Dem Spital Linth geht es wirtschaftlich schlecht. Im 2023 gab es ein Defizit von 29.9 Millionen Franken. Als Folge davon gibt die St.Galler Regierung dem Spital noch eine Schonfrist bis 2027. Wenn bis dann die Zahlen nicht deutlich besser sind, steht das Krankenhaus nicht mehr auf der «Spital-Liste». Die direkte Folge wäre eine Schliessung oder ein Verkauf, wie das andere St.Galler Spitäler auch schon erlebt haben.
Geschäftsbericht zeigt Schwachstellen
Am Donnerstag veröffentlichte das Spital Linth seinen Geschäftsbericht, ohne weitere Ankündigung. Wir haben das 63 Seiten umfassende Papier unter die Lupe genommen und folgendes festgestellt:
- Die Verlagerung von administrativen Diensten und der IT zum Kantonsspital St.Gallen kostet das Spital Linth rund 3,7 Millionen Franken und ist viel teurer, als wenn das Spital das selber tut.
- Das Spital Linth muss 44 Stellen abbauen, gibt aber gleichzeitig 3,8 Millionen Franken für temporäre Angestellte aus. Das entspricht 35 bis 40 Stellen und diese Entschädigungen sind teurer als Personal mit Fixverträgen.
- Das Spital Linth hat eine neue Dienstleistung im Bereich Orthopädie «wiederaufgebaut». Aber weil viele Ärzte entlassen wurden, ist das Spital heute zu gross.
Exklusiv-Interview mit der Spitalchefin
Nicole Ruhe ist seit dem 1. März 2023 die neue geschäftsführende Leiterin des Spitals (CEO). Sie trat das Erbe ihres Vorgängers an, der ein Spital in finanzieller Schieflage hinterlassen hatte. Linth24 hat ihr einige Fragen gestellt, welche sie, respektive die Kommunikationsabteilung des Spitals, beantwortet hat. Das Interview wurde schriftlich geführt.
Gemäss ihrem Editorial zum Geschäftsbericht muss das Spital Linth in den «kommenden Monaten und Jahren» 41 Vollzeitstelle abbauen. Wie ist hier der Zeitplan? Welche Abteilungen betrifft das?
Die zu reduzierenden Stellen sowie der Zeitplan wurden Verbundsübergreifend (also mit den anderen St.Galler Spitälern) im September bekanntgegeben. Die damals kommunizierten Zahlen und Zeitrahmen sind immer noch gültig und es sind aktuell keine zusätzlichen Stellenreduktionen vorgesehen. Das Hauptaugenmerk liegt aktuell auf der Performanceverbesserung in den einzelnen Bereichen und der Stärkung der Zusammenarbeit mit dem KSSG (Kantonsspital St.Gallen).
Sie müssen 41 Stellen abbauen und gleichzeitig gaben sie letztes Jahr 3,8 Millionen Franken für Temporär-Engagements aus, also etwa für 35 – 40 Vollzeitstellen. Wie geht das mit dem Stellenabbau auf?
Die hohen Kosten für Temporär Personal erklären sich, wie in anderen Spitälern auch, zum Teil durch den Fachkräftemangel, die Kompensation von Langzeitausfällen und die veränderten Bedürfnisse der Arbeitnehmenden. Einige Spitäler schliessen wegen fehlendem Personal Patientenbetten, wir haben uns bewusst gegen diese Massnahme entschieden, da die adäquate Versorgung der Patienten im Linth-Gebiet für uns an oberster Stelle steht
Sogenannte «stationäre Leistungen» werden beim Kantonsspital St.Gallen konzentriert. Damit sollen «Verwaltungsaufwände gesenkt» werden. Welche Abteilungen haben sie beim Spital Linth aufgelöst und deren Aufgaben nach St.Gallen übergeben?
Im Rahmen des neuen Managementmodells wurden die Supportbereiche (HR, IT, Finanzen etc.) bereits integriert. Das heisst aber nicht, dass wir die Aufgaben «nach St.Gallen abgeben». Wir haben nach wie vor Mitarbeitende in den Supportbereichen vor Ort. Dies wird sich auch nach dem vorgesehenen Zusammenschluss nicht ändern. Die Regionalität wird im neuen Gesamtunternehmen auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
Ihr Aufwand im IT-Bereich ist innerhalb eines Jahres um 1.23 Millionen Franken gestiegen. Die Verschiebung nach St.Gallen lohnt sich also nicht für das Spital Linth.
Die gesteigerten Kosten für die IT sind nicht ein spitalspezifisches Problem. Die Kosten für IT-Infrastruktur und natürlich auch für die IT-Sicherheit, welche für ein Spital ein zentraler Punkt darstellt, steigen Branchenunabhängig in den letzten Jahren markant an. Die IT im Gesamtunternehmen hat andere Anforderungen was die Sicherheit und den Datenaustausch sowie die standortübergreifende Zusammenarbeit angeht und kann daher eher schlecht mit den Zahlen von «Früher» verglichen werden. Wir zahlen mehr, erhalten aber auch mehr, auch wenn wir das nicht immer direkt spüren
Rund 2,49 Millionen Franken höhere Kosten gibt es auch im «übrigen Verwaltungsaufwand». Sind das ebenfalls Folgen der Zentralisierung in St.Gallen?
Die gesteigerten Kosten in «übrigen Verwaltungsaufwand» ist primär mit der Verschiebung der Stellen ans KSSG (Kantonsspital St.Gallen) begründet. Dies stellt einfach eine Verschiebung von Personalkosten in den Verwaltungsaufwand dar.
Viele Ertragsverbesserungen geschehen im «Mikrobereich». Auffallend ist die 30% Steigerung bei der ambulanten Behandlung in der Frauenklinik. Was ist hier passiert?
Wir werden in der Region, wieder verstärkt als verlässlicher Partner von den Zuweisenden und der Bevölkerung wahrgenommen. Das entgegengebracht Vertrauen, in diesem Fall in die Frauenklinik, freut uns natürlich sehr und spornt uns an, dieses Vertrauen zu bestätigen und weiterzuentwickeln. Wir sehen aber in einigen Bereichen auch noch Verbesserungspotenzial, welches wir mit unseren Experten durch gute Arbeit am Patienten sowie klare und transparente Kommunikation mit allen Partnern noch erschliessen wollen.
Die Summe für «Nicht abgerechnete Leistungen für Patienten» betrug 2022 390'000 Franken und stieg im Jahr 2023 auf 4,031 Millionen Franken. Warum?
Der Grund liegt hier in der Harmonisierung der Finanzprozesse im Gesamtunternehmen, für die Abschlussarbeiten galten kürzere Fristen als in den Vorjahren. Daher diese Differenz.
Sie mussten die erwarteten Ertragswerte korrigieren, unter anderem «weil die Fallzahlen noch nicht hoch genug sind, um eine bestmögliche Auslastung mit den neu errichteten Räumen zu erzielen». Mit anderen Worten: Das Spital ist zu gross?
Ja, das Spital wurde vermutlich zu gross gebaut. Diese Räume gilt es nun zu füllen. Ich glaube daran, dass wir das schaffen können.
Ist es nicht eher umgekehrt? Das Spital hat die richtige Grösse, aber zu viele Leistungen wurden abgebaut und die nötigen Ärzte gibt es nicht mehr?
Nein. Wir wägen immer genau ab, welche Leistungen wir anbieten können und sollen. Hier spielt auch immer die Gesamtstrategie des neuen Unternehmens eine wichtige Rolle.
Sie sind stolz auf den «Wiederaufbau» von «Orthopädie/Traumatologie». Welche anderen Sektoren, die in den letzten Jahren abgebaut wurden, werden wiederaufgebaut?
Der Aufbau von Subspezialitäten wird in enger Zusammenarbeit mit dem Gesamtunternehmen abgestimmt und ich kann dazu aus strategischen Gründen noch keine zu detaillierten Aussagen abgeben. Sie dürfen aber sicher sein, dass unser Standort in Zukunft ein für die Region sehr attraktives Angebot bereithält.