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Kanton
27.11.2023
28.11.2023 16:36 Uhr

Spitalverbunde in der Kritik

Zwei St.Galler Parteien sind unzufrieden mit der Kommunikation der Spitalverbunde und kündigen zudem Vorstösse bezüglich Spitalpolitik an. (Symbolbild)
Zwei St.Galler Parteien sind unzufrieden mit der Kommunikation der Spitalverbunde und kündigen zudem Vorstösse bezüglich Spitalpolitik an. (Symbolbild) Bild: Unsplash
Laut St.Galler Spitalverbunden wurden für den geplanten Abbau von 440 Vollzeitstellen 117 Kündigungen ausgesprochen, weniger als erwartet. FDP und SP kritisieren die Kommunikation.

FDP: Spitalverbund-Kommunikation wirft Fragen auf

Die vier Spitalverbunde kommunizierten Ende September einen Abbau von 440 Vollzeitstellen. Aus einer Medienmitteilung von Freitag geht nun hervor, dass sich der angekündigte Stellenabbau auf 117 Kündigungen beschränken würde. Damit sei die erste Phase des strukturellen Umbaus abgeschlossen und weitere Reduktionen könnten in erster Linie durch die natürliche Fluktuation erfolgen.

Strukturelle Anpassungen auf guten Weg

Die FDP setzte sich in der Vergangenheit gezielt für strukturelle Optimierungen und Anpassungen bei den Spitalverbunden ein. Dass solche möglich und nötig sind, zeigt sowohl der Finanzbericht als auch der jährliche Bericht zu den Kennzahlen der Schweizer Spitäler. Der nun fortschreitende strukturelle Umbau ist aus Sicht der FDP zu begrüssen.

Mittel- und langfristig sollen damit auch die Steuer- und Krankenkassenprämienzahlenden entlastet und die Qualität der medizinischen Versorgung verbessert werden. Dass das KSSG für das Jahr 2024 ein ausgeglichenes Budget in Aussicht stellt, ist ein erster Hoffnungsschimmer. Ob diese Zahlen wiederum korrigiert werden müssen, bleibt derzeit offen.

Imageschaden durch alarmistische Kommunikation

Zu kritisieren gilt es die alarmistische Kommunikation der Spitalverbunde. Diese war alles andere als vertrauensbildend. Es ist unverständlich, warum Ende September, scheinbar ohne solide Grundlage, eine schweizweit beachtete Massenentlassung über 440 Vollzeitstellen kommuniziert wurde und nur gerade zwei Monate später die Zahl der Kündigungen auf 117 korrigiert werden musste. Ende Oktober bestätigte der Verwaltungsrat auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zudem grundsätzlich, dass 120 Vollzeitstellen in der Pflege gestrichen würden. Auch diese Auskunft war offenbar fehlerhaft.

Was bleibt, ist ein vermeidbarer Imageschaden für die Spitalverbunde. Die FDP fordert den Verwaltungsrat auf, seine Verantwortung wahrzunehmen, die Fehler in der Kommunikation sorgfältig zu analysieren und Verbesserungen umzusetzen. Eine glaubwürdige und nachvollziehbare Kommunikation wird auch bei der künftigen Weiterentwicklung zentral sein.

Handlungsbedarf bei Organisationsstruktur und Tarifsystem

Die Diskussionen rund um die Spitalverbunde in den vergangenen Monaten zeigten jedoch insbesondere auch zwei politische Handlungsfelder deutlich auf: Erstens sind Anpassungen in der Organisationsstruktur dringend nötig und müssen im Kantonsrat vorangetrieben werden. Die FDP setzt sich dabei konsequent für eine Fusion, Entpolitisierung und Verselbstständigung der Spitäler ein. Besteller, Erbringer und Bezahler von Gesundheitsleistungen dürfen nicht mehr identisch sein. Zudem müssen die Voraussetzungen für interkantonale Zusammenarbeit verbessert werden (vgl. Vernehmlassungsantwort).

Zweitens sind die derzeit geltenden Tarife in der ambulanten und stationären Versorgung seit längerem nicht kostendeckend. Die FDP hat darauf bereits in ihrer Medienmitteilung vom 28. September 2023 hingewiesen und wird im Rahmen der Wintersession hierzu einen dringlichen Vorstoss einreichen. Damit wird ein wichtiger Schritt in Richtung qualitativ hochstehende, bezahlbare und konkurrenzfähige Gesundheitsversorgung gemacht.

FDP-Fraktion Kantonsrat St.Gallen

SP: Kommunikation unzureichend – mehr Massnahmen nötig

Die Spitalverbunde gaben am Freitag bekannt, dass bis Ende November 117 Mitarbeitende der Spitäler eine Kündigung erhalten haben. Das ist weniger als ursprünglich angekündigt: Der grosse Protest des Personals zeigt Wirkung. In Zeiten des akuten Fachkräftemangels in der Pflege und in Folge der Annahme der Pflegeinitiative sind allerdings auch diese 117 Kündigungen zu viel. Zusätzlich sind 200 Vollzeitstellen über «natürliche Abgänge» verloren gegangen und weitere Mitarbeitende haben selber gekündigt.

Die Krise ist nicht ausgestanden: Für das kommende Jahr ist ein weiterer Stellenabbau angekündigt. Es braucht jetzt dringend politische Massnahmen.

Unzureichende Kommunikation, unangemessener Sozialplan

Trotz der Ankündigung, dass weniger Kündigungen ausgesprochen wurden, ist die SP anhaltend verärgert über die Situation. «Das medizinische Fachpersonal, insbesondere die Pflege, war schon zuvor sehr unter Druck und es wurde immer schwieriger, Stellen zu besetzen. Die aktuelle Kündigungswelle ist absolut unverständlich», meint Bettina Surber, SP-Fraktionspräsidentin im Kantonsrat.

Die SP unterstützte deshalb den Protest des Personals und wird ihn weiterhin unterstützen.

Weitere Massnahmen für eine gute Gesundheitsversorgung

Die aktuelle Entwicklung reiht sich aus Sicht der SP ein in eine Fehlentwicklung in der St.Galler Gesundheitspolitik. Die SP wird deshalb, wie bereits früher in einer Medienmitteilung angekündigt, in der diese Woche stattfindenden Novembersession mehrere Vorstösse in der Sache einreichen. «Wir müssen für die Bevölkerung dieses Kantons eine gute öffentliche Gesundheitsversorgung bewahren. Dafür müssen wir unsere politische Verantwortung wahrnehmen», sagt Dario Sulzer, Vize-Fraktionspräsident. Deshalb verlangt die SP vermehrte politische Kontrolle. Aber auch finanziell soll der Kanton seine Verantwortung wahrnehmen und z.B. die gemeinwirtschaftlichen Leistungen besser abgelten.

Die SP hofft, dass ihre Forderungen diese Woche im Kantonsrat Gehör finden.

SP Kanton St.Gallen

FDP-Fraktion Kantonsrat St.Gallen / SP Kanton St.Gallen / Linth24