Die Story in Märchenform
Ich weiss nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin – Ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn!
Das Märchen im Text von Heinrich Heine spielt allerdings am Rhein; unser Märchen spielt an der Linth, genauer im Reich der Mitte.
Da sind in einem Rathaus, auf dessen Wappen eine einsame Rose welkt, merkwürdige Leute versammelt, die immer wieder mantraartig (laut Duden: bildungssprachlich, oft abwertend) äussern, es gehe ihnen nur um das Wohl der Gemeinde. Und wenn man ihnen den Vorwurf macht, es gehe ihnen nur um den eigenen Sack, so wollen sie sich an nichts erinnern.
Merkwürdig nur: Ein weltweites Phänomen von Politikern ist es, dass das Gedächtnis sie immer dann verlässt, wenn es sich um unangenehme Dinge handelt. So will sich ein Prinz nicht daran erinnern, dass er als Präsident im Reich der Mitte immer wieder von seinem Freund aus dem Reich der Mitte, der allerdings nur ein bisschen Präsident der Gemeinde zu sein vorgibt, mit Pfründen (andere sagen dem auch lukrative Ämtchen) versorgt wird. Neuerdings nicht nur in der Verkehrsplanungskommission, sondern jetzt auch in der Betriebskommission Altersheim (siehe aktuelle LinthSicht S.20).
Da müssten doch alle Glocken läuten! Natürlich: Als Präsident im Reich der Mitte hatte er sich doch vorbehaltlos hinter seinen Freund gestellt, als dieser wieder ein bisschen mehr Gemeindepräsident in der Einrosenstadt sein wollte, nachdem er mit seiner Kandidatur in Buchs kläglich gescheitert war.
Und er hatte massgeblich die anderen Parteien beackert, als es darum ging, die für die Alterspolitik zuständige Gemeinderätin und deren Vorgesetzten, den «Bisschen-Gemeindepräsidenten», vor Konsequenzen zu schützen («in die Zukunft blicken», hiess es damals, indem er zusammen mit deren Mann, einem andern Parteipräsidenten, den entsprechenden Brief verfasst hatte).
Und weil er sich an all das (und wahrscheinlich noch an anderes) nicht mehr erinnern kann, schreibt er in Leserbriefen von Verleumdung, wenn er daran erinnert wird.
Was aber für Irritation sorgt, ist die Tatsache, dass eine Prinzessin (nicht die Lorelay im Text von Heine) aus dem Reich der Mitte, die – zufällig? – die Tochter dieses Prinzen ist, sich um den Posten eines Geschäftsprüfungsmitglieds (also sozusagen in Aufsichtsfunktion) in besagter Gemeinde bewirbt. Ein Schelm, wer Böses denkt!
Prof.Dr. Bruno H. Weder, Uznach