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Rapperswil-Jona
21.06.2024
21.06.2024 07:40 Uhr

Schwanen (5): Vom 13. Jahrhundert bis zum Stillstand

Der Schwanen Rapperswil: eine 600-jährige, bewegte Geschichte mit ungewisser Zukunft.
Der Schwanen Rapperswil: eine 600-jährige, bewegte Geschichte mit ungewisser Zukunft. Bild: Broschüre «Hotel Schwanen Rapperswil. Einblick in die bewegte Geschichte eines Hauses» von Basil Vollenweider
Es ist 600 Jahre alt und schweizweit bekannt: Das Hotel Schwanen an der Rapperswiler Seepromenade. Eine faszinierende Geschichte mit einer unschönen Wende. Von Bruno Hug

Die Spuren des Hotels Schwanen reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damals verschenkte Graf Rudolf von Rapperswil das direkt am Zürichsee gelegene Gebäude an das Kloster Rüti im Zürcher Oberland. Deshalb wurde das Haus fortan «Rütihaus» genannt.

Herberge und Klostersitz

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts diente das Gebäude als Herberge für die Kloster-Brüder sowie als Sitz für den Abt des Kloster Rüti.
Der Hafen direkt vor dem Haus war Umschlagsplatz für den Schiffstransport über den See – eine Brücke zur anderen Seeseite gab es noch nicht.

Glaubenskriege

Das blieb so bis ins 16. Jahrhundert, als im Zeichen der aufkommenden Glaubenskriege die katholischen Klöster im reformierten Zürich verboten wurden. So auch das Kloster Rüti. Im Zuge dieser Reibereien floh der Abt samt Klosterschatz und seinen Mönchen Richtung Rütihaus ins katholische Rapperswil. Doch auf dem Weg dorthin wurde er von den Zürchern abgefangen und seines Klosterschatzes beraubt.

Die Zürcher übernehmen

1561 gelangte der «Ur-Schwanen» dann in den Besitz der Stadt Zürich – und blieb es bis 1805. An der Front des Gebäudes prangte in dieser Zeit das Zürcher Wappen, das über das Wappen des ehemaligen Abtes von Rüti gemalt wurde.
In der rund 250-jährigen Zeit der Züricher Herrschaft dienten die Gebäude als Pferdestallung, Umschlagplatz und zweitweise als Bäckerei.

Wieder in Rappis Besitz

1805 kaufte die Ortsgemeinde Rapperswil den Zürchern das Rütihaus für 600 Gulden ab. Zeitgleich veränderte die Dampfschifffahrt, das Aufkommen der Eisenbahn und das beginnende Industriezeitalter den Rapperswiler Hafen und auch das Rütihaus, das nun mit seinen Nachbarsgebäuden verbunden wurde. Ab 1830 diente es als Umschlagplatz für Korn, weshalb es jetzt Kornhaus genannt wurde.

Major Xaver Curti

1845 ersteigerte der Rapperswiler Major Xaver Curti den Gebäudekomplex. Das war die Geburtsstunde des Hotel Schwanen. Curti hatte die Zeichen der Zeit erkannt. Mit dem Aufkommen des Tourismus wurde die Schweiz zum Reiseland. Industrielle, Aristokraten, Künstler, Denker und wohlhabende Bürger besuchten Rapperswil.

Von Wagner bis Goethe

Die Stadt beherbergte Persönlichkeiten wie Mendelssohn, Wagner, Liszt – und sogar Johann Wolfgang von Goethe. Viele von ihnen nächtigten im «ersten Haus am Platz», dem Hotel Schwanen.
Major Curti bewarb das Hotel über die Schweiz hinaus. In Anzeigen schrieb er, es verfüge über «einen eleganten Speisesaal», «meubilierte» Zimmer und «Gesellschafts- und Familiensalons». Es gebe «reale in- und ausländische Weine», eine «recht gute Küche und Zeitungsblätter sowie Billard und ein vorzügliches Klavier».

Wechselvolle Zeiten

Nach diesen Glanzzeiten wechselte der Schwanen mehrmals die Eigentümer – und mancher geriet in Finanznot, wie der Historiker Basil Vollenweider in seiner Schwanen-Geschichte schreibt.
Um die 1950er-Jahre fasste das Hotel unter der Familie Schmutz und mit der Schwanen-Bar aber wieder Tritt. Doch schon bald ging es erneut bergab. Bis 1969 vier Rapperswiler Gewerbetreibende um Architekt Quirino Riva den Schwanen kauften. Anfang der 1990er-Jahre sanierte der zum Alleinaktionär gewordene Riva das Haus komplett.

Schwanen geschlossen

Am 16. Dezember 2016 schloss Riva den Schwanen nach dem Tod seiner Frau Margrit, die das Haus geführt hatte.
Sechs Jahre später, am 26. Juni 2022, verkaufte er das seither leerstehende Hotel nach verschiedenen Übernahme-Gesprächen an den Staat Polen.

Unbestimmte Zukunft

Nicht fehlen darf in der bewegten Schwanen-Geschichte das Folgende: Um den Polen den Kauf des Schwanens zu ermöglichen, löschte der 2024 amtierende Stadtrat auf dem hiesigen Grundbuchamt die seit 110 Jahren auf dem Schwanen und zu Gunsten der Stadt lastende Pflicht, das Gebäude ausschliesslich als Hotel mit Restaurant zu betreiben.
Damit ermöglichte es der Stadtrat, dass das Hotel Schwanen in ausländische Hände kam und schickte das die Stadtsilhouette und den Seequai prägende Gebäude zum Nachteil der Stadt in eine unbestimmte Zukunft.  

Die Schwanen-Serie

Letzten Montag zeigte Linth24 zusammenfassend auf, wie der Stadtrat leichtfertig eine Pflicht auf dem die Stadtsilhouette prägenden Hotel Schwanen von Rapperswil löschte. 

Am Dienstag legte Linth24 dar, welche Dienstbarkeit auf dem Schwanen gelastet hat, wie der Stadtrat den Antrag seines Präsidenten abnickte und welch schlechten Ersatz er dafür forderte.

Am Mittwoch dokumentierte Linth24, was der Stadtrat zu seiner Tat sagt, und wie fragwürdig bis falsch seine vorgebrachten Argumente sind. 

Gestern Donnerstag fasste Linth24 zusammen, was die Polen im Schwanen Rapperswil vorhaben, wie wenig das ist und wie in Polen der Wind gedreht hat. 

Heute Freitag dokumentiert Linth24 die fantastische Geschichte des Hotel Schwanen bis heute.  

Bruno Hug, Linth24