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04.04.2024
06.04.2024 01:41 Uhr

Spital Linth: Schockierte Politiker

Félix Brunschwiler spricht im Namen aller Gemeindepräsidenten des Linthgebiets.
Félix Brunschwiler spricht im Namen aller Gemeindepräsidenten des Linthgebiets. Bild: Linth24
Ab 2027 droht die Schliessung des Spitals Linth, wenn bis dann die finanzielle Situation nicht verbessert ist. Damit haben regionale Politiker nicht gerechnet.

Im April entscheidet der St.Galler Kantonsrat über die Organisation der Spitäler und im Juni über die Langzeitstrategie für die Spitallandschaft. Bisher galten die vier Spitäler in St.Gallen, Grabs, Wil und Uznach als gesetzt. Doch das ist nicht definitiv.

Spital Linth hat noch drei Jahre Zeit

Diese unerwartete Entwicklung zeigte sich am 21. März, als die St.Galler Regierung ihre gemeinsame Spitalliste zusammen mit den beiden Appenzell veröffentlichte.

Auf dieser Liste stand hinter der Spital Linth ein grosses Fragezeichen. Bis 2027 müsse das finanzielle Ergebnis markant verbessert werden, ansonsten wird das Regionalspital von der Spitalliste gestrichen. Für das Spital Linth wäre das der Todesstoss. Es bliebe nur die Liquidation oder der Verkauf an private Anbieter.

«Es gibt viele Fragen, die vor einer Schliessung zu klären wären.»
Bruno Damann, Gesundheitsdirektor des Kantons St.Gallen

Das bestätigte einen Tag später der eben frisch wiedergewählte St.Galler Gesundheitsdirektor Bruno Damann in der Linth-Zeitung: «Vielleicht würde das Spital sogar verkauft. Es gibt viele Fragen, die vor einer Schliessung zu klären wären.»

Das Schweigen der Politiker

Zwei Wochen lang meldete sich kein einziger Politiker aus der Region Linthgebiet zu dieser Schockmeldung. Weder der Gemeindepräsidenten von Uznach noch andere Gemeindepräsidentinnen waren zu hören oder zu lesen. Auch die 16 neugewählten Kantonsräten schwiegen.

Also meldete sich Linth 24 am Ostermontag bei den 10 Gemeindepräsidenten des Linthgebiets und stellte diese beiden Fragen:

  • Wie schätzen Sie die Situation um das Spital Linth ein?
  • Was haben Sie bisher unternommen, was haben Sie vor?
«Wir sind ob der befristeten Betriebsbewilligung und der Äusserungen des Gesundheitschefs Bruno Damann sehr überrascht.»
Félix Brunschwiler, Präsident der Gemeindepräsidenten des Linthgebiets.

«Zentrale Fragestellung»

Als Präsident aller zehn Gemeindepräsidenten des Linthgebiets bezog Félix Brunschwiler Stellung und die kurze schriftliche Antwort zeigt: Die regionale Politik wurde auf dem falschen Fuss erwischt und ist total überrumpelt.

Brunschwiler bedankt sich zuerst freundlich für die Nachfrage bei dieser «äusserst zentralen Fragestellung».

Nur, die Antwort ist dann um einiges bescheidener: «Wir sind ob der befristeten Betriebsbewilligung und der Äusserungen des Gesundheitschefs Bruno Damann sehr überrascht und werden vorerst eine Analyse aus regionaler Sicht vornehmen, mit welchen Massnahmen diesen fatalen Bestrebungen entgegengewirkt werden soll.»

Für mehr Informationen reicht es bei der gegenwärtigen Schockstarre nicht: «Wir stellen eine konsolidierte Haltung zeitnah in Aussicht.»

Forrer fragte beim Spital nach

Von den anderen acht Gemeindepräsidenten meldete sich nur noch Diego Forrer, Gemeindepräsident von Uznach, also Chef der Standortgemeinde zu Wort. Er schreibt: «Nach Bekanntgabe der befristeten Betriebsbewilligung in den Medien habe ich umgehend mit der Spitalleitung Kontakt aufgenommen. Es hat auch bereits ein bilaterales Gespräch stattgefunden. Wichtig erscheint mir, dass das Thema auf die politische Agenda der Region Linthgebiet aufgenommen worden ist.»

Was Forrer nicht schreibt ist: Das Spital Linth ist ein Teil des Puzzles. Aber zusammengesetzt wird es in St.Gallen.

Kurzkommentar

(von Mario Aldrovandi)

Die Kantonsregierung sprach bisher von 4 Spitälern im Kanton: An erste Stelle St.Gallen und dann die drei Landspitäler Grabs, Wil und Linth. Nun ist es möglich, dass aus vier noch drei werden. Die Kantonsregierung informiert die betroffene Region via Medien. Partnerschaft sieht anders aus.

Die Gemeindepräsidenten der Region stehen im Regen. Das gilt für den Uzner Standortpräsidenten Diego Forrer, der erneut ahnungslos ist. Es gilt aber auch für jene Gemeindepräsidenten, die gleichzeitig Kantonsräte sind und offenbar nichts mitbekommen haben. Cornel Aerne (Eschenbach, Mitte), Martin Stöckling (Rapperswil-Jona, FDP), Peter Hüppi (Gommiswald, SP) und Heidi Romer (Benken, Mitte) waren fleissige Teilnehmer an den Kantonsratssitzungen. Mehr nicht.

Der Schmerkner Gemeindepräsident und Chef aller Gemeindepräsidenten Félix Brunschwiler muss nun die Scharte auswetzen und seine Kolleginnen und Kollegen hinter sich versammeln. Er hat Erfahrung mit Kampf gegen «grosse Mächte». Mal schauen, ob er erfolgreicher sein wird, als bei seinem Disput mit den SBB.

Mario Aldrovandi, Linth24