Was hat Dir geholfen, die Zeit, die Bilder, die Gedanken zu verarbeiten?
Mein tiefer Glaube an Gott hat mir geholfen – und ich habe eine Traumatherapie gemacht. Auch Freunde und Freundinnen, die ich hier kennen gelernt habe, unterstützten mich in allen Lagen. Ohne all das wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Dafür bin ich sehr dankbar.
Seit 2004 leben Sie in der Schweiz, Sie bezeichnen Rapperswil-Jona als Ihr Zuhause.
Ja, das stimmt. Meine Familie und ich sind hier akzeptiert und integriert, meine Kinder sind hier in die Schule gegangen und haben die Lehre gemacht. Ich engagiere mich in der Kirche und habe Vereine gegründet, um Menschen zu helfen. Ich will mich für Menschen einsetzen, ich möchte mithelfen, die Kulturen zusammenzubringen, und Brücken zu bauen. Dafür habe ich den Africa Verein gegründet und bin heute Präsidentin dieses Vereins. Ich arbeite bei RaJoVita und durfte dort Karriere machen und bin dafür unwahrscheinlich dankbar. Ich habe zuerst den Pfleghelferkurs und dann Fachfrau Gesundheit gemacht.
Und Heimweh nach Ruanda, verspüren Sie das nie?
Heimweh habe ich nicht, ich habe hier in Rapperswil-Jona meine Familie gegründet, ich fühle mich sehr wohl. Ich bin zwar in Ruanda geboren, das ist mein Heimatland, aber die Wurzeln, die habe ich jetzt hier.
Jetzt reisen Sie im Januar das erste Mal nach Ruanda. Wann haben Sie diesen Entscheid gefällt?
Das hat lange gedauert. Ich habe es immer und immer wieder verschoben, aber irgendwann habe ich mich dann entschieden, mit 40 will ich diese Reise machen. Das war zwar letztes Jahr. Dann ging es aber wegen der Pandemie nicht. Jetzt hat es aber endlich geklappt.
Auch in Ruanda engagieren Sie sich mit Ihrem Hilfsprojekt love4all. Das wird sicher ein wichtiger Pfeiler Ihrer Reise sein, dies zu besuchen.
Ich unterstütze mit dem Hilfsprojekt Schulen in Ruanda. Ich wurde von Kameraden aus Ruanda aufmerksam gemacht, wie schwierig es ist, Uniformen, Kugelschreiber, einfach Schulmaterial schlecht hin zu erhalten. Oft kosten diese Ausrüstungen weniger als hier ein Sandwich und eine Cola. Ich habe dann auf das Sandwich und das Getränk verzichtet und das Geld für die Schülerinnen und Schüler in Ruanda gespendet. Dann habe ich dies weitererzählt, und die Leute waren motiviert, mitzuhelfen. Und so ist dann daraus ein Verein entstanden. Ich werde mich vor Ort erkundigen, wie die Mittel genau verwendet wurden, um dann davon zuhause in der Schweiz zu erzählen.