Der Moment für die Zinssenkung war ideal, aber dennoch überraschend. Die Schweizer Teuerung ist mit 1.2 Prozent im Griff und im Zielband der Nationalbank, das jährliche Wirtschaftswachstum ist mit nur knapp über 1 Prozent bescheiden. Exporteure und Tourismus klagen und seit der Wahl des Europaparlaments und einem Rechtsrutsch sowie den bevorstehenden Neuwahlen und Frankreich und Grossbritannien ist der Schweizerfranken zum Euro wieder spürbar gestiegen. Die jüngste Leitzinssenkung schwächt unsere Landeswährung und verbilligt Hypotheken bzw. Kredite für Hauseigentümer, Industrie, Gewerbe und Staat. Einzig die Spargelder werden wieder etwas tiefer verzinst.
Wettbewerbsfähigkeit: Die Schweiz ist wieder unter den Besten. Nach dem 3. Platz im Vorjahr hat es die Schweiz gemäss dem Ranking der Lausanner Wirtschaftshochschule IMD nun zurück auf den zweiten Platz geschafft und Irland vom Podest auf den vierten Rang verdrängt. Singapur kletterte vom vierten Platz im Vorjahr nun wieder ganz nach oben. Der zweimalige Sieger Dänemark wurde indes nur noch Dritter.
Die Entschädigung für Kurzarbeit wird in der Schweiz von 12 auf 18 Monate ausgeweitet. Mit dieser Massnahme soll gemäss Bundesrat unter anderem einem Anstieg der Arbeitslosigkeit entgegengewirkt werden. Diese Neuerung gilt für ein Jahr ab August 2024 und bis Juli 2025.
Bürgerliche Organisationen aus Hauseigentümern und Vermietern bildet eine eigene neue Kraft. Noch dieses Jahr kommen zwei wichtige Vorlagen an die Urne und sollen gute Entscheide ermöglichen (Abstimmungstermin vom 24. November 2024).
Die 13 grössten Krankenversicherer der Schweiz gründen einen neuen Branchenverband, der Anfang 2025 seine Arbeit aufnehmen wird. Der neue Verband soll das bestehende Duopol zweier Dachverbände beenden und damit die Interessensvertretung der Krankenversicherungsbranche stärken.
Nach jahrelangem Seilziehen verzichtet der Bundesrat auf verbindliche Vorschriften, um Täuschungen mit angeblich nachhaltigen Finanzprodukten zu verhindern. Ein Verbot von «Greenwashing» gibt es vorläufig nicht. Es gibt aber immer noch unseriöse Anlagefonds, die beispielsweise Kohleförderung usw. als «umweltfreundlich» betrachten.
Sensationsfund: Im Süden Norwegens ist ein rekordgrosses Vorkommen sogenannter seltener Erden gefunden worden. Diese werden in der Elektronik verwendet. Das könnte die Energiewende beschleunigen und China ausbremsen.
Unternehmensnachrichten
Nvidia wird dank KI-Boom wertvollste Gesellschaft der Welt. Der Chiphersteller kommt auf einen Börsenwert von gut USD 3'300 Milliarden und überholte damit den Software-Riesen Microsoft.
Roche: Nach einem längeren Zwischentief geht es bei Roche an der Börse aufwärts. Anleger hoffen auf mehr Konstanz und neue Produkteerfolge. Die Diagnostiksparte des Pharmakonzerns lanciert einen neuen, hoch sensiblen Test zur Diagnose von Patienten mit dem B-Zell-Lymphom (Krebs).
Die Banken Julius Bär und EFG brachen ihre Gespräche über einen Zusammenschluss ab, nachdem die Finma Bedenken geäussert hatte. Die Aktien beider Unternehmen gaben nach.
Nach langer Durststrecke und wenig Bekanntheitsgrad hebt Sohn Markus von Alt-Bundesrat Christoph Blocher mit seinem Unternehmen Dottikon ES ab. Ihm nützt, dass Produktionsfirmen (Pharmarohstoffe) von China weg verlagern. Die Gesellschaft zahlt jedoch keine Dividende und ist für Versicherungen und Pensionskassen wenig interessant.
Die Finma hat den Bericht zur Wettbewerbssituation im Anschluss an die Übernahme der CS durch die UBS veröffentlicht. Es geht um die kritische Grösse der neuen Bank und allfällige Altlasten. Handlungsbedarf bestehe offenbar keiner.
Der Private-Equity-Konzern Partners Group hat seine Präsenz in Asien durch die Eröffnung eines Büros in Hongkong weiter ausgebaut. Mit diesem neuen Standort verfügt er nun weltweit über 21 Büros, davon sieben in Asien.
Gehört die Matterhorn-Bahn bald Ausländern? Bei der Betreiberin der Matterhorn-Bahn stellen sich nach dem Tod von Mehrheitsaktionär Balthasar Meier Fragen. Chinesen und auch französische Investoren haben stets Interesse an Walliser Bergbahnen bekundet.
Aussichten
Die Leitzinssenkung der SNB war richtig. Alle Anlageformen werden durch tiefere Zinsen an Wert gewinnen, Aktien, Edelmetalle, Liegenschaften, Anlagefonds usw., ausser die Verzinsung von Sparguthaben. Negativzins gibt es aber vorläufig nicht. Sorgen bereitet jedoch das geopolitische Umfeld. Die Bürgenstock-Konferenz war nur mässig erfolgreich. Es ist zu früh, von Frieden in der Ukraine oder im Nahen Osten zu sprechen. Auch zwischen Nord- und Südkorea gab es vergangene Woche Spannungen. Auch die hartnäckige internationale Verschuldung belastet weiterhin. Experten des Bundes und der ETH erwarten in der Schweiz einen leichten Aufschwung dank zunehmenden Exporten, dem Tourismus und mehr Konsum. Die Ökonomen des Bundes prognostizieren für 2024 sogar ein höheres Wachstum des BIP von 1.2 Prozent. Das heisst zwar immer noch Bescheidenheit, aber eine Normalisierung zeichne sich ab für 2025. Tiefere Zinsen tragen dazu bei.