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Rapperswil-Jona
18.10.2024
20.10.2024 06:49 Uhr

Wie entstand die 75-Millionen-Badi?

Lesen Sie hier, wie einfach es ist, 75 Millionen aufzutischen.
Lesen Sie hier, wie einfach es ist, 75 Millionen aufzutischen. Bild: Linth24
Linth24 wollte wissen, wie der Wunsch zum abgelehnten Hallenbad Lido entstanden ist. Es tritt Ernüchterndes zu Tage. Belegt ist nichts. Von Bruno Hug

Bevor die Stimmbürger am vergangenen 22. September die 75-Millionen-Badi im  Lido ablehnten, wollte Linth24 von der Stadt wissen, wie der Wunsch zum Hallenbad entstanden sei. Immer sei von «einer Umfrage» geschrieben worden. Nun aber frage sich, wo diese Umfrage sei.

Sportbegeisterte Personen

Als Antwort mailte uns die Stadt die PowerPoint-Präsentation «Ergebnis der Analysephase» zu. (Anhang am Berichtsende).
Darin steht auf Seite 4, Rapperswil-Jona werde aufgrund «einer Umfrage als Sportstadt geschätzt». «Sportbegeisterte Personen» wünschten unter anderem nach Verbesserungen im Grünfeld, beim Eis Lido, bei der Öffnungszeit Seebadi und – an 5. Stelle – «ein 50-Meter-Schwimmbecken, Familienbad, Hallenbad».

Wo ist die Umfrage?

Die Umfrage selbst blieb im Dunkeln. Linth24 fragte deshalb nach. Beim Bauchef und bei der Stadt-Kommunikation, bekam aber keine Antwort. Und so blieb nur, die Offenlegung der Umfrage nach Öffentlichkeitsgesetz zu fordern. Was erstaunte, müsste die Grundlage für die 75-Millionen-Badi doch unkompliziert einsehbar sein.

Private Interessen?

Auf diese  Forderung  reagierte der Stadtrat mit zwei Briefen (beide im Anhang). Im ersten vom 7. Oktober stand, die Stadt werde «das Gesuch» prüfen. Und im zweiten vom 14. Oktober schrieb der Stadtrat, er kläre zuerst ab, ob «private Interessen» einer Offenlegung der Umfrage entgegenstünden. (Wer hier private Interessen haben könnte, bleibt ein Rätsel.)

Wunsch ohne Beleg

Linth24 hat das Geheimnis zwischenzeitlich zum Teil selber gelüftet und sich die «Umfrageauswertung 2021» beschafft. (Anhang) 
Darin steht zum Hallenbad in etwa dasselbe wie in der uns zugestellten Power-Point-Präsi: Rapperswil-Jona werde als Sportstadt geschätzt. Trotzdem würden von «einigen Sportbegeisterten» bessere Sportstätten gewünscht, so beim «Schwimmen; ein 50-Meter-Becken und ein Hallenbad».

Immer wieder: Die Umfrage

Nun fragt sich, wie begründet diese vagen Aussagen waren?
Das ging wie folgt: Am 24. Juni 2022 verschickte der Stadtrat eine Medienmitteilung zum  «Sportstättenplan 2045». (Derjenige mit dem Abriss des Eisstadions Lido in 15 Jahren.) 
In dieser Mitteilung schrieb die Stadt: «Wie aus der Umfrage ersichtlich und bereits verschiedene Male postuliert besteht der Wunsch nach einem Hallenbad». Zur Umfrage selbst gab es null Information.

So entsteht ein 75-Mio-Projekt

Im «Sportstättenplan» selbst wurde die Tonlage nochmals etwas hochgedreht. Es steht darin auf Seite 10 auf einmal: «Sehr viele Personen» hätten ein 50-Meter-Schwimmbecken sowie ein Hallenbad «sehr gewünscht».  

Wie viele «sehr viele Personen» es waren, und ob das nur zwei oder drei Vereine waren, die sich zur Umfrage für ein Hallenbad gut organisiert hatten, ist unbekannt. Und waren es zum Beispiel 200 Personen, so entsprach das 0.8 Prozent der Bevölkerung.

So kann auf faktisch unbelegte Weise ein 75-Millionen-Projekt entstehen. Zumindest in Rapperswil-Jona.

Bruno Hug