Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Uznach
23.05.2023
23.05.2023 06:28 Uhr

Mischeleien in Uznach

Echte Wahl für Uznachs Geschäftsprüfungskommission (GPK): Michael Helbling (FDP, l.) oder Corinne Schnyder (Die Mitte). Zwei fachlich kompetente Personen.
Echte Wahl für Uznachs Geschäftsprüfungskommission (GPK): Michael Helbling (FDP, l.) oder Corinne Schnyder (Die Mitte). Zwei fachlich kompetente Personen. Bild: FDP Uznach / Die Mitte Uznach
Ein Professor erzählt es in Märchenform. Linth24 bringt Klartext. Gegenstand der Betrachtung: Die Wahl für die Geschäftsprüfungskommission in Uznach.

Eigentlich schien alles seinen gewohnten Gang zu nehmen: Ein Mitglied der Geschäftsprüfungskommission von Uznach tritt Anfang dieses Jahres zurück. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin soll am 18.Juni gewählt werden. Daraufhin melden sich Kandidaten. In diesem Fall einer von der FDP und eine Kandidatin von «Die Mitte». Soweit, so normal.

Doch was hinter den Kulissen passiert, hat Professor Dr. Bruno H. Weder in Märchenform gefasst:

Die Story in Märchenform

Ich weiss nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin – Ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn!

Das Märchen im Text von Heinrich Heine spielt allerdings am Rhein; unser Märchen spielt an der Linth, genauer im Reich der Mitte.

Da sind in einem Rathaus, auf dessen Wappen eine einsame Rose welkt, merkwürdige Leute versammelt, die immer wieder mantraartig (laut Duden: bildungssprachlich, oft abwertend) äussern, es gehe ihnen nur um das Wohl der Gemeinde. Und wenn man ihnen den Vorwurf macht, es gehe ihnen nur um den eigenen Sack, so wollen sie sich an nichts erinnern.

Merkwürdig nur: Ein weltweites Phänomen von Politikern ist es, dass das Gedächtnis sie immer dann verlässt, wenn es sich um unangenehme Dinge handelt. So will sich ein Prinz nicht daran erinnern, dass er als Präsident im Reich der Mitte immer wieder von seinem Freund aus dem Reich der Mitte, der allerdings nur ein bisschen Präsident der Gemeinde zu sein vorgibt, mit Pfründen (andere sagen dem auch lukrative Ämtchen) versorgt wird. Neuerdings nicht nur in der Verkehrsplanungskommission, sondern jetzt auch in der Betriebskommission Altersheim (siehe aktuelle LinthSicht S.20).

Da müssten doch alle Glocken läuten! Natürlich: Als Präsident im Reich der Mitte hatte er sich doch vorbehaltlos hinter seinen Freund gestellt, als dieser wieder ein bisschen mehr Gemeindepräsident in der Einrosenstadt sein wollte, nachdem er mit seiner Kandidatur in Buchs kläglich gescheitert war.

Und er hatte massgeblich die anderen Parteien beackert, als es darum ging, die für die Alterspolitik zuständige Gemeinderätin und deren Vorgesetzten, den «Bisschen-Gemeindepräsidenten», vor Konsequenzen zu schützen («in die Zukunft blicken», hiess es damals, indem er zusammen mit deren Mann, einem andern Parteipräsidenten, den entsprechenden Brief verfasst hatte).

Und weil er sich an all das (und wahrscheinlich noch an anderes) nicht mehr erinnern kann, schreibt er in Leserbriefen von Verleumdung, wenn er daran erinnert wird.

Was aber für Irritation sorgt, ist die Tatsache, dass eine Prinzessin (nicht die Lorelay im Text von Heine) aus dem Reich der Mitte, die – zufällig? – die Tochter dieses Prinzen ist, sich um den Posten eines Geschäftsprüfungsmitglieds (also sozusagen in Aufsichtsfunktion) in besagter Gemeinde bewirbt. Ein Schelm, wer Böses denkt!

Prof.Dr. Bruno H. Weder, Uznach

Klartext zu den Vorgängen in Uznach

Zuerst vorab: Eine Geschäftsprüfungskommission (Kurzform GPK) ist ein Aufsichtsgremium über die Regierung und Verwaltung. Wichtigste Voraussetzungen für deren Mitglieder sind Kompetenz und Unabhängigkeit.

In Uznach war einer dieser Sitze 6 Jahre lang vom aufstrebenden Jungpolitiker Sandro Lendi besetzt. Lendi machte sich einen Namen als Vertreter der Jungen CVP, welche heute Teil von «Die Mitte» ist. Weil Lendi beruflich immer mehr eingespannt ist, gab er im Januar bekannt, dass er vorzeitig aus der GPK zurücktritt.

Der «stille Pakt» ist gebrochen

Im lokalen Politbetrieb, nicht nur in Uznach, hat sich eingespielt, dass ein Sitz einer Partei in einem Gremium weiter von der gleichen Partei besetzt wird. Ausser, das Volk will etwas anderes.

Für die Wahl der GPK Uznach stellte die FDP einen Kandidaten auf und brach damit den «stillen Pakt». Der freisinnige Kandidat heisst Michael Helbling und ist Dr. iur., also Jurist. Auch er ist politisch seit Jahren aktiv, unter anderem bei den Jungfreisinnigen. Sein Handicap: Sollte er gewählt werden, wäre er das dritte FDP-Mitglied in der fünfköpfigen GPK.

Zwei Juristen zur Auswahl

Bei «Die Mitte», welche eigentlich von einer Weitergabe des Amtes zu einem ihrer Parteimitglieder ausging, sorgte die Helbling-Kandidatur für Irritation. Denn «Die Mitte» hatte einen Monat früher ihre eigene Kandidatin nominiert. Sie heisst Corinne Schnyder. Auch sie ist ausgebildete Juristin, zwar nicht Doktorin, aber Rechtsanwältin und Gerichtsschreiberin.

Die Wählerschaft hat also die Auswahl zwischen zwei kompetenten Personen, die sich im Recht auskennen. Doch darum geht es im Märchen von Prof. Dr. Bruno H. Weder nicht. Er weist auf die persönliche Konstellation hin und damit auf die Unabhängigkeit. In seiner Geschichte ist Corinne Schnyder die «Loreley» und Felix Schnyder der «Prinz» im Reich der Mitte.

Persönliche und politische Freundschaften

Corinne Schnyder ist die Tochter von Felix Schnyder, und der ist Präsident von «Die Mitte» in Uznach. Felix Schnyder ist ein persönlicher Freund von Diego Forrer. Forrer ist ebenfalls Mitglied von «Die Mitte», vor allem aber ist Forrer Gemeindepräsident von Uznach.

Schnyder und Forrer sind nicht nur persönlich befreundet und politisch verwandt, sondern auch geschäftlich miteinander verbunden. So ist Felix Schnyder seit dem 22.März Mitglied der Altersheim Betriebskommission. Jener gut bezahlten Kommission, welche ausbaden soll, was Forrer in den letzten Jahren als Gemeindepräsident in den Sand gesetzt hat.

Dass seine Tochter einen Tag später als GPK-Kandidatin nominiert wurde, mag Zufall sein. Dass sie in der persönlichen Konstellation genug unabhängig für eine Geschäftsprüfungskommission ist, darf allerdings in Frage gestellt werden. Und das ist es, was Prof.Dr. Bruno H. Weder aus Uznach mit seinem Märchen tut.

Mario Aldrovandi, Linth24