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Rapperswil-Jona
30.08.2025
01.09.2025 06:15 Uhr

Burgerau: Geldverschwendung und politische Spiele

Einmal mehr erstaunen die Parteien beim Schulprojekt Burgerau.
Einmal mehr erstaunen die Parteien beim Schulprojekt Burgerau. Bild: zVg/Collage: Linth24
In der Schule Burgerau war ein Neubau für 15 Klassen mit 30 Schulzimmern vorgesehen! Die Parteien taktierten teils übel und machen jetzt auf Schlaumeier. Von Bruno Hug

Im Dezember 2023 holte der damalige Stadtrat bei den Bürgern für die Schule Burgerau einen 400'000-Franken-Kredit für einen Architekturwettbewerb ab. Daraus folgte das jetzt auf Eis gelegte 55 Millionen-Projekt.

Auf einer Goldader?

Der Stadtrat musste geglaubt haben, Rapperswil-Jona sitze auf einer Goldader. Ungeniert drückte er seit 2020 bis heute das Nettovermögen pro Bürger von 4'000 Franken auf fast Null. 
Dazu passt, dass er neben einem Hallenbad für 75 Millionen, angedachten neuen Eisanlagen für 150 Millionen, einem Pflegzentrum für 80 Millionen und so weiter auch beim Burgerau klotzen wollte. Wie den Wettbewerbsunterlagen zum Schulneubau zu entnehmen ist, plante die Stadt beim Status von neun Klassen ein Schulhaus für 15 Klassen mit 30 Schulzimmern! Zudem würden im Altbau ein rechter Teil der heutigen Schulzimmer weiter zur Verfügung stehen!

Schwere Entscheidung

Erst 100 Tage im Amt machte die neue Stadtpräsidentin Barbara Dillier darauf aufmerksam, dass sich die finanzielle Situation von Rapperswil-Jona eintrübe und Massnahmen erfolgen müssten. Dementsprechend zog der Stadtrat am 26. August das 55-Millionen-Projekt Burgerau zurück. Gemäss Ausführungen gegenüber Medien geschah dies nach intensiven ratsinternen Diskussionen.

Extrazug von FDP und GLP

Erstaunlich war nun, wie sich die Parteien verhielten. Nur die SVP lehnte das Schulhaus-Projekt «einstimmig» ab und kommunizierte dies. Die Mitte tat Kund, die Schule sei zu teuer, empfahl sie aber trotzdem zur Annahme.

Und die FDP, die den Finanz-Aderlass unter ihrem Ex-Stadtpräsidenten Martin Stöckling (FDP) stets mittrug, schwieg. Genauso die GLP. Heute ist klar, weshalb: Die beiden Parteien wollten, wie die GLP Linth24 freimütig erzählte, das Projekt an der Bürgerversammlung vom 4. September mit einem Rückweisungsantrag stoppen.

Stadtrat kam zuvor

Nun aber kam ihnen der Stadtrat zuvor und setzte den Schulneubau am 26. August aus. Sofort verschickten FDP und GLP Medienmitteilungen. Der Rückzug sei richtig, aber «handwerklich» ungeschickt. Er hätte früher erfolgen müssen. Und es brauche nun sofort eine neue Planung. Im Klartext: Beide Parteien tun jetzt auf einmal so, also ob das, was sie seit Jahren als Partei und mit ihren Stadträten mittrugen, in 14 Tagen gelöst sei.

Mit abgesägten Hosen

Die beiden Parteien, die sich vor dem Stopp durch den Stadtrat zum Projekt nicht zu Wort meldeten, hätten somit an der Bürgerversammlung oder kurz davor mit ihrer Rückweisung alle überrascht. Sie planten, sich als umsichtige Parteien zu profilieren – und hätten den Stadtrat mit abgesägten Hosen dastehen lassen.

Sorgloses Finanzgebaren

Die Grünen blieben still. Und die SP vermeldete sich zum Projekt erst gestern, am 29. August. Sie kritisiert den Rückzug als «bürgerlich-steife Abbaubrise», mit der «gute Schulen gefährdet» werden. (Siehe unten Kommentar)

Das aber sehen, wie geschildert, die SVP, die FDP, die GLP und fast auch Die Mitte anders. Sie hätten den Neubau Burgerau an der Bürgerversammlung wohl gekippt. Offenbar realisieren auch die Parteien langsam, dass ihre früheren Ratsvertreter mit dem Steuergeld der Bürger ziemlich frivol umgingen.

Unterhalb des folgenden Kommentars finden Sie die Medienmitteilungen zum Burgerau von SVP, FDP, GLP, SP und Die Mitte als PDF.

Immerkluge SP

Kommentar von Bruno Hug

Die Medienmitteilung von SP-Präsidentin Susann Helbling zum Burgerau strotzt vor Realitätsverweigerung und schrägen Argumenten. Sie findet es «besonders bedenklich, dass ein solides Projekt geopfert wird», für das der Bedarf «ausgewiesen» sei. Und, der geplante Neubau sei «kein Luxusprojekt».

Wo beginnt der Luxus?

Gegenfrage: Wo würde bei Frau Helbling denn der Luxus beginnen? Wenn für neun Klassen ein Schulhaus mit 25 Klassen und 50 Schulzimmern gebaut wird? Und wie weiss die SP-Frau, wie «ausgewiesen» der Bedarf für die 30 Schulzimmer ist? Fakten dazu liegen bis jetzt jedenfalls keine vor.     

Helbling schreibt weiter, das Schulprojekt entspreche den «gegenwärtigen pädagogischen Anforderungen». Nur: Würde dies stimmen, wäre jede Gemeinde, die nicht für jede Klasse zwei Schulzimmer hat, pädagogisch unterentwickelt. 

Abgehobene Eliten

Weiter moniert Susann Helbling, der Stadtrat betreibe «eine Politik der Rücksichtnahme auf die Vermögendsten, die man steuerlich nicht in die Verantwortung nehmen möchte».

Mit Verlaub, es ist umgekehrt: Von einer vernünftigen Finanzpolitik profitieren vor allem die finanziell Schwächeren. Die «Reichen» können's bezahlen oder ziehen weg. Zudem nützen finanziell schlecht gestellten Mitbürgern überrissene Pracht-Schulbauten nichts. Nur abgehobene Eliten wollen und können sich solches leisten.

Noch ein Wort zum Gendern

Rund 75% der Bevölkerung lehnt die Gendersprache ab. Trotzdem scheint das bei SP-Präsidentin Susann Helbling Pflicht zu sein. Man ist ja gebildet. Nur, sollte man es dann wenigstens können. Sie verwendet das Wort Bürgerversammlung im untenstehenden Medientext zum Schulhaus Burgerau drei Mal. Sie schreibt ein Mal Bürger*innenversammlung, ein Mal Bürger:innenversammlung und ein Mal Bürgerinnen:versammlung. Fazit: Deutsch Sprak, schwer Sprak, und mit dem Gendern doppelt schwer Sprak. (...) 

Bruno Hug