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Rapperswil-Jona
26.01.2022

Josephine retour in Rwanda, Teil 5

In Rwanda bekommt Josephine Lob und Dank für ihre Hilfe.
In Rwanda bekommt Josephine Lob und Dank für ihre Hilfe. Bild: zVg
Zum ersten Mal seit 28 Jahren kehrt Josephine nach Rwanda zurück. Im fünften und letzten Teil ihres Reiseberichtes sammelte sie noch finale Eindrücke, bevor die Heimreise ansteht.

Nach ihrer Flucht 1994 kehrt die in Jona wohnhafte Josephine Niyikiza zum ersten Mal nach 28 Jahren in ihr ursprüngliches Heimatland Rwanda zurück. Auf Linth24 erzählt sie von ihren Erfahrungen. Nach vier Teilen (Teil 1Teil 2, Teil 3, Teil 4) folgt nun der fünfte und gleichzeitig letzte Teil.

  • Reisebericht aus Rwanda von Josephine

«Immer wieder sagen mir die Leute in Rwanda, dass ich so schnell und effizient sei. Beim Gehen, beim Einpacken, beim Einkaufen, beim Kochen und auch beim Metzger. Wir hatten in unserer Wohnung Besucher, waren mit dem Kochen spät dran, denn coronabedingt müssen ja alle um 22 Uhr zuhause sein… Beim Metzger wollte ich demzufolge das Fleisch kleingeschnitten. Da er nicht verstand, fragte ich ihn, ob ich es ihm zeigen darf. Und so landete ich hinter der Theke und wir schnitten das Fleisch gemeinsam. Erstaunt hat er mich gefragt: «Warum bist du schneller als ich? Ist das dein Beruf?» Allgemein ist mir aufgefallen, dass in Rwanda die Leute meist Hand in Hand arbeiten, aber alles viel ruhiger und langsamer abläuft. 

Beim Fleischschneiden packte Josephine gleich selbstständig mit an. Bild: zVg

Hoffnung für eine bessere Zukunft

Im Training Center von love4all verbrachten wir einen ganzen Tag. Ich habe meine Haare machen lassen, wir haben die Buchhaltung kontrolliert, unsere bestellten Kleider anprobiert und ich habe für die Schüler und Lehrer einen Vortrag gehalten. Im Anschluss haben sie Fragen gestellt und ihre Anliegen deponiert. Die Zeit nutzte ich auch für einen 1:1 Austausch mit den 3 Lehrern und den Leitern. Es war ein sehr eindrücklicher Tag und es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Spenden sehr gezielt eingesetzt werden und die Leiter und Lehrer mit viel Herz und Leidenschaft arbeiten. Besonders gefreut hat mich, zu spüren, dass die Schüler dank dem Training Hoffnung für eine bessere Zukunft haben. Dies alles ermutigt mich weiterzumachen. Ich freue mich schon jetzt auf den Austausch mit dem Team in der Schweiz und bin sicher, dass wir für aktuelle Probleme Lösungen finden werden und das Projekt zielführend weiterentwickeln können.

  • Josephine beim Training Center von ihrer Stiftung «love4all». Bild: zVg
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  • Die Schülerinnen geben Josephine einen neuen Look. Bild: zVg
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  • Sorgfältiges und genaues Arbeiten ist angesagt. Bild: zVg
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Die grosse Packerei

Am letzten Abend war Packen angesagt. In den letzten Tagen bekamen wir laufend mehr Geschenke, auch aus dem Dorf haben sie jemanden geschickt, der uns Esswaren brachte. Wir entschieden uns einen Zusatzkoffer aufzugeben. Auch so hatte aber fast nicht ganz alles Platz. Alles Schwere verstauten wir im Handgepäck, da dieses aus Erfahrung nicht gewogen wird. Um am Flughafen keine Probleme zu haben, organisierten wir eine Waage und stellten sicher, dass die aufzugebenen Koffer nicht zu schwer waren.

Gedenken an den Genozid

Am letzten Tag wagte ich es das Kigali Genocide Memorial zu besuchen. Als Einstieg gab es einen kurzen Film mit Zeugnissen von Überlebenden des Genozids von 1994. Ich fokussierte mich auf die Bereiche, in welchen gezeigt wurde wie es so weit kommen konnte, was danach geschah und den Bereich, bei welchem weitere Genozide der Welt dokumentiert sind. Ich verzichtete bewusst darauf, die Bilder des Genozids zu sehen, denn meine Bilder reichen mir.

Josephine besuchte die Gedenk- und Bildungseinrichtung, die an den Genozid von 1994 erinnert. Bild: zVg

Pech am Flughafen

Leider hatten wir am Flughafen Pech gehabt, denn beim Check-in nahmen sie es diesmal ganz genau und wogen auch das Handgepäck. Dieses durfte inkl. Handtasche nicht mehr als 12 kg wiegen. Wir kamen auf stolze 19, respektive 20 kg! Nun folgte eine mühsame Umpackerei. Wir waren in guter Gesellschaft, denn die meisten hatten die gleiche Strategie wie wir.

Rückblick im Flugzeug

Im Flugzeug blicke ich auf meine Reise zurück und ich bin sehr dankbar für alles was ich in Rwanda in kurzer Zeit erleben und erledigen durfte. Ich konnte Familie und Kollegen treffen, alle Hilfsprojekte von love4all besuchen, Administratives erledigen und mein Dorf, einen Gottesdienst sowie Museen besuchen. Ich hatte auch genügend Zeit zum Shoppen, über Märkte zu schlendern und Ausflüge zu machen. Mich erstaunt es, wie all dies möglich war, ohne je das Gefühl zu haben unter Zeitdruck zu stehen. Voraussetzung hierzu war, dass wir einen Privatchauffeur hatten, der zuverlässig und sehr ortskundig war. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich den 2 Wochen nur 1 Person gesehen habe, die geraucht hat und wie sauber es überall ist und wie konsequent die Corona Massnahmen umgesetzt werden! Ich fühlte mich in Rwanda zu jedem Zeitpunkt sehr sicher, mein Eindruck von den Leuten und Hilfsprojekten von love4all ist sehr positiv.  

Nun freue ich mich mit guten Erinnerungen wieder nach Hause zu gehen und meine Familie und Freunde zu sehen. Ebenfalls freue ich mich darauf wieder zu arbeiten.»

Vortrag über die Reise

Am Samstag 21. Mai 2022 wird Josephine im Katholischen Kirchgemeindehaus Jona sowohl von ihrer Reise nach Rwanda als auch von ihren Hilfsprojekten erzählen.

Linth24