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Kanton
25.11.2023
27.11.2023 10:41 Uhr

Weniger Entlassungen in Spitälern

Am Uzner Spital Linth sollen 41 Stellen abgebaut werden. Bislang gab es 7 Kündigungen, 13 Stellen entfielen durch Pensenreduktion und Fluktuation.
Am Uzner Spital Linth sollen 41 Stellen abgebaut werden. Bislang gab es 7 Kündigungen, 13 Stellen entfielen durch Pensenreduktion und Fluktuation. Bild: Linth24
Im September kündeten die St.Galler Spitalverbunde den Abbau von 440 Vollstellen an. Per Ende November kündigten sie nun «nur» 117 Mitarbeitern. Der Berufsverband ist irritiert.

Insgesamt beschäftigen die vier Spitalverbunde (ohne Auszubildende) rund 8'000 Mitarbeitende (umgerechnet auf 100%-Stellen: 5'800). Ziel des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitungen war es, dass die Einsparungen so weit wie möglich über strukturelle Anpassungen sowie unter Einbezug der natürlichen Fluktuation erfolgen. Dieses Ziel wurde erreicht: Über alle vier Spitalverbunde hinweg sind per Ende November 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einer Kündigung betroffen (entspricht 81 Vollzeitstellen), das sind deutlich weniger als ursprünglich angenommen.

Die verschiedenen Massnahmen umfassten nebst den Kündigungen auch die Reduktion von Pensen, die Nicht-Besetzung von Stellen, Funktionswechsel und wenige Frühpensionierungen. Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommt der Sozialplan bzw. Rahmenmassnahmenplan der St.Galler Regierung zur Anwendung.

Der Verwaltungsratspräsident der St.Galler Spitäler, Stefan Kuhn: «Es hat mehr Zeit in Anspruch genommen, dafür konnten wir sozialverträglichere Lösungen ausarbeiten. Gesamthaft wurden so weit weniger Kündigungen ausgesprochen als ursprünglich angenommen.»

37 Kündigungen in Pflege, 66 in Administration/Support

Die Kündigungen erstrecken sich über sämtliche Berufsgruppen. Dabei sind mit 66 Kündigungen (51 Vollzeitstellen) am meisten Mitarbeitende in der Administration und in den Supportbereichen betroffen.

Im Kerngeschäft mussten in der patientennahen Pflege über die ganze Gruppe der St.Galler Spitäler 37 Mitarbeitenden (21 Vollzeitstellen) und bei der Ärzteschaft 14 Mitarbeitenden (9 Vollzeitstellen) die Kündigung ausgesprochen werden.

Strukturelle Anpassungen ab 2025 meist via Fluktuation

Die erste Phase des strukturellen Umbaus ist damit abgeschlossen. Insbesondere durch die Transformation/Schliessung des Spitals Altstätten im Jahr 2027 und den vorgesehenen Zusammenschluss der vier Spitalverbunde zu einem Unternehmen sind weitere strukturelle Reduktionen in den Stellenplänen vorgesehen, die in den Jahren 2025 bis 2027 umgesetzt werden.

Diese Reduktionen können jedoch weitgehend über die natürliche Fluktuation erfolgen. Die jährliche Fluktuationsrate der einzelnen Spitalverbunde ist deutlich höher als die notwendige strukturelle Reform. Punktuelle Kündigungen sind aber nicht auszuschliessen.

Sozialplan für Betroffene

Der kantonale Rahmenmassnahmenplan sieht für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter u.a. eine Lohnüberbrückung bzw. einen Lohnausgleich während max. zwei Jahren in der Höhe von 90% (ohne Unterhaltspflichten) bzw. 100% (mit Unterhaltspflichten) des bisherigen Nettolohnes bei gleichem Beschäftigungsgrad vor. Zudem ist eine einmalige Abfindung in der Höhe eines Monatsgehalts, unabhängig von den erhaltenen Leistungen aus dem Rahmenmassnahmenplan, festgelegt.

Zusätzlich sind weitere Unterstützungsangebote Bestandteil des Sozialplans, wie Anspruch auf persönliche Betreuung und Beratung, Begleitung der Mitarbeitenden oder die Finanzierung von Beratung und Qualifizierungsmassnahmen durch externe Beratungspersonen, um die Arbeitsmarktfähigkeit zu sichern.

Kostengerechte Tarife zwingend

Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitungen haben Verständnis für die Emotionen und Betroffenheit, die diese einschneidenden Personalmassnahmen ausgelöst haben. Der Schritt war schmerzlich, aufgrund der finanziellen Lage aber leider unvermeidlich.

Die St.Galler Spitäler haben damit die Vorgaben erfüllt und erwarten nun ihrerseits Unterstützung aus der Politik, damit nun endlich zwingend auch faire und kostengerechte Tarife Realität werden. Denn nur so können die Spitäler auch künftig eine qualitativ hohe medizinische Versorgungsqualität und -sicherheit gewährleisten.

Spital Linth: 7 Kündigungen, Rest via Pensen und Fluktuation

Das Spital Linth hat von den angekündigten 41 abzubauenden Stellen bei 7 Mitarbeitenden (5 Vollzeitstellen) eine Kündigung ausgesprochen. 13 Stellen konnten 2023 durch Pensumsreduktionen und natürliche Fluktuation oder Funktionswechsel abgebaut werden. Es wurde kein diplomiertes Pflegefachpersonal am Bett abgebaut.

Die weiteren strukturellen Reduktionen umfassen in den Jahren 2023/2024 19 Vollzeitstellen, welche grösstenteils über die natürliche Fluktuation abgefedert werden können. 2025 werden weitere 10 Vollzeitstellen abgebaut. Auch hier wird der grösste Teil durch natürliche Fluktuation abgebaut, aber allenfalls werden wenige Kündigungen notwendig sein. Zudem können in diesen fast drei Jahren weitere Einsparungen durch Prozessoptimierungen, Reduktion von Sachkosten und auch durch das Ergebnisverbesserungsprogramm vorgenommen werden.

Pflegefach-Berufsverband: Schaden bereits angerichtet

Der Berufsverband der Pflegefachpersonen, SBK Sektion SG TG AR AI, nimmt zur Kenntnis, dass im Spitalverbund St.Gallen weniger Kündigungen als angenommen ausgesprochen wurden. Wir halten fest, dass «der Scherbenhaufen» mit der Ankündigung der Massenentlassung sehr gross ausgefallen ist. Die Nichtbesetzung der Stellen durch natürliche Fluktuationen oder die Streichung noch offener Stellen führt unweigerlich zu einem Qualitätsabbau.

Die Art der Kommunikation irritiert nach wie vor und wirkt unseriös, unsorgfältig und ist nicht nachvollziehbar. Die Meldung der Massenentlassung Ende September hat enorm viel Verunsicherung, Existenzängste und Wut ausgelöst einerseits bei allen Mitarbeitenden und andererseits bei der Bevölkerung.

Die Pflege kann nicht «intelligenter» arbeiten, wenn ihnen die längst überfälligen Instrumente, wie z.B. ein einheitliches elektronisches Patientendokumentationssystem, nicht zur Verfügung steht. Es ist unverständlich, dass sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung nicht die notwendige Zeit gelassen hat, um eine nachhaltige Finanzierung der St.Galler Spitäler anzugehen.

Die Kosteneinsparung durch die Kündigungen belaufen sich schätzungsweise auf rund 8-10 Millionen Franken. Das ist etwa 20% vom prognostizierten Verlust fürs 2023. Der angerichtete Schaden beim höchsten Gut, nämlich dem Fachpersonal, lässt sich damit nicht aufwiegen. Wir hören von Demotivation, innerlichen Kündigungen, Ängsten, vermehrten Krankenabsenzen und vor allem von Unverständnis gegenüber dem Vorgehen der Führung. Menschen sind keine Roboter und ein Spital ist kein Industriebetrieb mit Fliessbändern!

Zudem widerläuft das ganze Vorgehen dem Volkswillen, nämlich der Umsetzung der Pflegeinitiative mit Umsetzung der Bildungsoffensive, besserem Skill-Grade-Mix am Pflegebett und bessere Arbeitsbedingungen für alle in der Pflege tätigen Personen.

SBK Berufsverband Pflege, Sektion SG TG AR AI

Verwaltungsrat der Spitalverbunde des Kantons St.Gallen / Linth24