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Kanton
02.05.2024
21.05.2024 07:33 Uhr

Kehrtwendung der Regierung

Dr. med. Urs Graf, ehemals Direktor Spital Linth bekommt nachträglich Recht.
Dr. med. Urs Graf, ehemals Direktor Spital Linth bekommt nachträglich Recht. Bild: Linth24
Vor sieben Jahren hatte Dr. med. Urs Graf, damals Direktor des Spitals Linth, eine Idee. Die wurde ihm verboten. Jetzt kommt die Regierung mit derselben Idee.

Bisher haben sich die Spitäler auf ihr Kerngeschäft innerhalb ihrer eigenen vier Wände konzentriert. Das muss sich ändern, meint die St.Galler Regierung. Sie macht damit einen Weg frei, den der damalige Direktor des Spitals Linth, Dr. Urs Graf, schon lange vorgezeichnet hat.

Spital «Extra Muros»

2017 Jahren versuchte der Spitaldirektor von Uznach, Dr. Urs Graf, den Ausbruch aus den eigenen vier Wänden. Er eröffnete in Jona die Praxis Bühlpark und in Uznach eine Hausarztpraxis. Damit bot das Spital Linth eine Leistung «Extra Muros» an, also ausserhalb des Spitalgebäudes.

Das Experiment scheiterte und mitverantwortlich waren ortsansässige Ärzte. Sie zogen Spitaldirektor Graf vor den Richter und das St.Galler Verwaltungsgericht gab ihnen Recht. Leistungen eines öffentlichen Spitals seien «Extramuros» am falschen Ort.

Andere durften und dürfen

An anderen Orten waren die Blickwinkel nicht so eng. Davon profitierte das «Team Radiologie Nordost». An 13 Standorten wird «ein breites Spektrum an radiologischer Diagnostik und minimalinvasiven Therapie-Verfahren» angeboten. Dazu gehören Röntgenuntersuchungen, Mamographie, Ultraschall, Katheterlegung oder Stoppen von Blutungen. Dies geschieht auch in St.Gallen, Goldach, Heerbrugg, Buchs, Bad Ragaz und Wattwil, also im Kanton St.Gallen.

Pikant: Hinter der «Radiologie Nordost» stehen das Kantonsspital Frauenfeld und das Kantonsspital Münsterlingen.

Das blinde Sankt Gallen

Entweder haben die Sankt Galler Gesundheitsbehörden nicht hingeschaut oder sie hatten kein Problem damit, dass ein öffentliches Spital ausserhalb der eigenen vier Mauern Patienten bedient - Während es dem ortsansässigen Spital Linth verboten war, in Rapperswil-Jona Patienten zu helfen.

Möglicherweise ist der St.Galler Gesundheitsdirektion, die vom ehemaligen Hausarzt und Regierungsrat Dr. med. Bruno Damann geführt wird, der Widerspruch zwischen Schein und Sein aufgefallen. Auf jeden Fall soll jetzt das seit 1979 geltende Gesundheitsgesetz angepasst werden. Und dabei will die Regierung sogar viel weiter gehen als die vorberatende Kommission.

Regierung geht weiter als Politiker

Die Politiker-Kommission, wollte im Artikel 21 des Gesundheitsgesetzes festschreiben, dass private Trägerschaften Gesundheits- und Notgallzentren betreiben können. Nur dort, wo es keine privaten Angebote gibt, dürfen die Spitäler aktiv werden.

Der Regierung ist das zu lasch. In einem soeben veröffentlichten Text steht, die Spitäler sollen gleichwertig mit Privaten konkurrenzieren, auch ausserhalb der eigenen Mauern. Würde man das nicht so handhaben, sei das «Prinzip der gleich langen Spiesse» verletzt und das entspräche «einem weitgehenden Tätigkeitsverbot in diesem Bereich».

Was Dr. Urs Graf sagt

Bekommt Dr. Urs Graf, Ex-Direktor des Spitals Linth also, nachträglich Recht, sieben Jahre zu spät oder wie sieht er das?

Ganz in die Rente zurückgezogen hat sich der Mediziner nicht, aber von der Politik lässt er die Finger. Angefragt von Linth24, was er zur späten Spitzkehre der St.Galler Regierung sagt, zitiert Graf den ehemaligen russischen Staatschef Michail Gorbatschow: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben». Wobei Urs Graf hofft, wie er ausdrücklich betont, dass das Spital Linth vom Regierungsvorschlag endlich profitieren kann und nicht noch mehr für die späte Einsicht bestraft wird.

Mario Aldrovandi, Linth24