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Rapperswil-Jona
05.11.2023
05.11.2023 08:23 Uhr

12 (!) Kündigungen im Bauamt in 6 Monaten – RJ Teil 1

Im Bausekretariat räumten und räumen in einem halben Jahr 12 von rund 15 Mitarbeitenden ihr Pult.
Im Bausekretariat räumten und räumen in einem halben Jahr 12 von rund 15 Mitarbeitenden ihr Pult. Bild: Linth24
Die Kündigungswelle im Bauamt zeigt, wie Rapperswil-Jona geführt ist. Die Stadt steht heute schlechter da als vor 7 Jahren. Linth24 berichtet darüber in 5 Teilen. Von Bruno Hug

In einer 5-teiligen Serie zeigt Linth24 heute und die nächsten 4 Tage, wie Rapperswil-Jona stillsteht, wie zerstört und zerfleddert wird. Schlechte, abgebrochene und fragwürdige Projekte, Intransparenz, Falschaussagen und offenbar auch ein schlechter Umgang mit dem Personal scheinen die Bauverwaltung zu zersetzen.

Brennpunkt der Probleme

In Teil 1 der Serie  dokumentieren wir die schockierende Personalsituation im «Fachbereich Bau» - bekannt unter dem Namen Bauverwaltung. Hier arbeiten für Baubewilligungen etc. rund 15 Personen.
Dieses Amt ist der Brennpunkt der vielen Probleme dieser Stadt. Geführt wird es von Bauchef Christian Leutenegger (Parteilos). Und stark mitgeprägt von Stadtpräsident Martin Stöckling (FDP).

Wie extern so intern

Manche, die Ende 2020 Bauchef Thomas Furrer ab- und Leutenegger ins Amt  wählten, fragen sich heute: War das richtig? Denn: Ob Furrer oder Leutenegger, ein Dritter war bei allen Problemen stets mittendrin: Stadtpräsident Stöckling: Beim Chaos im Areal Lido, bei der Eis-Trainingshalle, beim China-Deal, beim Abriss Badi Lido, beim BWZ, bei der Götti-Hecke, beim Wasserstreit Grünfeld, beim Tunnel-Zwist und vielen weiteren Problemen.

Was extern, in der Stadt, seit Jahren falsch läuft, findet nun auch intern seinen Niederschlag. Ab Ende letzten Mai bis Ende kommenden Dezember haben im Bauamt in 6 Monaten 12 der rund 15 Angestellten gekündigt. Dazu kommen noch 3 Kündigungen im Bereich Liegenschaften.

Erosion kein Zufall 

Die Kündigungs-Gründe mögen vielfältig sein. Jedoch: Eine derartige Erosion kann kein Zufall sein. Linth24 sind alle Namen aller Abgänger bekannt. Zu deren Schutz versehen wir sie folgend jedoch mit dem Kürzel X. Y.:

  • X. Y., Bausekretär, gekündigt per 30. Mai 2023
  • X. Y., Baubewilligungen und Dienste, gekündigt per 31. Juli 2023
  • X. Y., Sachbearbeiterin Bau, Liegenschaften, gekündigt per 31. Juli 2023
  • X. Y., Tech. Sachbearbeiter Baubewilligungen, gekündigt per 30. Sept.2023
  • X. Y., Tech. Sachbearbeiterin Abt. Baubewilligungen, gekündigt per 31. Okt.2023
  • X. Y., Projektleiter Infrastruktur, Hochbau, gekündigt per 31. Okt. 2023
  • X. Y., Ressortsekretariat Bau, gekündigt per 31. Okt. 2023
  • X. Y., Ressortsekretariat Bau, gekündigt per 31. Okt. 2023
  • X. Y., Projektleiterin Infrastruktur, gekündigt per 31. Okt. 2023
  • X. Y., Projektleiter Infrastruktur, gekündigt per 30. Nov. 2023
  • X. Y., Fachperson Baurecht, gekündigt per 30. Nov. 2023
  • X. Y., Projektleiter Infrastruktur, gekündigt per 31. Dez. 2023

Zu diesem katastrophalen Aderlass sahen sich die Oberen der Stadt genötigt, Stellung zu beziehen.  Am 1. September schrieben Stadtpräsident Stöckling und die Stadträte Eberle und Leutenegger an alle Stadt-Mitarbeitenden, die aktuelle Personalsituation stelle «eine Herausforderung dar». Schuld sei «der Fachkräftemangel», die «Arbeitsbelastung» und die vielen Baugesuche. Nun werde das Personalbudget aufgestockt.

«Nein, richtig verwürgt»

Stimmt diese Analyse und nützt es, mehr Mitarbeitende einzustellen (falls man qualifizierte in dieser Situation überhaupt findet)?
Die Gespräche, die Linth24 mit Stadtangestellten und Abgängern geführt hat, zeigen in eine andere Richtung:

Zu einem Abgänger sagte ich, ein anderer, der gekündigt habe, habe mir gesagt, in der Stadtverwaltung laufe «alles ein wenig rechthaberisch, verwürgt und unehrlich».
Darauf erwiderte der Angesprochene, «nicht ein wenig, sondern richtig verwürgt». Dem Stadtpräsidenten fehle es «an Gradlinigkeit und Charakter» und der Bauchef mache das, was Stöckling sage. Und wenn Fehler geschähen, übernehme niemand die Verantwortung.
Eine Mitarbeiterin sagte, es sei ja bekannt, der Fisch stinke vom Kopf her.

Personalchef inexistent

Mehrfach wurde auch Bauchef Leutengger’s Stellvertreter als grosses «Problem» genannt. Er, «aber auch die von ganz Oben», hätten keinen Respekt vor den Mitarbeitenden. Kündige jemand, werde «man noch abgeputzt oder negiert». Es würden Mitarbeitende die Stadt verlassen, die eigentlich gar nicht gehen wollten. Und der Personalchef, «ein Kollege des Stadtpräsidenten», sei praktisch inexistent.

Wie lange noch?

Eine andere Stadtmitarbeitende sagte, wenn sie von der Stadtführung noch einmal desinformiert oder wenn nochmals etwas vertuscht werde, kündige sie. Sie frage sich, wie lange sie sich das noch antun wolle.

X. Y. – sie war das Herz im Bausekretariat, räumt heute, am 31. Oktober, wie noch 4 weitere Abgänger, ihr Pult im Stadthaus – nach 23 Jahren. Linth24 wurde ihre interne Abschiedsmail zugespielt. Darin schrieb sie: «Ich hatte letzte Woche einen MUTausbruch und habe gekündigt.»
Anständig, wie die Fachfrau gemäss Schilderung ist, drehte sie wohl das Wort WUT… in MUT… um.

Schlimmer als vor 7 Jahren

Vieles in dieser Stadt ist im Niedergang begriffen. Linth24 zeigt dies mit diesem Bericht zur bedenklichen Personalsituation im Bauamt und in den nächsten vier Tagen anhand verschiedenen weiteren Themen. Lesen sie morgen, weshalb heute bei den Eisanlagen der Stadt alles schlimmer ist als vor 7 Jahren, als der heutige Stadtrat ins Amt kam.

Bruno Hug, Linth24