Die wichtigsten Erkenntnisse der polizeilichen Kriminalstatistik des Kantons St.Gallen 2024 können wie folgt zusammengefasst werden:
- Die Kriminalität im Kanton St.Gallen ist 2024 gesamthaft um zwei Prozent auf Total 30'900 Delikte gestiegen.
- Die Anzahl der Delikte gegen das Strafgesetzbuch hat dabei um neun Prozent zugenommen.
- Der Anstieg der Kriminalität betrifft sämtliche Polizeiregionen, mit Ausnahme der Polizeiregion Linthgebiet-Toggenburg, wo die Kriminalität unverändert blieb.
- Im Vordergrund des Anstiegs stehen die Vermögensdelikte und dort insbesondere die Cyberbetrugsfälle sowie die schweren Gewalt- und Sexualdelikte.
- Die Aufklärungsquote über sämtliche 30'900 Delikte liegt bei rund 53 Prozent und damit knapp vier Prozent tiefer als im Vorjahr.
- Sämtliche vollendeten und versuchten Tötungsdelikte des Jahres 2024 konnten aus polizeilicher Sicht aufgeklärt werden. Die vollendeten Tötungsdelikte sind dabei in ihrer Anzahl von zwei auf vier gestiegen. Bei den versuchten Tötungsdelikten ist ein Anstieg von 11 auf 18 zu verzeichnen. Dabei sind allerdings gleich fünf Delikte auf einen einzelnen Fall in St.Gallen vom 11. Juli 2024 zurückzuführen, wo der Beschuldigte mit einer Machete mehrere Opfer angriff.
- Die Strafanzeigen wegen Sexualdelikten haben von 414 auf 495 Fälle oder um rund 20% zugenommen, nachdem sie im Vorjahr stark gesunken waren. Angestiegen sind vor allem die Vergewaltigungen sowie die Pornographie-Fälle.
- Die Gesamtzahl an Diebstählen (ohne Fahrzeugdiebstähle) hat um sieben Prozent zugenommen. Fahrzeugdiebstähle haben um vier Prozent zugenommen. Wobei im vergangenen Jahr die Einbruchdiebstähle um 14 Prozent zugenommen haben, während die Fälle von Einschleichdiebstählen um drei Prozent gesunken sind. Damit war die Entwicklung der beiden Delikte-Kategorien im Jahr 2024 genau gegenläufig zu derjenigen im Vorjahr. Die Aufklärungsquote konnte bei beiden Delikten auf 31 Prozent der Fälle gesteigert werden.
- Nach einem Rückgang im vorigen Jahr um 28 Prozent haben die registrierten Straftaten bei häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr um 14 Prozent zugenommen.
- Abgenommen haben Raubüberfälle um sechs Prozent, was noch 99 Fällen entspricht. Dabei ist insbesondere die Zahl der schweren Raubüberfälle markant gesunken. Auffällig ist allerdings der Anteil von jugendlichen Beschuldigten. Mehr als die Hälfte aller geklärten Raubdelikte wurde von Jugendlichen begangen.
- Die Zahl der Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz ist um 30 Prozent auf 2'035 Straftaten gesunken. Grund dafür sind rechtliche Veränderungen und eine Verschärfung der Anforderungen in der Ermittlungsarbeit, auf die der Leiter Kriminalpolizei, Stefan Kühne, in einer Beilage zur Statistik vertiefter eingeht: «Gleichzeitig hat sich die Ermittlungsarbeit im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität erheblich verkompliziert. Während es früher möglich war, dass eine polizeiliche Sachbearbeitung parallel mehrere Verfahren führte, ist dies heute aufgrund der intensiven Nutzung digitaler Mittel durch Beschuldigte kaum noch realisierbar.»
- Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der angezeigten Cyber-Straftaten massiv an von 2'575 auf 4'460 Delikte, was einer Zunahme von 73% entspricht. Den grössten Teil der Cyber-Vermögensdelikte machen die diversen Arten von Betrug aus, welche im vergangenen Jahr um 88% zugenommen haben. Hierzu erklärt der Leiter Kriminalpolizei, Stefan Kühne, in der Beilage zur Statistik: «Ein grosser Teil dieser Zunahme dürfte auf die Etablierung und Erweiterung des Online-Polizeipostens Suisse ePolice (www.suisse-epolice.ch) für bestimmte Betrugs-Tatbestände zurückzuführen sein. Ziel dieser Erweiterung ist es, dass rund 50 Prozent der Cyber-Strafanzeigen künftig von den Geschädigten selbst elektronisch erfasst werden. Dazu gehören einfache Massenbetrugsdelikte wie etwa das Nichtliefern online bezahlter Ware, der Missbrauch von persönlichen Daten im Rahmen einer Online-Bestellung oder falsche Immobilienanzeigen beziehungsweise Wohnungsinserate.
Die Kantonspolizei St.Gallen hat zudem nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft St.Gallen die sogenannte Cyber-Triage eingeführt. Das heisst, dass der Fokus bei polizeilichen Ermittlungen im Bereich von Cyberdelikten schwergewichtig auf Fälle gelegt wird, wo Aussicht auf Ermittlungs-Erfolg besteht – also auf in der Schweiz wohnhafte Täterschaften, serielle Zusammenhänge bei Massendelikten und schwere Tatbestände. Dieses Vorgehen – genannt «Cyber-Triage» – wurde im vergangenen Jahr nach einer Pilotphase definitiv eingeführt. Dies führt vor allem bei der Bearbeitung von Cyberbetrugs-Fällen zu einer wesentlichen Entlastung.»