verantwortlich ist ein Tycoon der Freisinnigen. Jörg Kündig heisst er, seit Jahr und Tag in höchsten Gremien der FDP und Präsident aller Zürcher Gemeinde-Präsidien seit 2014.

Sogar schon seit 2007 sitzt Kündig für die FDP-Fraktion im Kantonsrat. 17 Jahre – eine Ewigkeit.

Turmbauer im Oberland: Jörg Kündig, VR-Präsident des GZO Spitals Wetzikon. Bild: Kanton ZH

Kündig ist ein Zürcher Spital-Strippenzieher par excellence. Er gehört im Zürcher Parlament zur Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit.

Vor allem ist er VR-Präsident der GZO, das ist die Betreiberin des Regionalspitals Wetzikon. Letzte Woche sorgte diese auf Befehl ihres Kapitäns für Aufsehen: Gang zum Richter, Flucht unter den Gläubigerschutz-Schirm.

Sorry, wir können die Rechnungen nicht mehr bezahlen. No Money, you know.

Wie bitte? Kündig hat mit seinen Leuten einen Palastbau lanciert. Ein neues Spital, höher, besser, schöner.

Dafür holte er sich 170 Millionen von Investoren. Die Banken halfen tatkräftig mit: Platzhirsch ZKB allen voran. Sie gab der GZO-Anleihe ein Rating.

Nun wäre die Rückzahlung angezeigt. Am 12. Juni ist es so weit. Dazu kommt es nun nicht, da der Richter in Hinwil die provisorische Nachlassstundung gewährt hat.

Kündig hat diese am Vorabend des 1. Mai beantragt. Anderthalb Monate vor Crunchtime mit der fälligen Obli-Anleihe.

Warum so früh?

Im Hintergrund ziehen zwei Anwälte an den Strippen. Sie sind von Wenger Plattner. Das ist jene Kanzlei, die vor 23 Jahren die Swissair abgewickelt hat.

Karl Wüthrich, der Swissair-Sachwalter, verdiente für seine Bude ein Heidengeld: 220 Millionen, wie die SonntagsZeitung kürzlich aufdeckte.

Jetzt sind Wüthrichs Kollegen mit dem Wetziker Spital an der Reihe. Auch sie dürften gesalzene Rechnungen schreiben.

Geradestehen für das Benko-Gate im Oberland muss der Steuerzahler.

Wissen die Spital-Gemeinden von ihrem Glück? Bild: Zürcher Regierungsrat

Zur Rettung des Spitals sei die «Aufnahme von Aktionärsdarlehen mit Eigenkapitalcharakter im Umfang von 40 Mio. Franken geplant», so Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli am Montag im Kantonsrat.

Parlamentarier Kündig hatte vorgesorgt. Im Hintergrund und ohne Offenlegung gegenüber der Öffentlichkeit entwickelte er seinen Rettungsplan. Mit frischen Millionen der Gemeinden rund um das Spital. Sprich, mit dem Ersparten der Bürger.

Kündig, der Vorzeige-Freisinnige, der einst in den Regierungsrat des Kantons Zürich wollte, macht die hohle Hand beim Steuerzahler.

Dies, nachdem er sich komplett übernommen hat mit seinem Prachtsbau. Kündigs Hinterland-Pampa wird zum Tirol des helvetischen Vorzeige-Standorts.

www.insideparadeplatz.ch

Lukas Hässig, Inside Paradeplatz