Es war im August 2021, als in Rapperswil-Jona erstmals der Wunsch nach einem Hallenbad auftauchte. Dies in einer «Umfrageauswertung» zur Sportstättenplanung. Darin wurden stichwortartig 41 Verbesserungswünsche zu den städtischen Sportanlagen publiziert. Genannt war auch ein Hallenbad. Wie die Umfrage aber abgelaufen war, blieb im Dunkeln.
Erstellt hatte das Papier Rainer Gilg von der Berner Agentur BPM. (Bericht zu Gilg siehe am Berichtsende.)
Nochmals null Info
Im Herbst 2021 legte Gilg eine nächste Präsentation vor, überschrieben mit «Ergebnisse der Analysephase». Darin wurden dieselben Sportanlagen-Wünsche nochmals genannt. Zur Umfrage selbst gab es wieder keine Information.
Stadtrat legt Zacken zu
Ein gutes halbes Jahr später, am 24. Juni 2022, trat der Stadtrat mit dem zwischenzeitlich von Rainer Gilg verfassten «Sportstättenplan» an die Öffentlichkeit. Der Stadtrat schrieb dazu: «Wie aus der Umfrage ersichtlich, besteht der Wunsch nach einem Hallenbad».
Im Sportstättenplan selbst legte der Stadtrat noch einen Zacken zu und schrieb: «Ein Hallenbad wird sehr gewünscht.»
(Wie viele ein Hallenbad «sehr gewünscht» hatten, dazu gab es wieder keine Information.)
Hallenbad versenkt
Auf Basis dieser schwammigen Aussagen startete die Stadt Anfang 2023 einen 400'000 Franken teuren Architekturwettbewerb für ein «Frei- und Hallenbad» im Lido. Daraus entstand das 75-Millionen-Projekt Badi Lido, das die Bürger am letzten 22. September an der Urne versenkten.
Linth24 fragt nach
Vor dieser Abstimmung bat Linth24 die Stadt um Offenlegung der Hallenbad-Umfrage. Dazu gab es zuerst eine nichtssagende, und auf Nachfrage gar keine Antwort mehr.
Deshalb forderte Linth24 die Offenlegung der Umfrage via Öffentlichkeitsgesetz. Das wollte der Stadtrat anfänglich abwehren. Er schrieb, er müsse prüfen, ob die Offenlegung gegen «Interessen Dritter» verstosse.
Versteckspiel geht weiter
Klar, dass es diese Interessen Dritter nicht geben konnte. Und so erhielt Linth24 am 8. November 2024 endlich Unterlagen zur ominösen Umfrage. Aber nur ausgedünnt!
Die Stadt schickte uns das Papier «Umfrageauswertung», das bekannt ist. Aber die gewünschte Präsentation «Analysephase», in der es viele leere Seiten gibt, erhielten wird nicht. Und eine quantitative Umfrage-Auswertung bezüglich dem vom Stadtrat verkündeten Hallenbad-Wunsch gibt es nicht – und das für ein 75-Millionen-Projekt. (Wie es dazu auch keine Machbarkeitsstudie gibt.)
Wann Betrug am Bürger?
Dafür erhielten wir Papiere zur «Bevölkerungsumfrage». Daraus geht hervor, dass an jener zur Badi Lido lediglich 41 (!) Personen teilnahmen – und nur ein Teilnehmer schrieb: «Wettkampftaugliches Hallenbad fehlt».
Bei der Umfrage bei Vereinen gab es zum «Schwimm- und Freibad Lido» nur 1 (!) Antwort. Der Wunsch darin: «Sanierung / Erneuerung Freibad, 50-m-Becken, 6 Bahnen».
Man erinnert sich: Der Stadtrat schrieb im Juni 2022: «Ein Hallenbad wird sehr gewünscht.» Belegt wird die Aussage nicht. Die Frage dazu sei erlaubt: Bis zu welchem Punkt ist etwas nur politische Manipulation und ab wann beginnt der Betrug am Bürger?