Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
02.11.2023
25.03.2024 10:08 Uhr

RJ Teil 3: Zerstörung am Beispiel Badi Lido

Plattgemachte Lido-Badi: Die Stadt wollte keine Opposition mehr gegen den Badi-Abriss und schritt trotz laufender Volks-Motion zur Tat.
Plattgemachte Lido-Badi: Die Stadt wollte keine Opposition mehr gegen den Badi-Abriss und schritt trotz laufender Volks-Motion zur Tat. Bild: Linth24
Die Dokumentation zur Zerstörung der Badi Lido zeigt, wie destruktiv Rapperswil-Jona unterwegs ist. Von Bruno Hug

Der Badi-Abbruch ist ein Management-Trauerspiel der Sonderklasse: Im November 2018 bewilligten die  Rapperswil-Joner für 27.5 Mio. einen Neubau der Badi Lido.
Am 15. September 2019 feierte der Stadtrat mit dem Fest «Bye Bye Lido» den kurz bevorstehenden Start zum Neubau.
Jedoch: Drei (!) Monate später verkündete der Stadtrat, er habe den Neubau samt 2 Mio. Planungskosten versenkt. Begründung: Es gebe Mehrkosten und die Stadt habe die Bauplanung nicht im Griff gehabt.

Badi schliessen

Nun bleibe die Badi geschlossen, teilte der Stadtrat noch mit. Und das, obwohl es weit und breit kein Nachfolgeprojekt gab.
Das Volk liess sich das nicht bieten: Eine Petition von Anfang 2020 zwang den Stadtrat in die Knie. Zähneknirschend öffnete er die Badi wieder und legte Ende 2021 ein millionenteures Badi-Provisorium vor. Das Volk lehnte ab. 

Auf den Bagger sitzen

Der Stadtrat schien frustriert. Er setzte zur Retourkutsche an. Er verkündete, die Badi werde nach Saisonende 2022 abgerissen. Dazu liess Stadtpräsident Stöckling seinem Frust freien Lauf. Er sagte vor Stadtmitarbeitern, er werde beim Badi-Abriss persönlich auf den Bagger sitzen.

Keine Berechnungen

Erneut wollte das Volk die Badi bis zum Vorliegen eines Neubauprojekts retten. Diesmal mit einer Motion.
Den Stadtrat liess das kalt. Er machte die Badi Anfang 2023 trotz rechtsgültig vorliegender Motion platt. Er begründete dies mit der fragwürdigen Aussage, das Badi-Restaurant sei einsturzgefährdet. Verlässliche statische Berechnungen gab es dazu aber keine, sondern nur kurzfristig organisierte, oberflächliche Briefe von anonymen Ingenieurbüros und einem sachfremden Bauleiter. (Siehe dazu Bericht Linth24)

Volk ruhigstellen

Seit Sommer 2023 verfügt Rapperswil-Jona somit über kein Freibad mit Schwimmbecken mehr. Badi-Freunde, Kinder und Familien leiden darunter. Der Stadtrat weiss das und wollte deshalb das Volk mit dem Versprechen ruhigstellen, 2026 könne mit dem Badi-Neubau begonnen werden. Zudem gebe es vermutlich gleich noch ein Hallenbad.

Zu Tode geplant

Aus diesem Zeitplan wird wohl nichts – oder ein Würg. Denn eine Bauplanung mit Wettbewerb braucht Zeit. Obendrein weiss heute niemand, ob und wann das Eisstadion und die baufälligen Bootshallen abgerissen werden, die beide die neue Badi stark beeinflussen.
Kurzum: Im Lido hat sich die Stadt zu Tode geplant. Weiteres Unglück ist wahrscheinlich.

Schlechter als zuvor

Bei der Badi ist es wie bei den Eisanlagen: In den letzten Jahren wurde für viel Planungsgeld nichts erreicht, und das, was noch da war, wurde abgerissen.

Morgen in Teil 4 zeigt Linth24, wie Intransparenz und Stallgeruch städtische Projekte zersetzen und zu Stillstand führen.

Nachfolgend finden Sie noch eine Zusammenfassung der wichtigsten Irreführungen aus dem Stadthaus zum Badi-Abriss.

Falschaussagen zur Badi Lido

 

Falschaussage 1: Den Abriss der Badi begründete der Stadtrat mehrfach damit, das Schwimmbecken sei defekt. Das war falsch. Das Becken war, wie sich herausstellte, nie defekt und konnte problemlos wieder aufgefüllt werden.

Falschaussage 2: Immer wieder führte die Stadt aus, die Badewasser-Qualität im Lido genüge den Kantonsvorschriften nicht mehr. Wieder falsch. Das Badewasser wurde vom Kanton laufend geprüft und stets für gut befunden. 

Falschaussage 3: Der Stadtrat verkündete mehrmals, der Kanton erteile die Bewilligung zum Weiterbetrieb der Badi nicht mehr. Auch das war falsch: Der Kanton verhinderte den Betrieb der Badi nie und erteilte die Bewilligung immer wieder.

Falschaussage 4: Als der Stadtrat Anfang 2023 definitiv zum Badi-Abriss schritt, tat er noch Kund, die Badi-Rutsche und der Sprungturm müssten sowieso abgerissen werden. Erneut falsch. Es gab nur einen unverbindlichen Bericht aus dem Jahr 2014, worin es hiess, die Landeflächen von Rutsche und Sprungturm könnten irgendwann entflechtet werden. 

Und dann war noch Stöcklings Aussage vor dem Stadtforum: Er sagte am 19. Februar 2020 vor dem 30-köpfigen Stadtforum, es gebe in der Badi Lido im Sommer 2020 Gratiseintritt, weil die Sonnenschirme, Liegestühle und Eintritts-Kassen verschwunden seien. Stöckling’s Aussage aber war falsch. Das ganze Inventar war noch da. Und er hatte es vor seiner Aussage in der Lido-Badi mit eigenen Augen gesehen.

Bruno Hug, Linth24