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Schmerikon
26.04.2023
27.04.2023 22:02 Uhr

Gegen Brunschwilers Bauern-Bashing

Bauernvertreter werfen Gemeindepräsident Brunschwiler (kl.) vor, aus der Amtsstube «öffentlichkeitswirksam auf die Schmerkner Bauern einzudreschen».
Bauernvertreter werfen Gemeindepräsident Brunschwiler (kl.) vor, aus der Amtsstube «öffentlichkeitswirksam auf die Schmerkner Bauern einzudreschen». Bild: Marco Zanoli (Sidonius) (CC BY-SA 3.0, Wikimedia) / Linth24
An einem Anlass zur A15-Gaster holte Schmerikons Gemeindepräsident Félix Brunschwiler zu einer Kritik an den Bauern aus und legte im Gemeindeblatt nach. Dagegen wehren sich nun fünf Verbände.

Wenn ein Gemeindepräsident im eigenen Gemeindeblatt an prominenter Stelle gezielt eine Bevölkerungsgruppe anfeindet und sich mit medialer Beachtung brüstet, dann zeigt dies vieles, aber vor allem eines nicht: politisches Fingerspitzengefühl. Dies schreiben die Schmerkner Bäuerinnen und Bauern, der Bauernverein See-Gaster, der St. Galler Bauernverband, der Kantonale Bäuerinnenverband St. Gallen und die Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost in einer gemeinsamen Mitteilung.

«Öffentlichkeitswirksam auf Bauern eindreschen»

Gemeindepräsident Félix Brunschwiler scheint frustriert zu sein, dass das bereits seit langer Zeit diskutierte Projekt der Umfahrung Uznach-Schmerikon nicht nach seinen Vorstellungen vorwärtskommt. Notabene ein von verschiedenen Berufsgruppen, Interessenvertretern, Organisationen und Vereinen kontrovers diskutiertes Projekt.

Während sich der regionale Bauernverein See-Gaster, im Sinn einer konstruktiven Lösungsfindung, immer wieder zu Gesprächen bereit zeigt, nutzt der Gemeindepräsident seine Amtsstube und sein Gemeindeblatt, um öffentlichkeitswirksam auf die Schmerkner Bäuerinnen und Bauern einzudreschen. Muss ein Gemeindepräsident nicht vor allem dazu da sein, in seiner Gemeinde Lösungen zu erarbeiten? Den Dialog zu pflegen? Den Konsens zu suchen? Integrierend zu wirken?

Lösungsorientierter, sachlicher Dialog statt Bauern-Bashing

Mit seinem verzweifelten Versuch, Stimmung zu machen und der bäuerlichen Bevölkerung die Schuld für den zähen Projektverlauf in die Stiefel zu schieben, disqualifiziert sich Félix Brunschwiler selber. Sowohl der regionale Bauernverein See-Gaster als auch der St. Galler Bauernverband, der Kantonale Bäuerinnenverband und die Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost sind an einem lösungsorientierten, sachlichen Dialog auf Augenhöhe interessiert. Sie hoffen, dass sich die offiziellen Vertreter der Gemeinde Schmerikon in Zukunft ebenfalls an dieser Richtschnur orientieren.

Bauern-Bashing zu betreiben, mag sich vielleicht gut anfühlen für Félix Brunschwiler, hilft aber nicht, das Problem der regionalen Verbindungsstrasse zu lösen. Dass er gleichzeitig einen bunten Mix an Vorurteilen, Klischees, Halbwahrheiten und Unwahrheiten verwendet, zeugt von wenig Dossierkenntnis, wenn es um landwirtschaftliche Themen und Strukturen geht. Die unterzeichnenden Organisationen geben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der Schmerkner Gemeindepräsident in Zukunft lösungsorientierter spricht und handelt und nicht willkürlich auf diejenigen eindrischt, die ihm gerade nicht passen.

Das schrieb Brunschwiler im Gemeindeblatt

Die regionale Verbindungsstrasse A15-Gaster würde Schmerikon die lange erdauerte direkte Erschliessung der Industrie Allmeind bringen. Wie es mittlerweile zur Gewohnheit wurde in diesem Land, opponiert der Bauernstand auch gegen dieses Projekt, ohne Rücksicht auf den Rest der Gesellschaft und Wirtschaft, ausgestattet mit dem Sympathiebonus als vermeintlich schutzbedürftige Ernährende der Nation. Meine diesbezüglich sehr pointierte Replik anlässlich der Informationsveranstaltung am 29. März 2023 in Uznach hat auch Beachtung in den Medien gefunden. Was sind meine Überlegungen hierzu:

1. Die Selbstversorgung der Schweiz ist eine Illusion. Wir sind und bleiben auf Nahrungsmittelimporte angewiesen. Der Preis, monetär wie ökologisch, für die Bewirtschaftung möglichst vieler Flächen, steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Die Erhöhung des Selbstversorgungsgrades dadurch ist vernachlässigbar.

2. Wenn es uns in der Linthebene tatsächlich um Natur- und Umweltschutz ginge, dann würden wir nicht einseitig über die durch Siedlung und Verkehr in Anspruch genommenen Flächen das Leid klagen. Wir würden auch über die folgenschweren Auswirkungen der Entwässerung dieses riesigen Feuchtgebietes zum Zweck einer wenig nachhaltigen Landwirtschaft, die in der Hauptsache Viehhaltung und Futtermittelanbau betreibt, nachdenken. Ginge es uns wirklich um die Flachmoore, würden wir das kleinräumige Hegen und Pflegen der kleinen Restflächen in Schmerikon und Kaltbrunn ablösen durch ein gezieltes Abschalten der Pumpen der Linthebenemelioration, in Verbindung mit einer Renaturierung landwirtschaftlicher Flächen.

Daher mein Appell an die Bäuerinnen und Bauern: seid solidarisch mit den verkehrsgeplagten Menschen in den Siedlungen. Es sind sie, die euch den Lohn zahlen. Einerseits als Konsumierende zu überhöhten Preisen infolge protektionistischen Handelshemmnissen und als Steuerzahlende, die die landwirtschaftlichen Subventionen finanzieren. Gebt euren dogmatischen Widerstand gegen zweckmässige Inanspruchnahmen von Flächen ausserhalb Bauzonen auf. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen und die Hand die sie/ihn ernährt, nicht beissen.

Mit hoffnungsvollen Grüssen aus dem Gemeindehaus

Félix Brunschwiler, Gemeindepräsident

PD / Linth24