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Rapperswil-Jona
29.11.2024
29.11.2024 12:45 Uhr

«Mitte» ohne Klasse

Ivo Reichenbach ist Parteiführer der «Mitte» Rapperswil-Jona.
Ivo Reichenbach ist Parteiführer der «Mitte» Rapperswil-Jona. Bild: zvg/Linth24
Die Partei «die Mitte» (Ex CVP) von Rapperswil-Jona versammelte sich zu einer politischen Auslegeordnung und verpasste es, Klasse zu zeigen.

Die «Mitte» schreibt in einer Medienmitteilung, welche Positionen sie bei der nächsten Bürgerversammlung einnehmen wird. Um dies zu besprechen, versammelten sich die Parteimitglieder diese Woche im «Kreuz» in Jona.

Drei Tage zuvor hatte der von ihnen unterstützte Stadtpräsident sein Amt verloren. Die Mitte, die sich auf die Seite des Verlierers gestellt hatte, kommentiert dies mit keinem Wort.

Dazu ein Kurzkommentar am Ende des Artikels.

Wortlaut der Mitte-Mitteilung

«Präsident Ivo Reichenbach präsentierte Bericht und Antrag des Stadtrats zum Budget 2025, welches einen Aufwandüberschuss von Fr. 6 Mio. ausweist. Zu den Eckwerten des Ergebnisses gegenüber dem Budget 2024 zählen höhere Personalaufwendungen von rund 5.88 Mio. (+.7.5%) Franken. Es werden sagenhafte 1’172 neue Stellenprozente geschaffen! Und dies nachdem bereits im Vorjahr eine exorbitante Stellenerhöhung von 10.6 Stellen zu Buche schlug.

Die Mitglieder der Mitte sind nicht erfreut über diese extremen jährlichen Steigerungen. Dies sind keine einmaligen Investitionen, sondern Kosten die nun jährlich anfallen und nicht mehr wegzubringen sind.

Ganz grundsätzlich fallen die überproportionalen Steigerungen bei den Aufwendungen auf. Die Mitte wünscht sich dafür stichhaltige, greifbare und klare Begründungen. Da die Stadt nun über ein strukturelles Defizit verfügt, ist ein sorgfältigerer Umgang mit den Ausgaben zwingend nötig. Denn die Einnahmen vermögen die Verluste nicht mehr aufzufangen.

Die Mitte sieht allerdings keinerlei Bemühungen des Stadtrats, das immense und jedes Jahr wachsende Ausgabenwachstum zu bremsen. Der Steuerfuss soll in jedem Fall auch für die kommenden Jahre nicht erhöht werden. Es soll mit den verfügbaren Mitteln haushälterisch(er) umgegangen werden»

Kommentar: Politischer Anstand

Politik heisst auch, mit Niederlagen umgehen zu können. Niederlagen verarbeitet man am besten, in dem man zu ihnen steht und daraus seine Schlüsse zieht.

Die «Mitte» Rapperswil-Jona ist unter der leuchtenden Führung ihres Parteipräsidenten Ivo Reichenbach bei den Stadtpräsidiums-Wahlen krachend gescheitert. Die Partei, einstmals die wichtigste in der Rosenstadt, hat jetzt mit Ueli Dobler nur noch einen einzigen Stadtrat und keine bürgerlichen Parteien als Verbündete mehr.

Was lernt die Mitte daraus? Offenbar nichts, wenn man ihre Mitteilung liest, denn zu den Wahlen findet sich kein Wort.

Glühender Stöck-Befürworter

Ein Grund für diese Abstinenz dürfte sein, dass die Mitte die einzige Partei war, die den FDP-Parteikandidaten Martin Stöckling unterstützte. Zwar versuchte Ivo Reichenbach kurz nach Stöcklings erster Wahlschlappe an einer Gegenkandidatur zu werkeln, schwenkte dann aber wieder auf den Stöck-Kurs ein, nachdem sich der Grünliberale Boris Meier zurückgezogen hatte.

Sorge um die Finanzen

Gemäss ihrer aktuellen Mitteilung macht sich die «Mitte» Sorgen um die Stadtfinanzen und dass zuviel Personal intern und extern beschäftigt wurde. Auch das geschah unter Stöckling und auch das wusste die Partei schon vor den Wahlen.

Trotzdem war die Partei unter Leitung des von der Stadt preisgekrönten Parteipräsidenten zusätzlich noch Feuer und Flamme für ein 75 Millionen Hallenbad.

Politische Weitsicht und Verantwortung sieht anders aus.

Keine Gratulation

Bei dieser tristen Bilanz stellt sich die Frage: Behält die Partei wenigstens ihren politischen Anstand, wenn es schon an der politischen Analyse fehlt? Ebenfalls Fehlanzeige.

Als Verlierer gratuliert man üblicherweise dem Sieger. Aber auch hier sucht man vergebens nach einem Zeichen der Einsicht. Der Wahlsiegerin Barbara Dillier wird nicht als Stadtpräsidentin gratuliert. Schlimmer noch: Sie wird nicht einmal erwähnt.

Ein Armutszeugnis christlicher Nächstenliebe.

Mario Aldrovandi, Linth24