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Rapperswil-Jona
08.04.2024
08.04.2024 15:30 Uhr

Wasserstreit Grünfeld: Riskantes Spiel

Seit 24 Monaten Baustopp und Rost auf dem Grünfeld.
Seit 24 Monaten Baustopp und Rost auf dem Grünfeld. Bild: Linth24
Die Stadt hebt den Baustopp beim Pumpwerk Grünfeld per sofort auf. Der Fall ist aber beim Verwaltungsgericht pendent. Der Stadtrat stellt sich übers Gericht – ein heikles Spiel. Von Bruno Hug

Heute Montagmorgen um 09 Uhr kam bei Linth24 eine Mail vom Stadtrat von Rapperswil-Jona herein. Titel: «Aufhebung Baustopp Pumpwerk Grünfeld». Die Medienmitteilung ist am Berichtsende nachzulesen.

Klar, Wasser ist wichtig

Zuerst aber versucht Linth24, die fragwürdige Entwicklung dieses Falles einzuordnen. Wer die heutige Mitteilung des Stadtrates zur Aufhebung des Baustopps liest, muss sich zwangsläufig fragen: Wenn der durch das St.Galler Verwaltungsgericht im Februar 2022 verfügte Baustopp zu Wasserfassung so einfach aufzuheben ist, warum schritt der Stadtrat nicht schon von zwei Jahren zu dieser Tat?
Klar, beim Wasser geht es um die existenzielle Grundversorgung der Stadt – und damit argumentiert der Stadtrat in seiner Mitteilung auch. Aber das war ja vor zwei Jahren schon so. Auch damals war das Wasser wichtig.

Linth24 ordnet ein

Der Stadtrat schreibt am Schluss seiner Mitteilung,  wo das Rechtsverfahren zum Pumpwerk Grünfeld heute stehe. Linth24 erklärt die Sachlage aber etwas genauer:

Ende 2021 erhob der Eigentümer des Sportcenters Grünfeld Einsprache gegen den Bau des Wasserpumpwerks Grünfeld. Dies, weil ihm die Wasserversorgung drohte, das Baurecht seiner Tennishalle zu künden. Die «Vision» des Wasserwerks war es, dass das Sportcenter verschwinden müsse.
Das Verwaltungsgericht aber stützte die Einsprache des Sportcenters und befahl der Stadt im Februar 2022, zur sich im Bau befindlichen Grundwasserfassung Grünfeld einen Baustopp zu verhängen. Das tat sie. Danach stand der Bau still und auch sonst passierte praktisch nichts. Bis Linth24 den Fall im Mai 2023 rundum öffentlich machte. In der Folge begann die Stadt im August 2023 mit dem Eigentümer des Sportcenters, Peter Merkli, zu verhandeln.

Wasserversorgung grätscht rein

Stadtpräsident Stöckling trat dabei in den Ausstand und Bauchef Leutenegger trat zur Seite. Sie delegierten die Gesprächsführung an Stadtrat Kurt Kälin. Ende November 2023 lag ein unterschriftsreifer Vertrag – inklusive Unterschriftstermin – vor.

Damit hätte der Wasserstreit hätte ein Ende gefunden, es wäre weitergebaut worden.
Doch wenige Tage vor Unterschrift grätschte die Wasserversorgung ins Geschäft. Sie verlangte, dass noch ein «sofortiger Heimfall» des Sportcenter-Landes an die Stadt in den Vertrag kommen müsse.
Damit aber konnte das Sportcenter nicht leben. Denn mit diesem Passus könnten Wasserversorgung und Stadt das Center durch Entzug des Landes jederzeit schliessen lassen.

Stadt verlangt Fristerstreckung

Also ging der Verhandlungsmarathon weiter, wobei das Verwaltungsgericht immer wieder eine Klärung forderte. Doch die Stadt bat das Gericht fast monatlich um Fristerstreckung. Man sei am Verhandeln.
Diesen März dann hatte das Gericht genug und forderte die Stadt auf, bis zum kommenden 19. April eine definitive Stellungnahme zu verfassen. Danach werde es urteilen, ob der Bau der Wasserfassung Grünfeld weitergehen könne oder gestoppt bleibe.

Stadt über dem Gericht?

Dass sich nun die Stadt in dieser heiklen Phase – und nach zwei Jahren Streit – über das Gericht erhebt und von sich aus den Baustopp aufhebt, erstaunt. Sicher ist: Konflikte einvernehmlich zu lösen scheint nicht die Kernkompetenz der Stadt zu sein.

Mitteilung der Stadt  

Die Stadt teilt in ihrer Medienmitteilung unter dem Titel «Aufhebung Baustopp Pumpwerk Grünfeld» Folgendes mit: «Die Sanierung des Pumpwerks im Grünfeld ist aufgrund einer Einsprache blockiert. Zurzeit kann die Wasserversorgung deshalb kein Wasser aus dem für die Stadt wichtigsten Pumpwerk Grünfeld zur Verfügung stellen.

Aufhebung Baustopp

Die Bauverwaltung verfügt nach den gescheiterten Einigungsversuchen eine sofortige Aufhebung des Baustopps beim Pumpwerk Grünfeld. Ausschlaggebend hierfür ist die geplante Sanierung der Versorgungsleitung ab dem Seewasserwerk Stäfa durch die Gruppenwasserversorgung Zürcher Oberland. Eine redundante Wasserversorgung in der «Oberen Zone West» ist im Sommer/Herbst 2024 damit zeitweise nicht mehr sichergestellt. Darüber hinaus stellt die wegen der eingestellten Bauarbeiten offene Grundwasserfassung ein Verunreinigungsrisiko für den Grundwasserträger dar, was auch behoben werden muss.

Die Sanierung der bereits bisher vorhandenen Grundwasserfassung mit einem Pumpwerk im Grünfeld und der unveränderte Weiterbetrieb gemäss bisheriger Konzession führt zu keinen Nachteilen für den Einsprecher. Der Aufhebung des Baustopps stehen folglich keine überwiegenden privaten Interessen entgegen. Hingegen ist die Aufhebung des Baustopps notwendig, um die im öffentlichen Interesse liegende Trink-, Brauch- und Löschwasserversorgung sicherzustellen.

Aufgrund dieser Ausgangslage kann die Stadt mit der Aufhebung des Baustopps nicht zuwarten. Die städtische Baubewilligungsbehörde hat deshalb die Aufhebung des Baustopps verfügt.

Eine aussergerichtliche Einigung mit dem Einsprecher kam nicht zustande. Eine Delegation des Stadtrats bestehend aus Kurt Kälin, Vize-Präsident und Christian Leutenegger, Ressortvorsteher Bau, Liegenschaften hatte zahlreiche Gespräche mit dem Einsprecher und der Wasserversorgung moderiert und die Verhandlungen geführt. Der Stadtrat bedauert, dass keine Einigung erzielt werden konnte, obwohl aus Sicht der Stadt am Schluss eine faire Lösung für alle Beteiligten vorlag.

Stand des Verfahrens

Der Einsprecher hatte seine Einsprache erst während den bereits laufenden Bauarbeiten eingereicht und unter anderem einen sofortigen Baustopp gefordert. Gegen den ablehnenden Entscheid der Stadt erhob der Einsprecher Rekurs beim Bau- und Umweltdepartement des Kantons St.Gallen und beantragte auch dort vorsorgliche Massnahmen (Baustopp und Nutzungsverbot). Gegen den wiederum ablehnenden Entscheid des Departements erhob der Einsprecher Beschwerde beim Verwaltungsgericht. Das Verwaltungsgericht wies die Stadt an, als vorsorgliche Massnahme einen Baustopp zu verfügen.

Das Rekursverfahren betreffend die Einsprache gegen die Baubewilligung für die Sanierung des Grundwasserpumpwerks wurde Ende August 2023 durch das Bau- und Umweltdepartement vollumfänglich zugunsten der Stadt entschieden. Der Entscheid bestätigt, dass das Vorgehen der Stadt im Baubewilligungsverfahren richtig war. Der Entscheid des Bau- und Umweltdepartements wurde vom Einsprecher an das Verwaltungsgericht weitergezogen. Zurzeit läuft der Schriftenwechsel.»

Zum Schuss der Mitteilung heisst es noch, Fragen seien an Stadtrat und Bauchef Christian Leutenegger zu richten.

Bruno Hug