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Kolumne
10.08.2024
10.08.2024 06:25 Uhr

Zögernde Börsen-Wiedererholung

«Die Aussichten an den Börsen bleiben unsicher. ‹Nachbeben› sind jederzeit möglich», meint Christopher Chandiramani zur momentanen Lage.
«Die Aussichten an den Börsen bleiben unsicher. ‹Nachbeben› sind jederzeit möglich», meint Christopher Chandiramani zur momentanen Lage. Bild: Linth24
Nach schwacher Vorwoche und «schwarzem Montag» in Asien besserte sich die Stimmung etwas. SMI stieg um 2.1 Prozent: 11'866 Punkte. Rezessionsängste nahmen ab – Börse bleibt fragil.

Vor allem in Japan hat sich zu Wochenbeginn nach den enttäuschenden US-Konjunkturdaten und tieferen Gewinnen bei den Technologieaktien die Angst vor einer Rezession weiter breitgemacht. Der Leitindex Nikkei brach am Montagmorgen um 12 Prozent ein. Ursachen der jüngsten Marktschwäche waren auch die Geldpolitik der USA und Japans. Nicht zu vergessen ist ebenfalls die schwächere Wirtschaft Chinas, vor allem beim Immobilienmarkt.

Die Schweizer Arbeitslosenquote verharrt im Juli bei 2.3 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz hat im Juli etwas zugenommen. Die Quote verharrte jedoch bei 2.3 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Quote aber leicht an.

Die Börsenbaisse hat auch positive Seiten. Ein Rückgang der Hypothekarzinsen beschleunigte sich weiter. Der globale Zinsrückgang zeigt auch Wirkung bei den Kreditkosten. Anleger nehmen eine spürbare Leitzinssenkung vorweg. Die Hypothekarzinsen in der Schweiz sind in den vergangenen zwei Wochen weiter gefallen, und dies über alle Laufzeiten. Das zeigt die aktuelle Auswertung von mehreren Hypothekarinstituten. Festhypotheken, teilweise unter 2 Prozent erhältlich, sind heute günstiger als Saron-Kredite, die sich am Geldmarkt orientieren.

Einfamilienhäuser und Mieten sind im Juli etwas gefallen. Die Preise für Eigenheime in der Schweiz sind günstiger, ebenso die Neumieten, Die Preisreduktion gegenüber dem Vormonat liegt bei 1.1 Prozent. Eigentumswohnungen haben sich hingegen weiter verteuert.

Mit zunehmender Schwäche der Aktienmärkte und Kryptowährungen hat der Schweizerfranken wieder als sicherer Hafen profitiert und ist gegenüber dem US-Dollar und dem Euro auf einem Mehrjahreshoch (seit 2015) geklettert. Der Druck auf die Nationalbank bezüglich einer Wechselkurspolitik nimmt weiter zu.

Die AHV-Modellrechnungen waren zu pessimistisch. Nach internen Kontrollen muss der Bundesrat seine Prognosen für die AHV massiv nach oben korrigieren: Das Sozialwerk dürfte 4 Milliarden besser dastehen als bisher angenommen. Eine interne Untersuchung und ein neues, externes Berechnungsmodell sollen Klarheit schaffen. Linkspolitiker verlangen eine neue Abstimmung bezüglich Erhöhung des Rentenalters für Frauen, welche erst kürzlich ganz knapp beschlossen wurde.

Unternehmensnachrichten

Der Halbjahresgewinn bei der Zurich Versicherung legte um beachtliche 20 Prozent auf über USD 3 Mrd. gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Hintergrund bilden die höheren Prämien in der Schaden- und Unfallversicherung, aber auch gute Ergebnisse im Anlage- und Firmenkundengeschäft. Der Konzern zeigt sich zuversichtlich, dass die gesetzten Renditeziele von 20 Prozent bis 2025 erreicht werden.

Der Umsatz des Personaldienstleisters Adecco sank im zweiten Quartal 2.6 Prozent auf EUR 5.84 Mrd. was organisch einem Minus von 2 Prozent entspricht. Besonders stark war der Rückgang in Frankreich und Nordeuropa, während Asien gut abschnitt. Das Bruttoergebnis fiel 6 Prozent auf EUR 1.13 Mrd. die entsprechende Marge 70 Basispunkte auf 19.4 Prozent, unter der eigenen Prognose. Das Unternehmen will wieder Marktanteile gewinnen.

Der Umsatz des Apotheken- und Gesundheitskonzerns Galenica ging in den ersten sechs Monaten 2.6 Prozent zurück auf CHF 1.9 Mrd. Der Ebit stieg 9.9 Prozent auf CHF 99,1 Mio., der Reingewinn um 5.4 Prozent auf CHF 77.7 Mio. Für das Gesamtjahr bestätigte der Konzern seine Prognosen.

Der Generikahersteller Sandoz hat im zweiten Quartal 2024 einen Umsatz von USD 2.6 Mrd. erzielt, was einem Anstieg von 9 Prozent bei konstanten Währungen entspricht. Im ersten Halbjahr 2024 stieg der Umsatz um 7 Prozent auf USD 5.0 Mrd. Insbesondere das Biosimilar-Geschäft wuchs um 29 Prozent. Aufgrund des positiven Geschäftsverlaufs hat Sandoz die Umsatzwachstumsprognose für das Gesamtjahr 2024 auf einen mittleren bis hohen einstelligen Bereich erhöht.

Die Westschweizer Brokergruppe Compagnie Financière Tradition (CFT) hat im ersten Halbjahr ihren Umsatz um 4.6 Prozent auf CHF 537 Mio. gesteigert. Bereinigt um Joint Ventures lag das Wachstum bei 4.4 Prozent, wobei die Wachstumsrate bei konstanten Wechselkursen 9.2 Prozent betrug. Das Unternehmen berichtet von Zuwachs in allen Regionen und den meisten Anlageklassen, wobei der Umsatz weiterhin durch die Aufwertung des Schweizer Frankens beeinflusst wurde.

Aussichten

Die Aussichten an den Börsen bleiben unsicher. «Nachbeben» sind jederzeit möglich. Bis jetzt haben Profis via Optionen und Termingeschäfte die Märkte nach unten fallen lassen. Pensionskassen, Versicherungen und Anlagefonds haben noch kaum reagiert. Aber das Wirtschaftswachstum nimmt ab, vor allem in den USA. Die Präsidentschaftswahlen haben einen ungewissen Ausgang. Halbjahresanschlüsse von Unternehmungen zeigen ein gemischtes Bild. Die erwarteten Leitzinsreduktionen könnten stärker ausfallen als erwartet («XL- oder XXL-Senkungen» möglich). Der grösste Teil der Unternehmungen hat das Geschäftsjahr 2024 abgeschlossen. Folgende Schweizer Firmen haben noch letzte Generalversammlungen: Ems-Chemie, Logitech, Klingelnberg, Richemont, Perrot Duval, Dormakaba und Barry Callebaut.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24